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[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.

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Das andere Anziehende liegt in der trefflichen Vorsorge, daß die Weiber sich nicht versehen und Mißgeburten gebähren. Alle Krüppel nämlich, Blinde, Lahme, Krumme, Bucklige kommen nach eigenen Oertern als Gränzbannat. Der Feind nimmt schon an der Gränze vor ihnen die Flucht. Welch' schöner Gegenstand ist nicht an sich die Liebe zweier Krüppel, etwa eines Krummen zu einer Lahmen, und nun gar die Annalen einer Stadt, die allein mit solchen körperlichen Gefährlichkeiten bevölkert ist! Wenn die Leute dort nicht infibulirt werden, was doch unerträglich wäre, welche Uebergänge der Naturbildung! Jedes Kind hätte die Hälfte der mütterlichen Gebrechlichkeit, dafür aber auch einen Fehler seines Vaters weniger. Der Vater schielt mit beiden Augen, die Mutter ist krumm an beiden Füßen, wie nun die Tochter? Nur am rechten Auge wird sie in die Quere sehen, am linken Bein in die Quere gehen. Ich glaube fast, die Menschen werden über diese Formation weniger, als die Natur in Verlegenheit kommen. An einen Zufall wollen wir auch hier nicht einmal glauben.

Nicht wahr? meine Verehrte, wollen auch wir uns nicht so begegnen, nicht wie der Augenblick, sondern wie die Ewigkeit es will.

Das andere Anziehende liegt in der trefflichen Vorsorge, daß die Weiber sich nicht versehen und Mißgeburten gebähren. Alle Krüppel nämlich, Blinde, Lahme, Krumme, Bucklige kommen nach eigenen Oertern als Gränzbannat. Der Feind nimmt schon an der Gränze vor ihnen die Flucht. Welch’ schöner Gegenstand ist nicht an sich die Liebe zweier Krüppel, etwa eines Krummen zu einer Lahmen, und nun gar die Annalen einer Stadt, die allein mit solchen körperlichen Gefährlichkeiten bevölkert ist! Wenn die Leute dort nicht infibulirt werden, was doch unerträglich wäre, welche Uebergänge der Naturbildung! Jedes Kind hätte die Hälfte der mütterlichen Gebrechlichkeit, dafür aber auch einen Fehler seines Vaters weniger. Der Vater schielt mit beiden Augen, die Mutter ist krumm an beiden Füßen, wie nun die Tochter? Nur am rechten Auge wird sie in die Quere sehen, am linken Bein in die Quere gehen. Ich glaube fast, die Menschen werden über diese Formation weniger, als die Natur in Verlegenheit kommen. An einen Zufall wollen wir auch hier nicht einmal glauben.

Nicht wahr? meine Verehrte, wollen auch wir uns nicht so begegnen, nicht wie der Augenblick, sondern wie die Ewigkeit es will.

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[94/0107] Das andere Anziehende liegt in der trefflichen Vorsorge, daß die Weiber sich nicht versehen und Mißgeburten gebähren. Alle Krüppel nämlich, Blinde, Lahme, Krumme, Bucklige kommen nach eigenen Oertern als Gränzbannat. Der Feind nimmt schon an der Gränze vor ihnen die Flucht. Welch’ schöner Gegenstand ist nicht an sich die Liebe zweier Krüppel, etwa eines Krummen zu einer Lahmen, und nun gar die Annalen einer Stadt, die allein mit solchen körperlichen Gefährlichkeiten bevölkert ist! Wenn die Leute dort nicht infibulirt werden, was doch unerträglich wäre, welche Uebergänge der Naturbildung! Jedes Kind hätte die Hälfte der mütterlichen Gebrechlichkeit, dafür aber auch einen Fehler seines Vaters weniger. Der Vater schielt mit beiden Augen, die Mutter ist krumm an beiden Füßen, wie nun die Tochter? Nur am rechten Auge wird sie in die Quere sehen, am linken Bein in die Quere gehen. Ich glaube fast, die Menschen werden über diese Formation weniger, als die Natur in Verlegenheit kommen. An einen Zufall wollen wir auch hier nicht einmal glauben. Nicht wahr? meine Verehrte, wollen auch wir uns nicht so begegnen, nicht wie der Augenblick, sondern wie die Ewigkeit es will.

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Zitationshilfe: [Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_narren_1832/107>, abgerufen am 21.11.2024.