Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Kaviar und einige Scheiben Lachs nicht hinausgingen. Um vom "Kutscher" zu reden, der Glaube an den "Mosel" des Wirths schien ansteckend. Auch für ihn wirkte der milde Trarbacher seiner Meinung nach medicinisch wie Aepfelwein. Die Stadt, wo wir uns so gemüthlich postirt haben, gilt für destructiv und sie ist es auch. Aber zu gleicher Zeit steht sie im Nachbeten am Fuß des Sinai. Moses kann herunterbringen, was er will; es wird geglaubt und befolgt. Die Trottoirkrankheit! Sanitätsrath! Was ist es damit? begann Baurath Omma, ein Friese, den die neuesten politischen Veränderungen hierher verpflanzt hatten. Seine im Bau begriffenen Ideen inspicirte er nur zur hohen Mittagsstunde, wenn die strikesüchtigen Arbeiter im tiefen Schlummer lagen und ihre rebellischen Geister mit ihnen. Lassen Sie ihn nur erst sich stärken! sagte ein berühmter Antragssteller, Stadtrath Pfifferling. Es wird von unseren Granittrottoiren die Rede sein, von der Nachsicht unserer Baupolizei, die da erlaubt, daß so viele Hausbesitzer eine Ewigkeit brauchen, bis sie sich entschließen, auch an ihren Gärten, Zimmer-, Holz- und Steinplätzen entlang nicht blos zu pflastern, sondern auch Trottoirs von Granitplatten zu legen und Menschenleben - Kaviar und einige Scheiben Lachs nicht hinausgingen. Um vom „Kutscher“ zu reden, der Glaube an den „Mosel“ des Wirths schien ansteckend. Auch für ihn wirkte der milde Trarbacher seiner Meinung nach medicinisch wie Aepfelwein. Die Stadt, wo wir uns so gemüthlich postirt haben, gilt für destructiv und sie ist es auch. Aber zu gleicher Zeit steht sie im Nachbeten am Fuß des Sinai. Moses kann herunterbringen, was er will; es wird geglaubt und befolgt. Die Trottoirkrankheit! Sanitätsrath! Was ist es damit? begann Baurath Omma, ein Friese, den die neuesten politischen Veränderungen hierher verpflanzt hatten. Seine im Bau begriffenen Ideen inspicirte er nur zur hohen Mittagsstunde, wenn die strikesüchtigen Arbeiter im tiefen Schlummer lagen und ihre rebellischen Geister mit ihnen. Lassen Sie ihn nur erst sich stärken! sagte ein berühmter Antragssteller, Stadtrath Pfifferling. Es wird von unseren Granittrottoiren die Rede sein, von der Nachsicht unserer Baupolizei, die da erlaubt, daß so viele Hausbesitzer eine Ewigkeit brauchen, bis sie sich entschließen, auch an ihren Gärten, Zimmer-, Holz- und Steinplätzen entlang nicht blos zu pflastern, sondern auch Trottoirs von Granitplatten zu legen und Menschenleben – <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0010" n="4"/> Kaviar und einige Scheiben Lachs nicht hinausgingen. Um vom <ref xml:id="TEXTKutscher" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLKutscher"> „Kutscher“ </ref> zu reden, der Glaube an den „Mosel“ des Wirths schien ansteckend. Auch für ihn wirkte der milde Trarbacher seiner Meinung nach medicinisch wie Aepfelwein. Die Stadt, wo wir uns so gemüthlich postirt haben, gilt für destructiv und sie ist es auch. Aber zu gleicher Zeit steht sie im Nachbeten am Fuß des Sinai. Moses kann herunterbringen, was er will; es wird geglaubt und befolgt. </p> <p><ref xml:id="TEXTDieTrottoirkrankheit" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLDieTrottoirkrankheit">Die Trottoirkrankheit!</ref> Sanitätsrath! Was ist es damit? begann Baurath Omma, <ref xml:id="TEXTeinFrieseBIShatten" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLeinFrieseBIShatten">ein Friese, den die neuesten politischen Veränderungen hierher verpflanzt hatten</ref>. Seine im Bau begriffenen Ideen inspicirte er nur zur hohen Mittagsstunde, wenn die strikesüchtigen Arbeiter im tiefen Schlummer lagen und ihre rebellischen Geister mit ihnen. </p> <p>Lassen Sie ihn nur erst sich stärken! sagte ein berühmter Antragssteller, Stadtrath Pfifferling. Es wird von unseren Granittrottoiren die Rede sein, von der Nachsicht unserer Baupolizei, die da erlaubt, daß so viele Hausbesitzer eine Ewigkeit brauchen, bis sie sich entschließen, auch an ihren Gärten, Zimmer-, Holz- und Steinplätzen entlang nicht blos zu pflastern, sondern auch Trottoirs von Granitplatten zu legen und Menschenleben – </p> <p> </p> </div> </body> </text> </TEI> [4/0010]
Kaviar und einige Scheiben Lachs nicht hinausgingen. Um vom „Kutscher“ zu reden, der Glaube an den „Mosel“ des Wirths schien ansteckend. Auch für ihn wirkte der milde Trarbacher seiner Meinung nach medicinisch wie Aepfelwein. Die Stadt, wo wir uns so gemüthlich postirt haben, gilt für destructiv und sie ist es auch. Aber zu gleicher Zeit steht sie im Nachbeten am Fuß des Sinai. Moses kann herunterbringen, was er will; es wird geglaubt und befolgt.
Die Trottoirkrankheit! Sanitätsrath! Was ist es damit? begann Baurath Omma, ein Friese, den die neuesten politischen Veränderungen hierher verpflanzt hatten. Seine im Bau begriffenen Ideen inspicirte er nur zur hohen Mittagsstunde, wenn die strikesüchtigen Arbeiter im tiefen Schlummer lagen und ihre rebellischen Geister mit ihnen.
Lassen Sie ihn nur erst sich stärken! sagte ein berühmter Antragssteller, Stadtrath Pfifferling. Es wird von unseren Granittrottoiren die Rede sein, von der Nachsicht unserer Baupolizei, die da erlaubt, daß so viele Hausbesitzer eine Ewigkeit brauchen, bis sie sich entschließen, auch an ihren Gärten, Zimmer-, Holz- und Steinplätzen entlang nicht blos zu pflastern, sondern auch Trottoirs von Granitplatten zu legen und Menschenleben –
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