u. s. w. im Nebenmenschen. Der junge Mensch wird abgerieben, wie ein Kiesel im Bach; immer besser geschieht es früher als spät, nur sey der Strom nicht ganz verdorben und modrig. El- tern, die ihr eure Kinder eyländlich im kleinen häuslichen Kreise erzieht und sie von der übri- gen Kinderwelt zurückhaltet, eure Meynung ist gut, aber euer Erziehungsplan gewiss sehr übel berechnet; ihr seyd in Gefahr eigensinnige, un- duldsame, unerfahrne, und zu empfindliche Nachkömmlinge zu haben.
8) Spiele verbreiten im jugendlichen Kreise Heiterkeit und Freude, Lust und Gelächter. Wären alle Menschen stets lustig und vergnügt, sicher würde nicht so viel Böses geschehen. Mür- rische Laune ist nicht die Stifterin des Guten und Angenehmen; ja schon ein stets ernsthafter Charakter ist weniger moralisch vollkommen, als der aus Ernst und Scherz lieblich gemischte, bey gleicher Herzensreinigkeit. Die Anlage von allen dreyen wird angeboren, aber die Ausbil- dung liegt in Erziehung und in erziehenden Um- ständen. Immer bleibt es doch rathsam die Ju- gend in einem heitern, fröhlichen Tone zu er- halten und selbst Spiele zur Beförderung dessel- ben in die Erziehung aufzunehmen. Jemehr die Jugend, jedoch von eigentlichen Leichtsinne entfernt, scherzt und lacht, je mehr man ihr
u. ſ. w. im Nebenmenſchen. Der junge Menſch wird abgerieben, wie ein Kieſel im Bach; immer beſſer geſchieht es früher als ſpät, nur ſey der Strom nicht ganz verdorben und modrig. El- tern, die ihr eure Kinder eyländlich im kleinen häuslichen Kreiſe erzieht und ſie von der übri- gen Kinderwelt zurückhaltet, eure Meynung iſt gut, aber euer Erziehungsplan gewiſs ſehr übel berechnet; ihr ſeyd in Gefahr eigenſinnige, un- duldſame, unerfahrne, und zu empfindliche Nachkömmlinge zu haben.
8) Spiele verbreiten im jugendlichen Kreiſe Heiterkeit und Freude, Luſt und Gelächter. Wären alle Menſchen ſtets luſtig und vergnügt, ſicher würde nicht ſo viel Böſes geſchehen. Mür- riſche Laune iſt nicht die Stifterin des Guten und Angenehmen; ja ſchon ein ſtets ernſthafter Charakter iſt weniger moraliſch vollkommen, als der aus Ernſt und Scherz lieblich gemiſchte, bey gleicher Herzensreinigkeit. Die Anlage von allen dreyen wird angeboren, aber die Ausbil- dung liegt in Erziehung und in erziehenden Um- ſtänden. Immer bleibt es doch rathſam die Ju- gend in einem heitern, fröhlichen Tone zu er- halten und ſelbſt Spiele zur Beförderung deſſel- ben in die Erziehung aufzunehmen. Jemehr die Jugend, jedoch von eigentlichen Leichtſinne entfernt, ſcherzt und lacht, je mehr man ihr
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u. ſ. w. im Nebenmenſchen. Der junge Menſch
wird abgerieben, wie ein Kieſel im Bach; immer
beſſer geſchieht es früher als ſpät, nur ſey der
Strom nicht ganz verdorben und modrig. El-
tern, die ihr eure Kinder eyländlich im kleinen
häuslichen Kreiſe erzieht und ſie von der übri-
gen Kinderwelt zurückhaltet, eure Meynung iſt
gut, aber euer Erziehungsplan gewiſs ſehr übel
berechnet; ihr ſeyd in Gefahr eigenſinnige, un-
duldſame, unerfahrne, und zu empfindliche
Nachkömmlinge zu haben.
8) Spiele verbreiten im jugendlichen Kreiſe
Heiterkeit und Freude, Luſt und Gelächter.
Wären alle Menſchen ſtets luſtig und vergnügt,
ſicher würde nicht ſo viel Böſes geſchehen. Mür-
riſche Laune iſt nicht die Stifterin des Guten
und Angenehmen; ja ſchon ein ſtets ernſthafter
Charakter iſt weniger moraliſch vollkommen, als
der aus Ernſt und Scherz lieblich gemiſchte, bey
gleicher Herzensreinigkeit. Die Anlage von
allen dreyen wird angeboren, aber die Ausbil-
dung liegt in Erziehung und in erziehenden Um-
ſtänden. Immer bleibt es doch rathſam die Ju-
gend in einem heitern, fröhlichen Tone zu er-
halten und ſelbſt Spiele zur Beförderung deſſel-
ben in die Erziehung aufzunehmen. Jemehr
die Jugend, jedoch von eigentlichen Leichtſinne
entfernt, ſcherzt und lacht, je mehr man ihr
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/59>, abgerufen am 24.11.2024.
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