Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.Als man ihn nach geraumer Zeit, im Namen der Redaktion, an die Erfüllung seines Versprechens mahnte, erklärte er: "Ich kann den Artikel nicht drucken lassen; Raspail würde ihn ohnedies nicht aufnehmen; ich bin weder mit den Girondisten, noch mit den Montagnards zufrieden und müßte beiden Partheien die Wahrheit sagen können; das würde aber höchstens bei Ihnen und einigen Gleichgesinnten Anklang finden; alle Anderen, Republikaner oder Radikale, würden mich steinigen" *). Börne hatte die Absicht, eine Reihe von Betrachtungen über die französische Revolution herauszugeben. Er las den Moniteur und machte sich Auszüge. Er suchte nach seltenen Büchern und Flugschriften, die in Frankreich und Deutschland gleichzeitig mit der Revolution über sie erschienen. Sein Nachlaß enthält manche diesem Zweck schon gewidmete weitere Ausführung. Unfehlbar hätte sich Börne vom Standpunkte der französischen Historiker entfernt; er würde die Revolutionsmänner mehr in ihrer Individualität erfaßt haben. Er äußerte im vertraulichen Gespräch: "Die Männer der ersten Revolution sind für mich lauter bis jetzt noch unaufgelös'te Probleme. Mit *) Ebendaselbst. S. 748.
Als man ihn nach geraumer Zeit, im Namen der Redaktion, an die Erfüllung seines Versprechens mahnte, erklärte er: „Ich kann den Artikel nicht drucken lassen; Raspail würde ihn ohnedies nicht aufnehmen; ich bin weder mit den Girondisten, noch mit den Montagnards zufrieden und müßte beiden Partheien die Wahrheit sagen können; das würde aber höchstens bei Ihnen und einigen Gleichgesinnten Anklang finden; alle Anderen, Republikaner oder Radikale, würden mich steinigen“ *). Börne hatte die Absicht, eine Reihe von Betrachtungen über die französische Revolution herauszugeben. Er las den Moniteur und machte sich Auszüge. Er suchte nach seltenen Büchern und Flugschriften, die in Frankreich und Deutschland gleichzeitig mit der Revolution über sie erschienen. Sein Nachlaß enthält manche diesem Zweck schon gewidmete weitere Ausführung. Unfehlbar hätte sich Börne vom Standpunkte der französischen Historiker entfernt; er würde die Revolutionsmänner mehr in ihrer Individualität erfaßt haben. Er äußerte im vertraulichen Gespräch: „Die Männer der ersten Revolution sind für mich lauter bis jetzt noch unaufgelös’te Probleme. Mit *) Ebendaselbst. S. 748.
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Als man ihn nach geraumer Zeit, im Namen der Redaktion, an die Erfüllung seines Versprechens mahnte, erklärte er: „Ich kann den Artikel nicht drucken lassen; Raspail würde ihn ohnedies nicht aufnehmen; ich bin weder mit den Girondisten, noch mit den Montagnards zufrieden und müßte beiden Partheien die Wahrheit sagen können; das würde aber höchstens bei Ihnen und einigen Gleichgesinnten Anklang finden; alle Anderen, Republikaner oder Radikale, würden mich steinigen“ *).
Börne hatte die Absicht, eine Reihe von Betrachtungen über die französische Revolution herauszugeben. Er las den Moniteur und machte sich Auszüge. Er suchte nach seltenen Büchern und Flugschriften, die in Frankreich und Deutschland gleichzeitig mit der Revolution über sie erschienen. Sein Nachlaß enthält manche diesem Zweck schon gewidmete weitere Ausführung. Unfehlbar hätte sich Börne vom Standpunkte der französischen Historiker entfernt; er würde die Revolutionsmänner mehr in ihrer Individualität erfaßt haben. Er äußerte im vertraulichen Gespräch: „Die Männer der ersten Revolution sind für mich lauter bis jetzt noch unaufgelös’te Probleme. Mit
*) Ebendaselbst. S. 748.
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