Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Rothschild. Er findet seinen Stolz in einer fast bürgerlichen Wohl¬behäbigkeit, die mit der Diplomatie an seinem Platze nicht kokettirt, sondern nur rivalisirt. Dem Salonstone weit näher steht Salomon in Nathan in London repräsentirt vortrefflich Sitte, Rothſchild. Er findet ſeinen Stolz in einer faſt buͤrgerlichen Wohl¬behaͤbigkeit, die mit der Diplomatie an ſeinem Platze nicht kokettirt, ſondern nur rivaliſirt. Dem Salonstone weit naͤher ſteht Salomon in Nathan in London repraͤſentirt vortrefflich Sitte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0318" n="300"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Rothſchild</hi>.<lb/></fw>Er findet ſeinen Stolz in einer faſt buͤrgerlichen Wohl¬<lb/> behaͤbigkeit, die mit der Diplomatie an ſeinem Platze<lb/> nicht kokettirt, ſondern nur rivaliſirt.</p><lb/> <p>Dem Salonstone weit naͤher ſteht Salomon in<lb/> Wien, der mit einer gewiſſen Kaͤlte des aͤußern Be¬<lb/> nehmens negative Formen verbindet, welche ans Di¬<lb/> plomatiſche ſtreifen. Nichtsdeſtoweniger ſoll er den gro¬<lb/> ßen Blick theilen, welcher namentlich den aͤlteſten Bru¬<lb/> der auszeichnet.</p><lb/> <p>Nathan in London repraͤſentirt vortrefflich Sitte,<lb/> Geſinnung und Reichthum der City. Er packt ſeine<lb/> Unternehmungen mit einer Rieſenfauſt. An ihm iſt<lb/> Alles koloſſal. Ein Freund von mir ſagte neulich<lb/> uͤber dieſen Mann: „Geht er auf die Jagd, ſo muͤſ¬<lb/> ſen es wenigſtens Elephanten ſein, die er erlegt.“<lb/> Kann man dem Bilde trauen, welches Fuͤrſt Puͤckler<lb/> in leiſen Zuͤgen von Nathan Rothſchild entwirft, ſo<lb/> iſt er ein jovialer Mann, der im Stande iſt, ſich<lb/> uͤber ſeine Stellung zu erheben und eine Unbefangen¬<lb/> heit zu aͤußern, welche ſogar uͤber ſich ſelbſt ſcherzt.<lb/> Nur laͤßt es der ſarkaſtiſche Fuͤrſt unentſchieden, ob<lb/> Nathan, wenn er ſich etwas breit mit ſeinem Reich¬<lb/> thume entfaltet, mehr der unbewußten naiven Freude<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [300/0318]
Rothſchild.
Er findet ſeinen Stolz in einer faſt buͤrgerlichen Wohl¬
behaͤbigkeit, die mit der Diplomatie an ſeinem Platze
nicht kokettirt, ſondern nur rivaliſirt.
Dem Salonstone weit naͤher ſteht Salomon in
Wien, der mit einer gewiſſen Kaͤlte des aͤußern Be¬
nehmens negative Formen verbindet, welche ans Di¬
plomatiſche ſtreifen. Nichtsdeſtoweniger ſoll er den gro¬
ßen Blick theilen, welcher namentlich den aͤlteſten Bru¬
der auszeichnet.
Nathan in London repraͤſentirt vortrefflich Sitte,
Geſinnung und Reichthum der City. Er packt ſeine
Unternehmungen mit einer Rieſenfauſt. An ihm iſt
Alles koloſſal. Ein Freund von mir ſagte neulich
uͤber dieſen Mann: „Geht er auf die Jagd, ſo muͤſ¬
ſen es wenigſtens Elephanten ſein, die er erlegt.“
Kann man dem Bilde trauen, welches Fuͤrſt Puͤckler
in leiſen Zuͤgen von Nathan Rothſchild entwirft, ſo
iſt er ein jovialer Mann, der im Stande iſt, ſich
uͤber ſeine Stellung zu erheben und eine Unbefangen¬
heit zu aͤußern, welche ſogar uͤber ſich ſelbſt ſcherzt.
Nur laͤßt es der ſarkaſtiſche Fuͤrſt unentſchieden, ob
Nathan, wenn er ſich etwas breit mit ſeinem Reich¬
thume entfaltet, mehr der unbewußten naiven Freude
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