Hereintreten nicht gleich ängstlich in der näch- sten Gegend des Zimmers alles durchsuchen und berühren; sondern er wird wohl thun, wenn er sich zuförderst flüchtig vom Kopfe bis zu den Füssen mit den Händen überfährt -- denn es könnte seyn, dass er mit sich selbst etwas vor- nehmen sollte, -- und dann schnell in dem Zimmer umher gehe. Auf diese Art wird er den Gegenstand vermittelst der Musik am schnell- sten auffinden. -- Alles übrige hängt zu sehr von Umständen ab und erfordert eine zu weit- läuftige Entwickelung, als dass ich mich darauf einlassen könnte.
3. Die Musik kann bey diesem Spiele frey- lich im Nothfalle durch blosses Händeklatschen oder Klopfen auf dem Tische einigermassen er- setzt werden, aber man sieht leicht ein, dass hierdurch für etwas empfindliche Ohren leicht Ueberdruss verursacht werde. Ersetzt wird da- durch Musik niemals, und wenn der Spieler auch nur simple Accorde oder ein leichtes An- fängerliedchen herausbringen kann. Vollkom- men aber wird die Sache, wenn er die schöne Kunst des phantasirens auf dem Forte piano oder der Violine in einem so ansehnlichen Gra- de besitzt, dass er den Acteur nicht bloss durch Hebung und Verminderung der Töne, sondern auch durch Abwechselung des Tactes, des Tem-
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Hereintreten nicht gleich ängſtlich in der näch- ſten Gegend des Zimmers alles durchſuchen und berühren; ſondern er wird wohl thun, wenn er ſich zuförderſt flüchtig vom Kopfe bis zu den Füſsen mit den Händen überfährt — denn es könnte ſeyn, daſs er mit ſich ſelbſt etwas vor- nehmen ſollte, — und dann ſchnell in dem Zimmer umher gehe. Auf dieſe Art wird er den Gegenſtand vermittelſt der Muſik am ſchnell- ſten auffinden. — Alles übrige hängt zu ſehr von Umſtänden ab und erfordert eine zu weit- läuftige Entwickelung, als daſs ich mich darauf einlaſſen könnte.
3. Die Muſik kann bey dieſem Spiele frey- lich im Nothfalle durch bloſses Händeklatſchen oder Klopfen auf dem Tiſche einigermaſsen er- ſetzt werden, aber man ſieht leicht ein, daſs hierdurch für etwas empfindliche Ohren leicht Ueberdruſs verurſacht werde. Erſetzt wird da- durch Muſik niemals, und wenn der Spieler auch nur ſimple Accorde oder ein leichtes An- fängerliedchen herausbringen kann. Vollkom- men aber wird die Sache, wenn er die ſchöne Kunſt des phantaſirens auf dem Forte piano oder der Violine in einem ſo anſehnlichen Gra- de beſitzt, daſs er den Acteur nicht bloſs durch Hebung und Verminderung der Töne, ſondern auch durch Abwechſelung des Tactes, des Tem-
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Hereintreten nicht gleich ängſtlich in der näch-
ſten Gegend des Zimmers alles durchſuchen und
berühren; ſondern er wird wohl thun, wenn er
ſich zuförderſt flüchtig vom Kopfe bis zu den
Füſsen mit den Händen überfährt — denn es
könnte ſeyn, daſs er mit ſich ſelbſt etwas vor-
nehmen ſollte, — und dann ſchnell in dem
Zimmer umher gehe. Auf dieſe Art wird er
den Gegenſtand vermittelſt der Muſik am ſchnell-
ſten auffinden. — Alles übrige hängt zu ſehr
von Umſtänden ab und erfordert eine zu weit-
läuftige Entwickelung, als daſs ich mich darauf
einlaſſen könnte.
3. Die Muſik kann bey dieſem Spiele frey-
lich im Nothfalle durch bloſses Händeklatſchen
oder Klopfen auf dem Tiſche einigermaſsen er-
ſetzt werden, aber man ſieht leicht ein, daſs
hierdurch für etwas empfindliche Ohren leicht
Ueberdruſs verurſacht werde. Erſetzt wird da-
durch Muſik niemals, und wenn der Spieler
auch nur ſimple Accorde oder ein leichtes An-
fängerliedchen herausbringen kann. Vollkom-
men aber wird die Sache, wenn er die ſchöne
Kunſt des phantaſirens auf dem Forte piano
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/439>, abgerufen am 22.11.2024.
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