Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Daniel O'Connell. tesdienstes das Heilige der Konsequenz der Heiligkeit sosehr vergessen, daß sich der Protestantismus nicht schämt von einer Gemeinde bezahlt zu werden, welche ihn ver¬ kezzert, und für das Abendmahl einen Wein vom Ka¬ tholizismus zu nehmen, der im Genusse desselben Hei¬ denthum sieht. Denn es kümmert freilich keinen Kauf¬ mann, einen verfluchten Heller in seiner Kasse zu ha¬ ben; doch sollte der Priester heilig achten das Nehmen und das Geben, beides nach dem guten Willen. Hier ist die Religion keine Trösterin mehr und die unsicht¬ bare Pforte der Ewigkeit, sondern eine Komman¬ dite jener Wechselhäuser, die Christus aus dem Tem¬ pel trieb. Und wer hätte nöthiger für sein Allerheiligstes zu Unsre Zeit, vor einer überstarken, vereinzelten und Daniel O'Connell. tesdienſtes das Heilige der Konſequenz der Heiligkeit ſoſehr vergeſſen, daß ſich der Proteſtantismus nicht ſchaͤmt von einer Gemeinde bezahlt zu werden, welche ihn ver¬ kezzert, und fuͤr das Abendmahl einen Wein vom Ka¬ tholizismus zu nehmen, der im Genuſſe deſſelben Hei¬ denthum ſieht. Denn es kuͤmmert freilich keinen Kauf¬ mann, einen verfluchten Heller in ſeiner Kaſſe zu ha¬ ben; doch ſollte der Prieſter heilig achten das Nehmen und das Geben, beides nach dem guten Willen. Hier iſt die Religion keine Troͤſterin mehr und die unſicht¬ bare Pforte der Ewigkeit, ſondern eine Komman¬ dite jener Wechſelhaͤuſer, die Chriſtus aus dem Tem¬ pel trieb. Und wer haͤtte noͤthiger fuͤr ſein Allerheiligſtes zu Unſre Zeit, vor einer uͤberſtarken, vereinzelten und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0200" n="182"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Daniel O'Connell</hi>.<lb/></fw>tesdienſtes das Heilige der Konſequenz der Heiligkeit ſo<lb/> ſehr vergeſſen, daß ſich der Proteſtantismus nicht ſchaͤmt<lb/> von einer Gemeinde bezahlt zu werden, welche ihn ver¬<lb/> kezzert, und fuͤr das Abendmahl einen Wein vom Ka¬<lb/> tholizismus zu nehmen, der im Genuſſe deſſelben Hei¬<lb/> denthum ſieht. Denn es kuͤmmert freilich keinen Kauf¬<lb/> mann, einen verfluchten Heller in ſeiner Kaſſe zu ha¬<lb/> ben; doch ſollte der Prieſter heilig achten das Nehmen<lb/> und das Geben, beides nach dem guten Willen. Hier<lb/> iſt die Religion keine Troͤſterin mehr und die unſicht¬<lb/> bare Pforte der Ewigkeit, ſondern eine Komman¬<lb/> dite jener Wechſelhaͤuſer, die Chriſtus aus dem Tem¬<lb/> pel trieb.</p><lb/> <p>Und wer haͤtte noͤthiger fuͤr ſein Allerheiligſtes zu<lb/> ſorgen, als die Kirche? Wer ſetzt ſich hin als das<lb/> Unterpfand, daß ſich das Chriſtenthum in ſeiner welt¬<lb/> hiſtoriſchen Stellung erhaͤlt? Wer kann die Zeichen<lb/> deuten, welche heraufziehen an dem Horizonte der Ge¬<lb/> muͤther und von dem Evangelium Merkmale verlan¬<lb/> gen werden, welche einſt da waren (denn das Evange¬<lb/> lium war fuͤr die Ewigkeit) und welche verloren gegan¬<lb/> gen ſind, waͤhrend die Juͤnger ſchliefen?</p><lb/> <p>Unſre Zeit, vor einer uͤberſtarken, vereinzelten und<lb/> inquiſitoriſchen Alleinherrſchaft der Kirche durch die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [182/0200]
Daniel O'Connell.
tesdienſtes das Heilige der Konſequenz der Heiligkeit ſo
ſehr vergeſſen, daß ſich der Proteſtantismus nicht ſchaͤmt
von einer Gemeinde bezahlt zu werden, welche ihn ver¬
kezzert, und fuͤr das Abendmahl einen Wein vom Ka¬
tholizismus zu nehmen, der im Genuſſe deſſelben Hei¬
denthum ſieht. Denn es kuͤmmert freilich keinen Kauf¬
mann, einen verfluchten Heller in ſeiner Kaſſe zu ha¬
ben; doch ſollte der Prieſter heilig achten das Nehmen
und das Geben, beides nach dem guten Willen. Hier
iſt die Religion keine Troͤſterin mehr und die unſicht¬
bare Pforte der Ewigkeit, ſondern eine Komman¬
dite jener Wechſelhaͤuſer, die Chriſtus aus dem Tem¬
pel trieb.
Und wer haͤtte noͤthiger fuͤr ſein Allerheiligſtes zu
ſorgen, als die Kirche? Wer ſetzt ſich hin als das
Unterpfand, daß ſich das Chriſtenthum in ſeiner welt¬
hiſtoriſchen Stellung erhaͤlt? Wer kann die Zeichen
deuten, welche heraufziehen an dem Horizonte der Ge¬
muͤther und von dem Evangelium Merkmale verlan¬
gen werden, welche einſt da waren (denn das Evange¬
lium war fuͤr die Ewigkeit) und welche verloren gegan¬
gen ſind, waͤhrend die Juͤnger ſchliefen?
Unſre Zeit, vor einer uͤberſtarken, vereinzelten und
inquiſitoriſchen Alleinherrſchaft der Kirche durch die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeAb Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie… [mehr] Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |