thanen erwarb. Diess rührte den König. Er drang in den weisen Braman, sich etwas zur Be- lohnung auszubitten und wenn es auch die Hälf- re seines Reichs wäre. Nassir fiel demüthig zur Erde und sprach: Sieh o mein König die Tafel meines Spiels hat 64 Felder; willst du mich mit Gnade überschütten, so lass die Knechte deiner Kornhäuser legen auf das erste Feld 1 Waizen- korn, auf das andre zwey, auf das dritte 4 und so fort auf das nächstfolgende noch einmal so viel als auf das Vorhergehende. Da erzürnte der weise König über die kindische Bitte des Erfin- ders, schalt ihn einen Dummkopf und verlangte, er sollte etwas bessers bitten; allein Nassir blieb bey dem Gesagten und der König willigte mit Unwillen ein und gab den Befehl. Allein bald erschien der Aufseher der Magazine und meldete seiner Majestät, es sey eine etwas wunderliche Rechnung, man wisse vor lauter multipliciren nicht, was man anfangen sollte; er habe sie erst halb vollendet, aber die Zahl der Waizenkörner schon so gross gefunden, dass im ganzen Reiche wohl nicht so viel seyn möchten, um den Bra- man nur halb zu bezahlen. -- Nach einer Berech- nung darüber möchte wohl der ganze Erdboden seit der Schöpfung nicht so viel Waizenkörner getragen haben, denn das Ganze, beträgt ge- nau berechnet 18''' 446 744" 073 709' 551 615,
thanen erwarb. Dieſs rührte den König. Er drang in den weiſen Braman, ſich etwas zur Be- lohnung auszubitten und wenn es auch die Hälf- re ſeines Reichs wäre. Naſſir fiel demüthig zur Erde und ſprach: Sieh o mein König die Tafel meines Spiels hat 64 Felder; willſt du mich mit Gnade überſchütten, ſo laſs die Knechte deiner Kornhäuſer legen auf das erſte Feld 1 Waizen- korn, auf das andre zwey, auf das dritte 4 und ſo fort auf das nächſtfolgende noch einmal ſo viel als auf das Vorhergehende. Da erzürnte der weiſe König über die kindiſche Bitte des Erfin- ders, ſchalt ihn einen Dummkopf und verlangte, er ſollte etwas beſſers bitten; allein Naſſir blieb bey dem Geſagten und der König willigte mit Unwillen ein und gab den Befehl. Allein bald erſchien der Aufſeher der Magazine und meldete ſeiner Majeſtät, es ſey eine etwas wunderliche Rechnung, man wiſſe vor lauter multipliciren nicht, was man anfangen ſollte; er habe ſie erſt halb vollendet, aber die Zahl der Waizenkörner ſchon ſo groſs gefunden, daſs im ganzen Reiche wohl nicht ſo viel ſeyn möchten, um den Bra- man nur halb zu bezahlen. — Nach einer Berech- nung darüber möchte wohl der ganze Erdboden ſeit der Schöpfung nicht ſo viel Waizenkörner getragen haben, denn das Ganze, beträgt ge- nau berechnet 18‴ 446 744″ 073 709′ 551 615,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0475"n="443"/>
thanen erwarb. Dieſs rührte den König. Er<lb/>
drang in den weiſen Braman, ſich etwas zur Be-<lb/>
lohnung auszubitten und wenn es auch die Hälf-<lb/>
re ſeines Reichs wäre. Naſſir fiel demüthig zur<lb/>
Erde und ſprach: Sieh o mein König die Tafel<lb/>
meines Spiels hat 64 Felder; willſt du mich mit<lb/>
Gnade überſchütten, ſo laſs die Knechte deiner<lb/>
Kornhäuſer legen auf das erſte Feld 1 Waizen-<lb/>
korn, auf das andre zwey, auf das dritte 4 und<lb/>ſo fort auf das nächſtfolgende noch einmal ſo viel<lb/>
als auf das Vorhergehende. Da erzürnte der<lb/>
weiſe König über die kindiſche Bitte des Erfin-<lb/>
ders, ſchalt ihn einen Dummkopf und verlangte,<lb/>
er ſollte etwas beſſers bitten; allein Naſſir blieb<lb/>
bey dem Geſagten und der König willigte mit<lb/>
Unwillen ein und gab den Befehl. Allein bald<lb/>
erſchien der Aufſeher der Magazine und meldete<lb/>ſeiner Majeſtät, es ſey eine etwas wunderliche<lb/>
Rechnung, man wiſſe vor lauter multipliciren<lb/>
nicht, was man anfangen ſollte; er habe ſie erſt<lb/>
halb vollendet, aber die Zahl der Waizenkörner<lb/>ſchon ſo groſs gefunden, daſs im ganzen Reiche<lb/>
wohl nicht ſo viel ſeyn möchten, um den Bra-<lb/>
man nur halb zu bezahlen. — Nach einer Berech-<lb/>
nung darüber möchte wohl der ganze Erdboden<lb/>ſeit der Schöpfung nicht ſo viel Waizenkörner<lb/>
getragen haben, denn das Ganze, beträgt ge-<lb/>
nau berechnet 18‴ 446 744″ 073 709′ 551 615,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[443/0475]
thanen erwarb. Dieſs rührte den König. Er
drang in den weiſen Braman, ſich etwas zur Be-
lohnung auszubitten und wenn es auch die Hälf-
re ſeines Reichs wäre. Naſſir fiel demüthig zur
Erde und ſprach: Sieh o mein König die Tafel
meines Spiels hat 64 Felder; willſt du mich mit
Gnade überſchütten, ſo laſs die Knechte deiner
Kornhäuſer legen auf das erſte Feld 1 Waizen-
korn, auf das andre zwey, auf das dritte 4 und
ſo fort auf das nächſtfolgende noch einmal ſo viel
als auf das Vorhergehende. Da erzürnte der
weiſe König über die kindiſche Bitte des Erfin-
ders, ſchalt ihn einen Dummkopf und verlangte,
er ſollte etwas beſſers bitten; allein Naſſir blieb
bey dem Geſagten und der König willigte mit
Unwillen ein und gab den Befehl. Allein bald
erſchien der Aufſeher der Magazine und meldete
ſeiner Majeſtät, es ſey eine etwas wunderliche
Rechnung, man wiſſe vor lauter multipliciren
nicht, was man anfangen ſollte; er habe ſie erſt
halb vollendet, aber die Zahl der Waizenkörner
ſchon ſo groſs gefunden, daſs im ganzen Reiche
wohl nicht ſo viel ſeyn möchten, um den Bra-
man nur halb zu bezahlen. — Nach einer Berech-
nung darüber möchte wohl der ganze Erdboden
ſeit der Schöpfung nicht ſo viel Waizenkörner
getragen haben, denn das Ganze, beträgt ge-
nau berechnet 18‴ 446 744″ 073 709′ 551 615,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/475>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.