Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.nicht grade widersetzte, wenn er ihn auch nicht vollkommen billigte. Dabei hatte er noch immer nicht den Muth, seinen Sohn ihm selbst zu überlassen. Er beauftragte den Professor Martin, ihm in Heidelberg einige, sein Betragen regelnde Aufmerksamkeit zu schenken. Börne fühlte sich durch dies ewige Bevormunden unangenehm berührt. Es war ihm unerträglich, daß, wenn er die übrigen Studenten in freier Selbstständigkeit sich tummeln sahe, man bei ihm immer die Drathfäden der väterlichen Wachsamkeit bemerken mußte. Er lebte allerdings in Heidelberg ausschreitender, als bisher. Man sah ihn öfter im Mannheimer Theater, als im Collegio. Er schloß sich großen Parthieen in die herrlichen Umgegenden Heidelbergs an, schaukelte sich lieber auf den Wellen des Neckar, den er zu befahren liebte, als auf den Titeln der Pandekten; auch kostete dies mehr Geld, als ihm von Hause bewilligt war. Er machte Schulden, ein Schritt, der wie er sich später noch manchmal scherzhaft äußerte, grade in Heidelberg nicht so unerhört war. Nun kam aber der Vater und schlug einen Lärm, als wäre sein Sohn der ungerathenste Verschwender und das unartigste Kind, das es vielleicht in ganz Heidelberg gäbe. Dieses Zurückdrängen in nicht grade widersetzte, wenn er ihn auch nicht vollkommen billigte. Dabei hatte er noch immer nicht den Muth, seinen Sohn ihm selbst zu überlassen. Er beauftragte den Professor Martin, ihm in Heidelberg einige, sein Betragen regelnde Aufmerksamkeit zu schenken. Börne fühlte sich durch dies ewige Bevormunden unangenehm berührt. Es war ihm unerträglich, daß, wenn er die übrigen Studenten in freier Selbstständigkeit sich tummeln sahe, man bei ihm immer die Drathfäden der väterlichen Wachsamkeit bemerken mußte. Er lebte allerdings in Heidelberg ausschreitender, als bisher. Man sah ihn öfter im Mannheimer Theater, als im Collegio. Er schloß sich großen Parthieen in die herrlichen Umgegenden Heidelbergs an, schaukelte sich lieber auf den Wellen des Neckar, den er zu befahren liebte, als auf den Titeln der Pandekten; auch kostete dies mehr Geld, als ihm von Hause bewilligt war. Er machte Schulden, ein Schritt, der wie er sich später noch manchmal scherzhaft äußerte, grade in Heidelberg nicht so unerhört war. Nun kam aber der Vater und schlug einen Lärm, als wäre sein Sohn der ungerathenste Verschwender und das unartigste Kind, das es vielleicht in ganz Heidelberg gäbe. Dieses Zurückdrängen in <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0119" n="77"/> nicht grade widersetzte, wenn er ihn auch nicht vollkommen billigte. Dabei hatte er noch immer nicht den Muth, seinen Sohn ihm selbst zu überlassen. Er beauftragte den Professor <hi rendition="#g">Martin</hi>, ihm in Heidelberg einige, sein Betragen regelnde Aufmerksamkeit zu schenken. Börne fühlte sich durch dies ewige Bevormunden unangenehm berührt. Es war ihm unerträglich, daß, wenn er die übrigen Studenten in freier Selbstständigkeit sich tummeln sahe, man bei ihm immer die Drathfäden der väterlichen Wachsamkeit bemerken mußte. Er lebte allerdings in Heidelberg ausschreitender, als bisher. Man sah ihn öfter im Mannheimer Theater, als im Collegio. Er schloß sich großen Parthieen in die herrlichen Umgegenden Heidelbergs an, schaukelte sich lieber auf den Wellen des Neckar, den er zu befahren liebte, als auf den Titeln der Pandekten; auch kostete dies mehr Geld, als ihm von Hause bewilligt war. Er machte Schulden, ein Schritt, der wie er sich später noch manchmal scherzhaft äußerte, grade in Heidelberg nicht so unerhört war. Nun kam aber der Vater und schlug einen Lärm, als wäre sein Sohn der ungerathenste Verschwender und das unartigste Kind, das es vielleicht in ganz Heidelberg gäbe. Dieses Zurückdrängen in </p> </div> </body> </text> </TEI> [77/0119]
nicht grade widersetzte, wenn er ihn auch nicht vollkommen billigte. Dabei hatte er noch immer nicht den Muth, seinen Sohn ihm selbst zu überlassen. Er beauftragte den Professor Martin, ihm in Heidelberg einige, sein Betragen regelnde Aufmerksamkeit zu schenken. Börne fühlte sich durch dies ewige Bevormunden unangenehm berührt. Es war ihm unerträglich, daß, wenn er die übrigen Studenten in freier Selbstständigkeit sich tummeln sahe, man bei ihm immer die Drathfäden der väterlichen Wachsamkeit bemerken mußte. Er lebte allerdings in Heidelberg ausschreitender, als bisher. Man sah ihn öfter im Mannheimer Theater, als im Collegio. Er schloß sich großen Parthieen in die herrlichen Umgegenden Heidelbergs an, schaukelte sich lieber auf den Wellen des Neckar, den er zu befahren liebte, als auf den Titeln der Pandekten; auch kostete dies mehr Geld, als ihm von Hause bewilligt war. Er machte Schulden, ein Schritt, der wie er sich später noch manchmal scherzhaft äußerte, grade in Heidelberg nicht so unerhört war. Nun kam aber der Vater und schlug einen Lärm, als wäre sein Sohn der ungerathenste Verschwender und das unartigste Kind, das es vielleicht in ganz Heidelberg gäbe. Dieses Zurückdrängen in
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