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Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

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sprechenden und befreienden Anknüpfungspunkte. Dazu kommen aber noch zwei Umstände. Einmal war der einzige Ausgangspunkt des Studiums für ihn der wahrlich nicht beneidenswerthe Beruf des Arztes, und zweitens konnte in Börne durch seine isolirte Erziehung nicht im mindesten Ehrgeiz und Sucht nach Auszeichnung geweckt werden. Durch die Rangordnung und das Classenwesen in der Schule, durch Prämien und Zeugnisse werden frühe in uns die unruhigen Geister des Ehrtriebes heraufbeschworen. Börne besuchte aber keine Schule, brachte keine Censur nach Hause, keine öffentliche Belobung, keine Prämie; so blieb er zum Glück für seine spätre Laufbahn vor einer Leidenschaft bewahrt, die ihm in den Verfolgungen, die er wegen seiner Pariser Briefe auszustehen hatte, eine leidige Trösterin gewesen wäre. Freilich hätte uns dies brennende Verlangen nach Auszeichnung einen noch größern Schriftsteller in ihm entwickelt, aber wie leicht hätte die Größe seines Charakters darunter leiden können! Er besaß allerdings nicht die schönen Eigenschaften des Ehrgeizes, aber auch die häßlichen nicht. Er machte sich wenig aus dem Urtheil der Welt. Sein eignes Bewußtsein genügte ihm.

sprechenden und befreienden Anknüpfungspunkte. Dazu kommen aber noch zwei Umstände. Einmal war der einzige Ausgangspunkt des Studiums für ihn der wahrlich nicht beneidenswerthe Beruf des Arztes, und zweitens konnte in Börne durch seine isolirte Erziehung nicht im mindesten Ehrgeiz und Sucht nach Auszeichnung geweckt werden. Durch die Rangordnung und das Classenwesen in der Schule, durch Prämien und Zeugnisse werden frühe in uns die unruhigen Geister des Ehrtriebes heraufbeschworen. Börne besuchte aber keine Schule, brachte keine Censur nach Hause, keine öffentliche Belobung, keine Prämie; so blieb er zum Glück für seine spätre Laufbahn vor einer Leidenschaft bewahrt, die ihm in den Verfolgungen, die er wegen seiner Pariser Briefe auszustehen hatte, eine leidige Trösterin gewesen wäre. Freilich hätte uns dies brennende Verlangen nach Auszeichnung einen noch größern Schriftsteller in ihm entwickelt, aber wie leicht hätte die Größe seines Charakters darunter leiden können! Er besaß allerdings nicht die schönen Eigenschaften des Ehrgeizes, aber auch die häßlichen nicht. Er machte sich wenig aus dem Urtheil der Welt. Sein eignes Bewußtsein genügte ihm.

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[53/0095] sprechenden und befreienden Anknüpfungspunkte. Dazu kommen aber noch zwei Umstände. Einmal war der einzige Ausgangspunkt des Studiums für ihn der wahrlich nicht beneidenswerthe Beruf des Arztes, und zweitens konnte in Börne durch seine isolirte Erziehung nicht im mindesten Ehrgeiz und Sucht nach Auszeichnung geweckt werden. Durch die Rangordnung und das Classenwesen in der Schule, durch Prämien und Zeugnisse werden frühe in uns die unruhigen Geister des Ehrtriebes heraufbeschworen. Börne besuchte aber keine Schule, brachte keine Censur nach Hause, keine öffentliche Belobung, keine Prämie; so blieb er zum Glück für seine spätre Laufbahn vor einer Leidenschaft bewahrt, die ihm in den Verfolgungen, die er wegen seiner Pariser Briefe auszustehen hatte, eine leidige Trösterin gewesen wäre. Freilich hätte uns dies brennende Verlangen nach Auszeichnung einen noch größern Schriftsteller in ihm entwickelt, aber wie leicht hätte die Größe seines Charakters darunter leiden können! Er besaß allerdings nicht die schönen Eigenschaften des Ehrgeizes, aber auch die häßlichen nicht. Er machte sich wenig aus dem Urtheil der Welt. Sein eignes Bewußtsein genügte ihm.

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/95>, abgerufen am 21.11.2024.