Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Mehemed Ali von Aegypten. Oder geht auf die Freundschaftsinseln, unter die Asien, einst Europa so unähnlich, jetzt wie auf dem Asien war das Land, wo die Tyrannei keine Bos¬ Aber jetzt ist die Zeit der Cyrus, Muhamed und Mehemed Ali von Aegypten. Oder geht auf die Freundſchaftsinſeln, unter die Aſien, einſt Europa ſo unaͤhnlich, jetzt wie auf dem Aſien war das Land, wo die Tyrannei keine Bos¬ Aber jetzt iſt die Zeit der Cyrus, Muhamed und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0108" n="90"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Mehemed Ali von Aegypten</hi>.<lb/></fw> <p>Oder geht auf die Freundſchaftsinſeln, unter die<lb/> Wilden Guinea's, nur an Aſien geht voruͤber!</p><lb/> <p>Aſien, einſt Europa ſo unaͤhnlich, jetzt wie auf dem<lb/> Marſche zu uns. Einſt ſo groß in ſeinen Thaten,<lb/> ja ſelbſt heroiſch im Dulden!</p><lb/> <p>Aſien war das Land, wo die Tyrannei keine Bos¬<lb/> heit, ſondern Leidenſchaft war; dort kam Alles durch<lb/> den Inſtinkt; die Helden, die Eroberer, die Despoten<lb/> wurden geboren; hier war niemals ein Epos des Wil¬<lb/> lens, ſondern immer die Tragoͤdie des Schickſals.<lb/> Taumel und Beſinnungsloſigkeit verwirrten hier einſt<lb/> das Hohe und das Tiefe, das Ziel und das Uebermaß,<lb/> die Hunderte und Tauſende in der Zahl oder in der<lb/> Wuͤſte des Raums. Die Groͤße ſchnitt ſich mit ſchar¬<lb/> fem Rande von ihrer Folie ab; die Uebergaͤnge mil¬<lb/> derte kein Verdienſt; waͤhrend Einer handelte, hielt die<lb/> uͤbrige Welt ihre Arme kreuzweis uͤber die Bruſt zu¬<lb/> ſammengeſchlagen. Der Ruhm war keine Beute, wo¬<lb/> von ſich das Roß und der Fuchs anmaßen durften<lb/> einen Theil miterjagt zu haben; ſie fiel dem Loͤwen<lb/> allein zu.</p><lb/> <p>Aber jetzt iſt die Zeit der Cyrus, Muhamed und<lb/> Dſchingiskhan voruͤber, auch die der Hyder Ali und<lb/> Tippo Saib; die Periode der Goͤtter laͤngſt ſchon<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [90/0108]
Mehemed Ali von Aegypten.
Oder geht auf die Freundſchaftsinſeln, unter die
Wilden Guinea's, nur an Aſien geht voruͤber!
Aſien, einſt Europa ſo unaͤhnlich, jetzt wie auf dem
Marſche zu uns. Einſt ſo groß in ſeinen Thaten,
ja ſelbſt heroiſch im Dulden!
Aſien war das Land, wo die Tyrannei keine Bos¬
heit, ſondern Leidenſchaft war; dort kam Alles durch
den Inſtinkt; die Helden, die Eroberer, die Despoten
wurden geboren; hier war niemals ein Epos des Wil¬
lens, ſondern immer die Tragoͤdie des Schickſals.
Taumel und Beſinnungsloſigkeit verwirrten hier einſt
das Hohe und das Tiefe, das Ziel und das Uebermaß,
die Hunderte und Tauſende in der Zahl oder in der
Wuͤſte des Raums. Die Groͤße ſchnitt ſich mit ſchar¬
fem Rande von ihrer Folie ab; die Uebergaͤnge mil¬
derte kein Verdienſt; waͤhrend Einer handelte, hielt die
uͤbrige Welt ihre Arme kreuzweis uͤber die Bruſt zu¬
ſammengeſchlagen. Der Ruhm war keine Beute, wo¬
von ſich das Roß und der Fuchs anmaßen durften
einen Theil miterjagt zu haben; ſie fiel dem Loͤwen
allein zu.
Aber jetzt iſt die Zeit der Cyrus, Muhamed und
Dſchingiskhan voruͤber, auch die der Hyder Ali und
Tippo Saib; die Periode der Goͤtter laͤngſt ſchon
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