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Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

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Was ist er denn in der Welt, daß er sich erlaubt, so ein Wort zu führen? Jetzt könnt' er Arzt und Accoucheur sein, könnte eine reiche Praxis haben, bekäme in jeder Messe seine Rechnung bezahlt. Gut, nun ist er Jurist geworden. Warum sieht man ihn nicht als Advokaten? Er könnte noch auf den Römer gehen, könnte Eingaben machen, könnte dem Rothschild seine Prozesse führen. Statt dessen schreibt er Bücher, verreist das bischen Geld, was sie ihm einbringen und versperrt sich durch seine gottlosen Bemerkungen über die Großen auch jede Gelegenheit, es in der Welt noch einmal zu etwas zu bringen.

Nun wehe aber dem, der auf diese Klagen des Herrn Baruch eingegangen wäre! Diese Vorwürfe wollte er dem nur gestattet wissen, der unter dem Gegenstand derselben zu leiden hatte. Die einzige Wendung, die ihn auf diese Aeußerungen von einem Dritten recht war, durfte nur dahin lauten, daß es Schade um die großen Talente des Sohnes wäre! Man würde sich sehr irren, nähme man an, Börnes Vater hätte die Gaben des Schriftstellers nicht zu schätzen gewußt; er beklagte nur, daß er von ihnen nicht den rechten Gebrauch machte. System, Gesinnung - nein in der That, auch das war für Herrn Baruch kein

Was ist er denn in der Welt, daß er sich erlaubt, so ein Wort zu führen? Jetzt könnt’ er Arzt und Accoucheur sein, könnte eine reiche Praxis haben, bekäme in jeder Messe seine Rechnung bezahlt. Gut, nun ist er Jurist geworden. Warum sieht man ihn nicht als Advokaten? Er könnte noch auf den Römer gehen, könnte Eingaben machen, könnte dem Rothschild seine Prozesse führen. Statt dessen schreibt er Bücher, verreist das bischen Geld, was sie ihm einbringen und versperrt sich durch seine gottlosen Bemerkungen über die Großen auch jede Gelegenheit, es in der Welt noch einmal zu etwas zu bringen.

Nun wehe aber dem, der auf diese Klagen des Herrn Baruch eingegangen wäre! Diese Vorwürfe wollte er dem nur gestattet wissen, der unter dem Gegenstand derselben zu leiden hatte. Die einzige Wendung, die ihn auf diese Aeußerungen von einem Dritten recht war, durfte nur dahin lauten, daß es Schade um die großen Talente des Sohnes wäre! Man würde sich sehr irren, nähme man an, Börnes Vater hätte die Gaben des Schriftstellers nicht zu schätzen gewußt; er beklagte nur, daß er von ihnen nicht den rechten Gebrauch machte. System, Gesinnung – nein in der That, auch das war für Herrn Baruch kein

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[185/0227] Was ist er denn in der Welt, daß er sich erlaubt, so ein Wort zu führen? Jetzt könnt’ er Arzt und Accoucheur sein, könnte eine reiche Praxis haben, bekäme in jeder Messe seine Rechnung bezahlt. Gut, nun ist er Jurist geworden. Warum sieht man ihn nicht als Advokaten? Er könnte noch auf den Römer gehen, könnte Eingaben machen, könnte dem Rothschild seine Prozesse führen. Statt dessen schreibt er Bücher, verreist das bischen Geld, was sie ihm einbringen und versperrt sich durch seine gottlosen Bemerkungen über die Großen auch jede Gelegenheit, es in der Welt noch einmal zu etwas zu bringen. Nun wehe aber dem, der auf diese Klagen des Herrn Baruch eingegangen wäre! Diese Vorwürfe wollte er dem nur gestattet wissen, der unter dem Gegenstand derselben zu leiden hatte. Die einzige Wendung, die ihn auf diese Aeußerungen von einem Dritten recht war, durfte nur dahin lauten, daß es Schade um die großen Talente des Sohnes wäre! Man würde sich sehr irren, nähme man an, Börnes Vater hätte die Gaben des Schriftstellers nicht zu schätzen gewußt; er beklagte nur, daß er von ihnen nicht den rechten Gebrauch machte. System, Gesinnung – nein in der That, auch das war für Herrn Baruch kein

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/227>, abgerufen am 18.05.2024.