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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

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62. Die Kelle.

Auch bey diesem Vexirspiel ist eine Person, die
seiner noch nicht kundig ist. Diese, Namens A,
kniet mit B einem andern von der Gesellschaft
der das Spiel kennt, mitten ins Zimmer und
beyde werden in ein Laken gehüllt, welches sie
vor dem Leibe mit den Händen zusammen fas-
sen, so dass sie einander nicht sehen können, ob
sie gleich ganz nah an einander sind. Die Ue-
brigen, welche um jene beyden hertanzen, ha-
ben eine hölzerne Kelle, welche anfänglich aus
Hand in Hand gehet und mit der sie den Knie-
enden einige Schläge versetzen. Indess macht
B seine Hände und Arme frey, man übergiebt
ihm heimlich die Kelle und dieser ertheilt dem
A nun bald links bald rechts einen Hieb, indem
er hinter dem Rücken die Kelle bald in diese bald
in jene Hand fasst. A muss nun errathen, die
Gesellschaft tanzt lachend umher und fragt: wer
wars? und B der Schläger schreit mitunter sein
Auweh, als wenn auch er derbe Püffe bekäme.
Hat A lange genug vergebens auf die Herum-
tanzenden gerathen, so deckt man endlich das
Tuch auf und entdeckt unter Gelächter den spass-
haften Betrug, wenn ihm sein Beobachtungsgeist
nicht selbst aus der Schlinge half.

62. Die Kelle.

Auch bey dieſem Vexirſpiel iſt eine Perſon, die
ſeiner noch nicht kundig iſt. Dieſe, Namens A,
kniet mit B einem andern von der Geſellſchaft
der das Spiel kennt, mitten ins Zimmer und
beyde werden in ein Laken gehüllt, welches ſie
vor dem Leibe mit den Händen zuſammen faſ-
ſen, ſo daſs ſie einander nicht ſehen können, ob
ſie gleich ganz nah an einander ſind. Die Ue-
brigen, welche um jene beyden hertanzen, ha-
ben eine hölzerne Kelle, welche anfänglich aus
Hand in Hand gehet und mit der ſie den Knie-
enden einige Schläge verſetzen. Indeſs macht
B ſeine Hände und Arme frey, man übergiebt
ihm heimlich die Kelle und dieſer ertheilt dem
A nun bald links bald rechts einen Hieb, indem
er hinter dem Rücken die Kelle bald in dieſe bald
in jene Hand faſst. A muſs nun errathen, die
Geſellſchaft tanzt lachend umher und fragt: wer
wars? und B der Schläger ſchreit mitunter ſein
Auweh, als wenn auch er derbe Püffe bekäme.
Hat A lange genug vergebens auf die Herum-
tanzenden gerathen, ſo deckt man endlich das
Tuch auf und entdeckt unter Gelächter den ſpaſs-
haften Betrug, wenn ihm ſein Beobachtungsgeiſt
nicht ſelbſt aus der Schlinge half.

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[296/0328] 62. Die Kelle. Auch bey dieſem Vexirſpiel iſt eine Perſon, die ſeiner noch nicht kundig iſt. Dieſe, Namens A, kniet mit B einem andern von der Geſellſchaft der das Spiel kennt, mitten ins Zimmer und beyde werden in ein Laken gehüllt, welches ſie vor dem Leibe mit den Händen zuſammen faſ- ſen, ſo daſs ſie einander nicht ſehen können, ob ſie gleich ganz nah an einander ſind. Die Ue- brigen, welche um jene beyden hertanzen, ha- ben eine hölzerne Kelle, welche anfänglich aus Hand in Hand gehet und mit der ſie den Knie- enden einige Schläge verſetzen. Indeſs macht B ſeine Hände und Arme frey, man übergiebt ihm heimlich die Kelle und dieſer ertheilt dem A nun bald links bald rechts einen Hieb, indem er hinter dem Rücken die Kelle bald in dieſe bald in jene Hand faſst. A muſs nun errathen, die Geſellſchaft tanzt lachend umher und fragt: wer wars? und B der Schläger ſchreit mitunter ſein Auweh, als wenn auch er derbe Püffe bekäme. Hat A lange genug vergebens auf die Herum- tanzenden gerathen, ſo deckt man endlich das Tuch auf und entdeckt unter Gelächter den ſpaſs- haften Betrug, wenn ihm ſein Beobachtungsgeiſt nicht ſelbſt aus der Schlinge half.

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Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/328>, abgerufen am 24.11.2024.