Die leichtfertigen Franzosen übertreiben, wenn sie in Don Franzisco Martinez de la Rosa nichts gel¬ ten lassen wollen, als die Talente eines Theaterkostü¬ miers. Es ist wahr, er lieferte ein lächerliches Mei¬ sterstück der Poesie, als er das Kostüme entwarf, in welchem die Veteranen, die jungen Helden und die Tartüffes der spanischen Freiheit ihre Rolle als Depu¬ tirte spielen sollen. Ein Anzug der Art, wie er ihn vorschrieb, mit seinen feudalen Schleifen, seinen idylli¬ schen Bändern, dem Peruanischen Falbala kostete meh¬ rere Tausend Franks; die Deputirten waren unfähig, in dem Augenblicke einen solchen Aufwand zu machen, zögerten zu erscheinen, und es hätte leicht geschehen können, daß durch die Rücksicht auf die Schneider von Madrid die ganze spanische Konstitution auf Monate eine Täuschung geworden wäre. Doch besitzt Martinez de la Rosa ehrenwerthe Eigenschaften, Talente und
Die leichtfertigen Franzoſen uͤbertreiben, wenn ſie in Don Franzisco Martinez de la Roſa nichts gel¬ ten laſſen wollen, als die Talente eines Theaterkoſtuͤ¬ miers. Es iſt wahr, er lieferte ein laͤcherliches Mei¬ ſterſtuͤck der Poeſie, als er das Koſtuͤme entwarf, in welchem die Veteranen, die jungen Helden und die Tartuͤffes der ſpaniſchen Freiheit ihre Rolle als Depu¬ tirte ſpielen ſollen. Ein Anzug der Art, wie er ihn vorſchrieb, mit ſeinen feudalen Schleifen, ſeinen idylli¬ ſchen Baͤndern, dem Peruaniſchen Falbala koſtete meh¬ rere Tauſend Franks; die Deputirten waren unfaͤhig, in dem Augenblicke einen ſolchen Aufwand zu machen, zoͤgerten zu erſcheinen, und es haͤtte leicht geſchehen koͤnnen, daß durch die Ruͤckſicht auf die Schneider von Madrid die ganze ſpaniſche Konſtitution auf Monate eine Taͤuſchung geworden waͤre. Doch beſitzt Martinez de la Roſa ehrenwerthe Eigenſchaften, Talente und
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0047"/><p><hirendition="#in">D</hi>ie leichtfertigen Franzoſen uͤbertreiben, wenn ſie in<lb/>
Don <hirendition="#g">Franzisco Martinez de la Roſa</hi> nichts gel¬<lb/>
ten laſſen wollen, als die Talente eines Theaterkoſtuͤ¬<lb/>
miers. Es iſt wahr, er lieferte ein laͤcherliches Mei¬<lb/>ſterſtuͤck der Poeſie, als er das Koſtuͤme entwarf, in<lb/>
welchem die Veteranen, die jungen Helden und die<lb/>
Tartuͤffes der ſpaniſchen Freiheit ihre Rolle als Depu¬<lb/>
tirte ſpielen ſollen. Ein Anzug der Art, wie er ihn<lb/>
vorſchrieb, mit ſeinen feudalen Schleifen, ſeinen idylli¬<lb/>ſchen Baͤndern, dem Peruaniſchen Falbala koſtete meh¬<lb/>
rere Tauſend Franks; die Deputirten waren unfaͤhig,<lb/>
in dem Augenblicke einen ſolchen Aufwand zu machen,<lb/>
zoͤgerten zu erſcheinen, und es haͤtte leicht geſchehen<lb/>
koͤnnen, daß durch die Ruͤckſicht auf die Schneider von<lb/>
Madrid die ganze ſpaniſche Konſtitution auf Monate<lb/>
eine Taͤuſchung geworden waͤre. Doch beſitzt Martinez<lb/>
de la Roſa ehrenwerthe Eigenſchaften, Talente und<lb/></p></div></body></text></TEI>
[0047]
Die leichtfertigen Franzoſen uͤbertreiben, wenn ſie in
Don Franzisco Martinez de la Roſa nichts gel¬
ten laſſen wollen, als die Talente eines Theaterkoſtuͤ¬
miers. Es iſt wahr, er lieferte ein laͤcherliches Mei¬
ſterſtuͤck der Poeſie, als er das Koſtuͤme entwarf, in
welchem die Veteranen, die jungen Helden und die
Tartuͤffes der ſpaniſchen Freiheit ihre Rolle als Depu¬
tirte ſpielen ſollen. Ein Anzug der Art, wie er ihn
vorſchrieb, mit ſeinen feudalen Schleifen, ſeinen idylli¬
ſchen Baͤndern, dem Peruaniſchen Falbala koſtete meh¬
rere Tauſend Franks; die Deputirten waren unfaͤhig,
in dem Augenblicke einen ſolchen Aufwand zu machen,
zoͤgerten zu erſcheinen, und es haͤtte leicht geſchehen
koͤnnen, daß durch die Ruͤckſicht auf die Schneider von
Madrid die ganze ſpaniſche Konſtitution auf Monate
eine Taͤuſchung geworden waͤre. Doch beſitzt Martinez
de la Roſa ehrenwerthe Eigenſchaften, Talente und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Ab Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie… [mehr]
Ab Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie angelegten Reflexionen über "Öffentliche Charaktere" in der Augsburger Allgemeinen Zeitung erscheinen. In Buchform erschien ein erster Band 1835 bei Hoffmann und Campe in Hamburg. Zur Publikation der weiteren geplanten Teile kam es nicht.
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_charaktere_1835/47>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.