Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.wurden ihm um so eher klar, als sein Lehrer bekennt, mit vielen andern jungen Leuten von den schönen Hoffnungen, die man damals an die Erklärung der Menschenrechte knüpfte, selbst mit fortgerissen gewesen zu sein. Die jungen Leute bildeten auch in der Frankfurter Judengasse einen Clubb, in welchem sie Ansichten und Neuigkeiten austauschten. Man nannte die Theilnehmer, um sie schnell mit einem Wort bezeichnen zu können, Jakobiner. Der Lehrer Börnes nahm gewöhnlich die Kinder mit in diesen Klubb. Während seine Brüder mit andern Knaben spielten, hörte Börne nicht selten den Erörterungen der jungen Freiheitsfreunde zu. Die häufige Erwähnung des Adels bestimmte ihn eines Tages, seinen Lehrer nach der Bedeutung dieses Ausdrucks zu fragen. Die Erklärung eines gegen unser natürliches Gefühl sich richtenden Instituts war ohne Bitterkeit nicht leicht. Gleich die erste Voraussetzung, daß ein Sohn von den Vorzügen seines Vaters eine Auszeichnung in der Gesellschaft ansprechen dürfe, prallte an dem gesunden Verstande des Knaben ab. Daß der Adlige auch mehr Sorge dafür trage, seine Kinder, des Adels würdig, zu erziehen, beschwichtigte ihn nur für einige Zeit. Er wollte den Adel als Titel nicht gelten lassen; wie wurden ihm um so eher klar, als sein Lehrer bekennt, mit vielen andern jungen Leuten von den schönen Hoffnungen, die man damals an die Erklärung der Menschenrechte knüpfte, selbst mit fortgerissen gewesen zu sein. Die jungen Leute bildeten auch in der Frankfurter Judengasse einen Clubb, in welchem sie Ansichten und Neuigkeiten austauschten. Man nannte die Theilnehmer, um sie schnell mit einem Wort bezeichnen zu können, Jakobiner. Der Lehrer Börnes nahm gewöhnlich die Kinder mit in diesen Klubb. Während seine Brüder mit andern Knaben spielten, hörte Börne nicht selten den Erörterungen der jungen Freiheitsfreunde zu. Die häufige Erwähnung des Adels bestimmte ihn eines Tages, seinen Lehrer nach der Bedeutung dieses Ausdrucks zu fragen. Die Erklärung eines gegen unser natürliches Gefühl sich richtenden Instituts war ohne Bitterkeit nicht leicht. Gleich die erste Voraussetzung, daß ein Sohn von den Vorzügen seines Vaters eine Auszeichnung in der Gesellschaft ansprechen dürfe, prallte an dem gesunden Verstande des Knaben ab. Daß der Adlige auch mehr Sorge dafür trage, seine Kinder, des Adels würdig, zu erziehen, beschwichtigte ihn nur für einige Zeit. Er wollte den Adel als Titel nicht gelten lassen; wie <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0088" n="46"/> wurden ihm um so eher klar, als sein Lehrer bekennt, mit vielen andern jungen Leuten von den schönen Hoffnungen, die man damals an die Erklärung der Menschenrechte knüpfte, selbst mit fortgerissen gewesen zu sein. Die jungen Leute bildeten auch in der Frankfurter Judengasse einen Clubb, in welchem sie Ansichten und Neuigkeiten austauschten. Man nannte die Theilnehmer, um sie schnell mit einem Wort bezeichnen zu können, Jakobiner. Der Lehrer Börnes nahm gewöhnlich die Kinder mit in diesen Klubb. Während seine Brüder mit andern Knaben spielten, hörte Börne nicht selten den Erörterungen der jungen Freiheitsfreunde zu. Die häufige Erwähnung des Adels bestimmte ihn eines Tages, seinen Lehrer nach der Bedeutung dieses Ausdrucks zu fragen. Die Erklärung eines gegen unser natürliches Gefühl sich richtenden Instituts war ohne Bitterkeit nicht leicht. Gleich die erste Voraussetzung, daß ein Sohn von den Vorzügen seines Vaters eine Auszeichnung in der Gesellschaft ansprechen dürfe, prallte an dem gesunden Verstande des Knaben ab. Daß der Adlige auch mehr Sorge dafür trage, seine Kinder, des Adels würdig, zu erziehen, beschwichtigte ihn nur für einige Zeit. Er wollte den Adel als Titel nicht gelten lassen; wie </p> </div> </body> </text> </TEI> [46/0088]
wurden ihm um so eher klar, als sein Lehrer bekennt, mit vielen andern jungen Leuten von den schönen Hoffnungen, die man damals an die Erklärung der Menschenrechte knüpfte, selbst mit fortgerissen gewesen zu sein. Die jungen Leute bildeten auch in der Frankfurter Judengasse einen Clubb, in welchem sie Ansichten und Neuigkeiten austauschten. Man nannte die Theilnehmer, um sie schnell mit einem Wort bezeichnen zu können, Jakobiner. Der Lehrer Börnes nahm gewöhnlich die Kinder mit in diesen Klubb. Während seine Brüder mit andern Knaben spielten, hörte Börne nicht selten den Erörterungen der jungen Freiheitsfreunde zu. Die häufige Erwähnung des Adels bestimmte ihn eines Tages, seinen Lehrer nach der Bedeutung dieses Ausdrucks zu fragen. Die Erklärung eines gegen unser natürliches Gefühl sich richtenden Instituts war ohne Bitterkeit nicht leicht. Gleich die erste Voraussetzung, daß ein Sohn von den Vorzügen seines Vaters eine Auszeichnung in der Gesellschaft ansprechen dürfe, prallte an dem gesunden Verstande des Knaben ab. Daß der Adlige auch mehr Sorge dafür trage, seine Kinder, des Adels würdig, zu erziehen, beschwichtigte ihn nur für einige Zeit. Er wollte den Adel als Titel nicht gelten lassen; wie
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