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Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

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Er hat es einmal deshalb nicht, weil er früher seine Schriften mit den grellsten revolutionären Farben überpinselte, und zweitens auch darum nicht, weil ein Herz ohne Gefühl, ein Charakter ohne Stetigkeit, ein Streben ohne Gesinnung überhaupt nicht berufen ist, in ernsten Fragen, die das Gemeinwohl berühren, eine Ansicht für oder gegen auszusprechen. Wer so tief, wie Herr Heine, im Irdischen, Materiellen, in der Blasirtheit des Jahrhunderts verkommen ist, dem kann nicht einmal das Frohlocken über eine gescheiterte Unbesonnenheit gestattet werden. Alle deutschen Ehrenmänner, die den Gang der Begebenheiten seit 1833 billigen, werden darin einig sein, daß sie nimmermehr zum Organ dieser Billigung Herrn Heine wählen möchten. Der deutsche Sinn ist einmal so. Börne mit seiner Übertreibung steht uns immer noch ehrenwerther da, als Herr Heine mit seinem Widerruf.

Die gänzliche Unfähigkeit unseres leidigen Gewährmannes, sich in die Tiefe eines edlen Gemüthes zu versenken, beweisen die schnöden Trivia-

Er hat es einmal deshalb nicht, weil er früher seine Schriften mit den grellsten revolutionären Farben überpinselte, und zweitens auch darum nicht, weil ein Herz ohne Gefühl, ein Charakter ohne Stetigkeit, ein Streben ohne Gesinnung überhaupt nicht berufen ist, in ernsten Fragen, die das Gemeinwohl berühren, eine Ansicht für oder gegen auszusprechen. Wer so tief, wie Herr Heine, im Irdischen, Materiellen, in der Blasirtheit des Jahrhunderts verkommen ist, dem kann nicht einmal das Frohlocken über eine gescheiterte Unbesonnenheit gestattet werden. Alle deutschen Ehrenmänner, die den Gang der Begebenheiten seit 1833 billigen, werden darin einig sein, daß sie nimmermehr zum Organ dieser Billigung Herrn Heine wählen möchten. Der deutsche Sinn ist einmal so. Börne mit seiner Übertreibung steht uns immer noch ehrenwerther da, als Herr Heine mit seinem Widerruf.

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[XXVIII/0034] Er hat es einmal deshalb nicht, weil er früher seine Schriften mit den grellsten revolutionären Farben überpinselte, und zweitens auch darum nicht, weil ein Herz ohne Gefühl, ein Charakter ohne Stetigkeit, ein Streben ohne Gesinnung überhaupt nicht berufen ist, in ernsten Fragen, die das Gemeinwohl berühren, eine Ansicht für oder gegen auszusprechen. Wer so tief, wie Herr Heine, im Irdischen, Materiellen, in der Blasirtheit des Jahrhunderts verkommen ist, dem kann nicht einmal das Frohlocken über eine gescheiterte Unbesonnenheit gestattet werden. Alle deutschen Ehrenmänner, die den Gang der Begebenheiten seit 1833 billigen, werden darin einig sein, daß sie nimmermehr zum Organ dieser Billigung Herrn Heine wählen möchten. Der deutsche Sinn ist einmal so. Börne mit seiner Übertreibung steht uns immer noch ehrenwerther da, als Herr Heine mit seinem Widerruf. Die gänzliche Unfähigkeit unseres leidigen Gewährmannes, sich in die Tiefe eines edlen Gemüthes zu versenken, beweisen die schnöden Trivia-

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. XXVIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/34>, abgerufen am 05.05.2024.