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[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.

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gen worden. Die Ringe aber haben sich beim Friedensschlusse zur Aufmunterung für die deutschen Publicisten die drei alliirten Mächte ausbedungen. Die Wiedererlangung dieser Ringe ist nun für die jungen Polen Ehrensache, und der eigentliche Grund, warum unzählige Scharen in Deutschland herumschwärmen. Die Zeitungsschreiber, denen ihr böses Gewissen schlägt, nennen sie Flüchtlinge, als wenn sie nicht wüßten, wo ihre Heimath wäre!

In solch böser Zeit sehnt sich mein krankes Herz nach Deiner heilenden Nähe. Du bist der Blumenkelch, in dem ich meine Thränen ausweine.

Aber, Theuerste! Du hast es vergessen, mir in Deinem letzten Briefe den Ort Deines Aufenthaltes zu bezeichnen. Bist Du in Wien, oder in Frankfurt oder gar in Berlin? Nach dem letzten Orte will auch ich reisen, um mich mit eigenem Aug' und Ohre zu überzeugen, wie sie die Stumme von Portici, die jetzt laut Cabinetsordre wieder gesungen werden kann, aufnehmen werden.

Man will den Todesgöttern nach überstandener Cholera einen stummen Dank darbringen. Ist doch die Cholera selbst von dem berüchtigten Göthe ein furchtbares Geheimniß genannt worden, worin man einen neuen Beweis für die Tiefe der Ob-

gen worden. Die Ringe aber haben sich beim Friedensschlusse zur Aufmunterung für die deutschen Publicisten die drei alliirten Mächte ausbedungen. Die Wiedererlangung dieser Ringe ist nun für die jungen Polen Ehrensache, und der eigentliche Grund, warum unzählige Scharen in Deutschland herumschwärmen. Die Zeitungsschreiber, denen ihr böses Gewissen schlägt, nennen sie Flüchtlinge, als wenn sie nicht wüßten, wo ihre Heimath wäre!

In solch böser Zeit sehnt sich mein krankes Herz nach Deiner heilenden Nähe. Du bist der Blumenkelch, in dem ich meine Thränen ausweine.

Aber, Theuerste! Du hast es vergessen, mir in Deinem letzten Briefe den Ort Deines Aufenthaltes zu bezeichnen. Bist Du in Wien, oder in Frankfurt oder gar in Berlin? Nach dem letzten Orte will auch ich reisen, um mich mit eigenem Aug’ und Ohre zu überzeugen, wie sie die Stumme von Portici, die jetzt laut Cabinetsordre wieder gesungen werden kann, aufnehmen werden.

Man will den Todesgöttern nach überstandener Cholera einen stummen Dank darbringen. Ist doch die Cholera selbst von dem berüchtigten Göthe ein furchtbares Geheimniß genannt worden, worin man einen neuen Beweis für die Tiefe der Ob-

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[21/0034] gen worden. Die Ringe aber haben sich beim Friedensschlusse zur Aufmunterung für die deutschen Publicisten die drei alliirten Mächte ausbedungen. Die Wiedererlangung dieser Ringe ist nun für die jungen Polen Ehrensache, und der eigentliche Grund, warum unzählige Scharen in Deutschland herumschwärmen. Die Zeitungsschreiber, denen ihr böses Gewissen schlägt, nennen sie Flüchtlinge, als wenn sie nicht wüßten, wo ihre Heimath wäre! In solch böser Zeit sehnt sich mein krankes Herz nach Deiner heilenden Nähe. Du bist der Blumenkelch, in dem ich meine Thränen ausweine. Aber, Theuerste! Du hast es vergessen, mir in Deinem letzten Briefe den Ort Deines Aufenthaltes zu bezeichnen. Bist Du in Wien, oder in Frankfurt oder gar in Berlin? Nach dem letzten Orte will auch ich reisen, um mich mit eigenem Aug’ und Ohre zu überzeugen, wie sie die Stumme von Portici, die jetzt laut Cabinetsordre wieder gesungen werden kann, aufnehmen werden. Man will den Todesgöttern nach überstandener Cholera einen stummen Dank darbringen. Ist doch die Cholera selbst von dem berüchtigten Göthe ein furchtbares Geheimniß genannt worden, worin man einen neuen Beweis für die Tiefe der Ob-

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Zitationshilfe: [Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_narren_1832/34>, abgerufen am 21.11.2024.