9) Die Akademie verlangt, dass ihr Belletrist sie mit einer Fabel unterhalte.
10) Die Akademie verlangt, dass ihr Belletrist sie durch ein gut deklamirtes Liedchen be- lustige.
Allerley dergleichen auf Kartenblätter ge- schriebene Fragen, die natürlicher Weise nicht über den Horizont der Jugend seyn müssen, werden in ein Gefäss gethan. Auch verfertigt der Präsident eine grosse papierne Mütze, auf welcher mit grossen Buchstaben der Nahme Mi- das steht.
Jetzt setzt sich der Präsident vor einen Tisch, der Secretär neben ihn, der König hinten auf einen Thron, die Akademisten in einen Halbcirkel vor jene.
Der Präsident schlägt mit einem Stabe auf den Tisch, und alles ist mausestill. Er schüttelt die Fragen im Gefässe durcheinander, und beginnt:
Schaut auf, ihr Herren allzumal! Wir schreiten jetzt zur grossen Wahl der grossen Frage, die für heut uns Stoff zum ernsten Denken beut.
Mit diesen Worten zieht er ein Kartenblatt heraus, und reicht es dem Secretär. Dieser er- hebt sich von seinem Sitze, macht dem Präsi- denten und der Versammlung eine Verbeugung, liesst die Frage mit lauter Stimme vor, und sezt
9) Die Akademie verlangt, daſs ihr Belletriſt ſie mit einer Fabel unterhalte.
10) Die Akademie verlangt, daſs ihr Belletriſt ſie durch ein gut deklamirtes Liedchen be- luſtige.
Allerley dergleichen auf Kartenblätter ge- ſchriebene Fragen, die natürlicher Weiſe nicht über den Horizont der Jugend ſeyn müſſen, werden in ein Gefäſs gethan. Auch verfertigt der Präſident eine groſse papierne Mütze, auf welcher mit groſsen Buchſtaben der Nahme Mi- das ſteht.
Jetzt ſetzt ſich der Präſident vor einen Tiſch, der Secretär neben ihn, der König hinten auf einen Thron, die Akademiſten in einen Halbcirkel vor jene.
Der Präſident ſchlägt mit einem Stabe auf den Tiſch, und alles iſt mauſeſtill. Er ſchüttelt die Fragen im Gefäſse durcheinander, und beginnt:
Schaut auf, ihr Herren allzumal! Wir ſchreiten jetzt zur groſsen Wahl der groſsen Frage, die für heut uns Stoff zum ernſten Denken beut.
Mit dieſen Worten zieht er ein Kartenblatt heraus, und reicht es dem Secretär. Dieſer er- hebt ſich von ſeinem Sitze, macht dem Präſi- denten und der Verſammlung eine Verbeugung, lieſst die Frage mit lauter Stimme vor, und ſezt
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9) Die Akademie verlangt, daſs ihr Belletriſt
ſie mit einer Fabel unterhalte.
10) Die Akademie verlangt, daſs ihr Belletriſt
ſie durch ein gut deklamirtes Liedchen be-
luſtige.
Allerley dergleichen auf Kartenblätter ge-
ſchriebene Fragen, die natürlicher Weiſe nicht
über den Horizont der Jugend ſeyn müſſen,
werden in ein Gefäſs gethan. Auch verfertigt
der Präſident eine groſse papierne Mütze, auf
welcher mit groſsen Buchſtaben der Nahme Mi-
das ſteht.
Jetzt ſetzt ſich der Präſident vor einen Tiſch,
der Secretär neben ihn, der König hinten auf
einen Thron, die Akademiſten in einen Halbcirkel
vor jene.
Der Präſident ſchlägt mit einem Stabe auf den
Tiſch, und alles iſt mauſeſtill. Er ſchüttelt die
Fragen im Gefäſse durcheinander, und beginnt:
Schaut auf, ihr Herren allzumal!
Wir ſchreiten jetzt zur groſsen Wahl
der groſsen Frage, die für heut
uns Stoff zum ernſten Denken beut.
Mit dieſen Worten zieht er ein Kartenblatt
heraus, und reicht es dem Secretär. Dieſer er-
hebt ſich von ſeinem Sitze, macht dem Präſi-
denten und der Verſammlung eine Verbeugung,
lieſst die Frage mit lauter Stimme vor, und ſezt
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/429>, abgerufen am 22.11.2024.
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