Die Gesellschaft von unbestimmter Personen- zahl, je grösser je besser, setzt sich in eine Reihe, Stuhl dicht an Stuhl. Jeder hält seine Hände hinter dem Rücken in Bereitschaft, den hin und her laufenden Plumpsack damit zu fassen und weiter zu geben. Ein Einziger, der anfangs durchs Loos dazu gewählt wird, ist Sucher und wirft der sitzenden Gesellschaft den Plumpsack zu, wenn das Spiel seinen Anfang nimmt. Man nimmt ihn sogleich hinter den Rücken und lässt ihn hier Reihe auf und ab passiren, bald hier bald dort hin aus Hand in Hand, so wie es die Nach- forschungen des Suchers nothwendig machen, ihn bald von dieser bald von jener Stelle zu entfer- nen, damit er ihn nicht erhasche.
Die Rolle des Suchers ist schwieriger als man glaubt. Da steht er vor der lachenden Fronte, schleicht hin und her, passt genau auf, wo das Tuch sey; merkt auf jede Bewegung der Gesell- schafter, welche ihm diess verrathen kann. Er fährt schleunig nach der Stelle, wo er es zu be- merken glaubt, durchsucht mit seinen Händen bald hier bald dort die Räume hinter den Rü- cken, so wie die Hände der Spielenden Reihe auf und ab, und wird nicht nur zwanzig mal ge- täuscht, weil jeder das Tuch schnell weiter giebt,
47. Das Plumpſack-Verſtecken.
Die Geſellſchaft von unbeſtimmter Perſonen- zahl, je gröſser je beſſer, ſetzt ſich in eine Reihe, Stuhl dicht an Stuhl. Jeder hält ſeine Hände hinter dem Rücken in Bereitſchaft, den hin und her laufenden Plumpſack damit zu faſſen und weiter zu geben. Ein Einziger, der anfangs durchs Loos dazu gewählt wird, iſt Sucher und wirft der ſitzenden Geſellſchaft den Plumpſack zu, wenn das Spiel ſeinen Anfang nimmt. Man nimmt ihn ſogleich hinter den Rücken und läſst ihn hier Reihe auf und ab paſſiren, bald hier bald dort hin aus Hand in Hand, ſo wie es die Nach- forſchungen des Suchers nothwendig machen, ihn bald von dieſer bald von jener Stelle zu entfer- nen, damit er ihn nicht erhaſche.
Die Rolle des Suchers iſt ſchwieriger als man glaubt. Da ſteht er vor der lachenden Fronte, ſchleicht hin und her, paſst genau auf, wo das Tuch ſey; merkt auf jede Bewegung der Geſell- ſchafter, welche ihm dieſs verrathen kann. Er fährt ſchleunig nach der Stelle, wo er es zu be- merken glaubt, durchſucht mit ſeinen Händen bald hier bald dort die Räume hinter den Rü- cken, ſo wie die Hände der Spielenden Reihe auf und ab, und wird nicht nur zwanzig mal ge- täuſcht, weil jeder das Tuch ſchnell weiter giebt,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0294"n="262"/><divn="3"><head>47. Das Plumpſack-Verſtecken.</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie Geſellſchaft von unbeſtimmter Perſonen-<lb/>
zahl, je gröſser je beſſer, ſetzt ſich in eine Reihe,<lb/>
Stuhl dicht an Stuhl. Jeder hält ſeine Hände<lb/>
hinter dem Rücken in Bereitſchaft, den hin und<lb/>
her laufenden Plumpſack damit zu faſſen und<lb/>
weiter zu geben. Ein Einziger, der anfangs<lb/>
durchs Loos dazu gewählt wird, iſt <hirendition="#i">Sucher</hi> und<lb/>
wirft der ſitzenden Geſellſchaft den Plumpſack<lb/>
zu, wenn das Spiel ſeinen Anfang nimmt. Man<lb/>
nimmt ihn ſogleich hinter den Rücken und läſst<lb/>
ihn hier Reihe auf und ab paſſiren, bald hier bald<lb/>
dort hin aus Hand in Hand, ſo wie es die Nach-<lb/>
forſchungen des <hirendition="#i">Suchers</hi> nothwendig machen, ihn<lb/>
bald von dieſer bald von jener Stelle zu entfer-<lb/>
nen, damit er ihn nicht erhaſche.</p><lb/><p>Die Rolle des <hirendition="#i">Suchers</hi> iſt ſchwieriger als man<lb/>
glaubt. Da ſteht er vor der lachenden Fronte,<lb/>ſchleicht hin und her, paſst genau auf, wo das<lb/>
Tuch ſey; merkt auf jede Bewegung der Geſell-<lb/>ſchafter, welche ihm dieſs verrathen kann. Er<lb/>
fährt ſchleunig nach der Stelle, wo er es zu be-<lb/>
merken glaubt, durchſucht mit ſeinen Händen<lb/>
bald hier bald dort die Räume hinter den Rü-<lb/>
cken, ſo wie die Hände der Spielenden Reihe<lb/>
auf und ab, und wird nicht nur zwanzig mal ge-<lb/>
täuſcht, weil jeder das Tuch ſchnell weiter giebt,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[262/0294]
47. Das Plumpſack-Verſtecken.
Die Geſellſchaft von unbeſtimmter Perſonen-
zahl, je gröſser je beſſer, ſetzt ſich in eine Reihe,
Stuhl dicht an Stuhl. Jeder hält ſeine Hände
hinter dem Rücken in Bereitſchaft, den hin und
her laufenden Plumpſack damit zu faſſen und
weiter zu geben. Ein Einziger, der anfangs
durchs Loos dazu gewählt wird, iſt Sucher und
wirft der ſitzenden Geſellſchaft den Plumpſack
zu, wenn das Spiel ſeinen Anfang nimmt. Man
nimmt ihn ſogleich hinter den Rücken und läſst
ihn hier Reihe auf und ab paſſiren, bald hier bald
dort hin aus Hand in Hand, ſo wie es die Nach-
forſchungen des Suchers nothwendig machen, ihn
bald von dieſer bald von jener Stelle zu entfer-
nen, damit er ihn nicht erhaſche.
Die Rolle des Suchers iſt ſchwieriger als man
glaubt. Da ſteht er vor der lachenden Fronte,
ſchleicht hin und her, paſst genau auf, wo das
Tuch ſey; merkt auf jede Bewegung der Geſell-
ſchafter, welche ihm dieſs verrathen kann. Er
fährt ſchleunig nach der Stelle, wo er es zu be-
merken glaubt, durchſucht mit ſeinen Händen
bald hier bald dort die Räume hinter den Rü-
cken, ſo wie die Hände der Spielenden Reihe
auf und ab, und wird nicht nur zwanzig mal ge-
täuſcht, weil jeder das Tuch ſchnell weiter giebt,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/294>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.