es sich aber gar nicht auf die Frage, so muss man zwischen ihr und dem Worte schnell eine künst- liche Verbindung ersinnen; diess ist oft nicht leicht. So hat das Wort Kamm in Nro. 17 gar keine Verbindung mit der Frage, was kostet ihnen ihr Kleid! Es ist daher schwer, es so in die Ant- wort zu verflechten, dass es sich nicht durch sei- ne Gezwungenheit verräth. Das beste Mittel ist dann, noch andere Wörter hinein zu weben, die eben so gezwungen sind, um dadurch das Errathen zweifelhafter zu machen: daher fin- det man dort das Wort Kamm unter Schuh- schnallen und Hemdknöpfe versteckt, und eben darum wird bey keiner Antwort das versteckte Wort so leicht zu finden seyn als in Nro. 14 das Wort Schnee. Kann man im Gegentheile das gegebene Wort ganz natürlich ungezwun- gen hinein weben, und ein anders mit dem Scheine der Gezwungenheit hinein schieben: so wird der Frager dadurch leicht irre geleitet. Ein Beyspiel davon giebt Nro. 9 wo das Wort Ver- gnügen eine sehr natürliche Stelle hat, hingegen Topf mit Gewalt herbeygezogen ist. Der Fra- ger wird hier gewiss Topf für das gegebene Wort halten. Hieraus ergiebt sich zugleich für den Fragenden im allgemeinen die Regel: er muss sich hüten, solche Wörter für die versteckten an- zugeben, welche mit seiner Frage in ganz naher
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es ſich aber gar nicht auf die Frage, ſo muſs man zwiſchen ihr und dem Worte ſchnell eine künſt- liche Verbindung erſinnen; dieſs iſt oft nicht leicht. So hat das Wort Kamm in Nro. 17 gar keine Verbindung mit der Frage, was koſtet ihnen ihr Kleid! Es iſt daher ſchwer, es ſo in die Ant- wort zu verflechten, daſs es ſich nicht durch ſei- ne Gezwungenheit verräth. Das beſte Mittel iſt dann, noch andere Wörter hinein zu weben, die eben ſo gezwungen ſind, um dadurch das Errathen zweifelhafter zu machen: daher fin- det man dort das Wort Kamm unter Schuh- ſchnallen und Hemdknöpfe verſteckt, und eben darum wird bey keiner Antwort das verſteckte Wort ſo leicht zu finden ſeyn als in Nro. 14 das Wort Schnee. Kann man im Gegentheile das gegebene Wort ganz natürlich ungezwun- gen hinein weben, und ein anders mit dem Scheine der Gezwungenheit hinein ſchieben: ſo wird der Frager dadurch leicht irre geleitet. Ein Beyſpiel davon giebt Nro. 9 wo das Wort Ver- gnügen eine ſehr natürliche Stelle hat, hingegen Topf mit Gewalt herbeygezogen iſt. Der Fra- ger wird hier gewiſs Topf für das gegebene Wort halten. Hieraus ergiebt ſich zugleich für den Fragenden im allgemeinen die Regel: er muſs ſich hüten, ſolche Wörter für die verſteckten an- zugeben, welche mit ſeiner Frage in ganz naher
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es ſich aber gar nicht auf die Frage, ſo muſs man
zwiſchen ihr und dem Worte ſchnell eine künſt-
liche Verbindung erſinnen; dieſs iſt oft nicht
leicht. So hat das Wort Kamm in Nro. 17 gar
keine Verbindung mit der Frage, was koſtet ihnen
ihr Kleid! Es iſt daher ſchwer, es ſo in die Ant-
wort zu verflechten, daſs es ſich nicht durch ſei-
ne Gezwungenheit verräth. Das beſte Mittel
iſt dann, noch andere Wörter hinein zu weben,
die eben ſo gezwungen ſind, um dadurch das
Errathen zweifelhafter zu machen: daher fin-
det man dort das Wort Kamm unter Schuh-
ſchnallen und Hemdknöpfe verſteckt, und eben
darum wird bey keiner Antwort das verſteckte
Wort ſo leicht zu finden ſeyn als in Nro. 14
das Wort Schnee. Kann man im Gegentheile
das gegebene Wort ganz natürlich ungezwun-
gen hinein weben, und ein anders mit dem
Scheine der Gezwungenheit hinein ſchieben: ſo
wird der Frager dadurch leicht irre geleitet. Ein
Beyſpiel davon giebt Nro. 9 wo das Wort Ver-
gnügen eine ſehr natürliche Stelle hat, hingegen
Topf mit Gewalt herbeygezogen iſt. Der Fra-
ger wird hier gewiſs Topf für das gegebene Wort
halten. Hieraus ergiebt ſich zugleich für den
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/419>, abgerufen am 22.11.2024.
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