[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.folgen wird. Die drei Jahre, die wir zunächst noch zu durchleben haben, werden mit Vorbereitungen hingebracht. Es wird aufgeräumt, alles Alte nicht nur an den alten Ort gestellt, sondern gänzlich weggeschafft werden. Wir sind noch jung, Vortreffliche, wir bleiben. Wir werden noch die Palmen und grünen Zweige sehen, über die das neue Heil der Welt einziehen wird, werden in das begeisterte Hosianna der Heiligen einstimmen können. Aber Sie zweifeln wohl noch? Ja, ja, Sie müssen zweifeln, weil ich Sie belehren will. Da liegt die Bibel neben mir aufgeschlagen, die betreffenden Punkte der Offenbarung Johannis sind mit rother Dinte angestrichen. Sie verschmähen gewiß nicht den nachfolgenden Beitrag zu einer gründlicheren, tieferen Schriftauslegung, o! er ist ja ein Saamenkorn der schönsten Hoffnungen. Aber ich will neu sein, nicht in meinen Resultaten, sondern in der Art, wie ich zu den alten komme. Das Jahr 1836 ist unstreitig sehr richtig angegeben. Nur konnte Bengel vor hundert Jahren nicht so die Zeichen dieser ihm zukünftigen Zeiten deuten, als der, der selbst in ihnen lebt. Viele typischen Ausdrücke der Apokalypse werd' ich anders erklären, und Ihres Beifalls bin ich -- o, ich schmeichle mir ja so gern -- schon im Voraus gewiß. folgen wird. Die drei Jahre, die wir zunächst noch zu durchleben haben, werden mit Vorbereitungen hingebracht. Es wird aufgeräumt, alles Alte nicht nur an den alten Ort gestellt, sondern gänzlich weggeschafft werden. Wir sind noch jung, Vortreffliche, wir bleiben. Wir werden noch die Palmen und grünen Zweige sehen, über die das neue Heil der Welt einziehen wird, werden in das begeisterte Hosianna der Heiligen einstimmen können. Aber Sie zweifeln wohl noch? Ja, ja, Sie müssen zweifeln, weil ich Sie belehren will. Da liegt die Bibel neben mir aufgeschlagen, die betreffenden Punkte der Offenbarung Johannis sind mit rother Dinte angestrichen. Sie verschmähen gewiß nicht den nachfolgenden Beitrag zu einer gründlicheren, tieferen Schriftauslegung, o! er ist ja ein Saamenkorn der schönsten Hoffnungen. Aber ich will neu sein, nicht in meinen Resultaten, sondern in der Art, wie ich zu den alten komme. Das Jahr 1836 ist unstreitig sehr richtig angegeben. Nur konnte Bengel vor hundert Jahren nicht so die Zeichen dieser ihm zukünftigen Zeiten deuten, als der, der selbst in ihnen lebt. Viele typischen Ausdrücke der Apokalypse werd’ ich anders erklären, und Ihres Beifalls bin ich — o, ich schmeichle mir ja so gern — schon im Voraus gewiß. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0318" n="305"/> folgen wird. Die drei Jahre, die wir zunächst noch zu durchleben haben, werden mit Vorbereitungen hingebracht. Es wird aufgeräumt, alles Alte nicht nur an den alten Ort gestellt, sondern gänzlich weggeschafft werden. Wir sind noch jung, Vortreffliche, wir bleiben. Wir werden noch die Palmen und grünen Zweige sehen, über die das neue Heil der Welt einziehen wird, werden in das begeisterte Hosianna der Heiligen einstimmen können.</p> <p>Aber Sie zweifeln wohl noch? Ja, ja, Sie müssen zweifeln, weil ich Sie belehren will. Da liegt die Bibel neben mir aufgeschlagen, die betreffenden Punkte der Offenbarung Johannis sind mit rother Dinte angestrichen. Sie verschmähen gewiß nicht den nachfolgenden Beitrag zu einer gründlicheren, tieferen Schriftauslegung, o! er ist ja ein Saamenkorn der schönsten Hoffnungen.</p> <p>Aber ich will neu sein, nicht in meinen Resultaten, sondern in der Art, wie ich zu den alten komme. Das Jahr 1836 ist unstreitig sehr richtig angegeben. Nur konnte Bengel vor hundert Jahren nicht so die Zeichen dieser ihm zukünftigen Zeiten deuten, als der, der selbst in ihnen lebt. Viele typischen Ausdrücke der Apokalypse werd’ ich anders erklären, und Ihres Beifalls bin ich — o, ich schmeichle mir ja so gern — schon im Voraus gewiß.</p> </div> </body> </text> </TEI> [305/0318]
folgen wird. Die drei Jahre, die wir zunächst noch zu durchleben haben, werden mit Vorbereitungen hingebracht. Es wird aufgeräumt, alles Alte nicht nur an den alten Ort gestellt, sondern gänzlich weggeschafft werden. Wir sind noch jung, Vortreffliche, wir bleiben. Wir werden noch die Palmen und grünen Zweige sehen, über die das neue Heil der Welt einziehen wird, werden in das begeisterte Hosianna der Heiligen einstimmen können.
Aber Sie zweifeln wohl noch? Ja, ja, Sie müssen zweifeln, weil ich Sie belehren will. Da liegt die Bibel neben mir aufgeschlagen, die betreffenden Punkte der Offenbarung Johannis sind mit rother Dinte angestrichen. Sie verschmähen gewiß nicht den nachfolgenden Beitrag zu einer gründlicheren, tieferen Schriftauslegung, o! er ist ja ein Saamenkorn der schönsten Hoffnungen.
Aber ich will neu sein, nicht in meinen Resultaten, sondern in der Art, wie ich zu den alten komme. Das Jahr 1836 ist unstreitig sehr richtig angegeben. Nur konnte Bengel vor hundert Jahren nicht so die Zeichen dieser ihm zukünftigen Zeiten deuten, als der, der selbst in ihnen lebt. Viele typischen Ausdrücke der Apokalypse werd’ ich anders erklären, und Ihres Beifalls bin ich — o, ich schmeichle mir ja so gern — schon im Voraus gewiß.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax des Gutzkow Editionsprojekts.
(2013-07-01T14:33:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus dem Gutzkow Editionsprojekt entsprechen muss.
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-07-01T14:33:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung vom Markup des Gutzkow Editionsprojekts nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-07-01T14:33:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |