Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.Jean Paul vom Allgemeinen Anzeiger in Gotha, Börne vom Oesterreichischen Beobachter. Die Satyre, in der Jean Paul gegen das deutsche Reich vor dem Deputationshauptschlusse so treffend war, übertrug Börne auf die neuesten Verhältnisse, bei welchen Jean Paul, so oft er sie in den Jahren bis zu seinem Tode erwähnte, sich auf allgemeinere Andeutungen beschränkte. Selbst die mehr dichterischen Versuche Börne's, in welchen er gänzlich der Form Jean Paul's verfallen scheint, z. B. in der Allegorie: Honestus, ist Anwendung des Bildes, Situation und Moral doch immer die Frucht einer Börne eigenthümlich angehörenden Kenntniß seiner Zeit. Jean Paul ist allgemeiner, Börne treffender. Eine Gattung in der sich Börne nicht weniger versuchte, die Novelle findet sich bei Jean Paul gar nicht. Wir meinen jenes aus tiefstem Schmerz geborne Lebensbild: Der Roman, in welchem Börne in kurzen, aber kräftigen Zügen das gesellschaftliche Leid der gebildeten Juden schildert. Wenn man von Börne's Kunst spricht, darf man nicht vergessen, zu bemerken, daß er sie nie zum Selbstzweck erhob. Wir besitzen ausgezeichnete Schriftsteller, denen wir es nachsehen müssen, wenn sie in den Becher der Form, ist ihnen der Wein der Ideen ausgegangen, Jean Paul vom Allgemeinen Anzeiger in Gotha, Börne vom Oesterreichischen Beobachter. Die Satyre, in der Jean Paul gegen das deutsche Reich vor dem Deputationshauptschlusse so treffend war, übertrug Börne auf die neuesten Verhältnisse, bei welchen Jean Paul, so oft er sie in den Jahren bis zu seinem Tode erwähnte, sich auf allgemeinere Andeutungen beschränkte. Selbst die mehr dichterischen Versuche Börne’s, in welchen er gänzlich der Form Jean Paul’s verfallen scheint, z. B. in der Allegorie: Honestus, ist Anwendung des Bildes, Situation und Moral doch immer die Frucht einer Börne eigenthümlich angehörenden Kenntniß seiner Zeit. Jean Paul ist allgemeiner, Börne treffender. Eine Gattung in der sich Börne nicht weniger versuchte, die Novelle findet sich bei Jean Paul gar nicht. Wir meinen jenes aus tiefstem Schmerz geborne Lebensbild: Der Roman, in welchem Börne in kurzen, aber kräftigen Zügen das gesellschaftliche Leid der gebildeten Juden schildert. Wenn man von Börne’s Kunst spricht, darf man nicht vergessen, zu bemerken, daß er sie nie zum Selbstzweck erhob. Wir besitzen ausgezeichnete Schriftsteller, denen wir es nachsehen müssen, wenn sie in den Becher der Form, ist ihnen der Wein der Ideen ausgegangen, <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0208" n="166"/> Jean Paul vom Allgemeinen Anzeiger in Gotha, Börne vom Oesterreichischen Beobachter. Die Satyre, in der Jean Paul gegen das deutsche Reich vor dem Deputationshauptschlusse so treffend war, übertrug Börne auf die neuesten Verhältnisse, bei welchen Jean Paul, so oft er sie in den Jahren bis zu seinem Tode erwähnte, sich auf allgemeinere Andeutungen beschränkte. Selbst die mehr dichterischen Versuche Börne’s, in welchen er gänzlich der Form Jean Paul’s verfallen scheint, z. B. in der Allegorie: <hi rendition="#g">Honestus</hi>, ist Anwendung des Bildes, Situation und Moral doch immer die Frucht einer Börne eigenthümlich angehörenden Kenntniß seiner Zeit. Jean Paul ist allgemeiner, Börne treffender. Eine Gattung in der sich Börne nicht weniger versuchte, die Novelle findet sich bei Jean Paul gar nicht. Wir meinen jenes aus tiefstem Schmerz geborne Lebensbild: <hi rendition="#g">Der Roman</hi>, in welchem Börne in kurzen, aber kräftigen Zügen das gesellschaftliche Leid der gebildeten Juden schildert.</p> <p>Wenn man von Börne’s Kunst spricht, darf man nicht vergessen, zu bemerken, daß er sie nie zum Selbstzweck erhob. Wir besitzen ausgezeichnete Schriftsteller, denen wir es nachsehen müssen, wenn sie in den Becher der Form, ist ihnen der Wein der Ideen ausgegangen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [166/0208]
Jean Paul vom Allgemeinen Anzeiger in Gotha, Börne vom Oesterreichischen Beobachter. Die Satyre, in der Jean Paul gegen das deutsche Reich vor dem Deputationshauptschlusse so treffend war, übertrug Börne auf die neuesten Verhältnisse, bei welchen Jean Paul, so oft er sie in den Jahren bis zu seinem Tode erwähnte, sich auf allgemeinere Andeutungen beschränkte. Selbst die mehr dichterischen Versuche Börne’s, in welchen er gänzlich der Form Jean Paul’s verfallen scheint, z. B. in der Allegorie: Honestus, ist Anwendung des Bildes, Situation und Moral doch immer die Frucht einer Börne eigenthümlich angehörenden Kenntniß seiner Zeit. Jean Paul ist allgemeiner, Börne treffender. Eine Gattung in der sich Börne nicht weniger versuchte, die Novelle findet sich bei Jean Paul gar nicht. Wir meinen jenes aus tiefstem Schmerz geborne Lebensbild: Der Roman, in welchem Börne in kurzen, aber kräftigen Zügen das gesellschaftliche Leid der gebildeten Juden schildert.
Wenn man von Börne’s Kunst spricht, darf man nicht vergessen, zu bemerken, daß er sie nie zum Selbstzweck erhob. Wir besitzen ausgezeichnete Schriftsteller, denen wir es nachsehen müssen, wenn sie in den Becher der Form, ist ihnen der Wein der Ideen ausgegangen,
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