Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Haben Sie keine Sorge, lieber Herr Althing, sagte eine corpulente, stattliche Dame, die ihn schon lange kannte und herzlich begrüßt hatte. Der guten Justizräthin sind die weißen Kugeln gewiß! Wer sollte sie denn in unserm Kreise hassen! Und schon aus Dank, daß wir Sie erobert haben! Was werden Sie für Geduld mit uns haben müssen -! Mein Mann wollte die Stelle nicht annehmen - Diese Stelle? Wolny? Ich dächte, der hätte Sorgen genug - entgegnete Ottomar. Wie so? Ach so! Dieser Streik -? erwiderte die erst so freundliche, jetzt plötzlich verstimmte Dame und wandte sich ab. Es war die Commerzienräthin Rabe, jetzige Frau Doctor Wolny. Immer mehr Bürgerliche! sagte die Generalin der Gräfin verdrießlich und lächelte wider Willen. Sie lächelte stets ungern. Denn ihre Zähne waren schadhaft. Ich hätte gewünscht, die Vorgeschlagene wäre von Familie! flüsterte sie einer andern Gebornen. Kurz, sie warb schon auf schwarze Kugeln. Das Adelsthema ließ sich besonders wegen der vielen anwesenden Commerzienräthinnen nicht weiter erörtern. Diejenige, die erst so freundlich mit Ottomar gesprochen, machte den eigenthümlichen Eindruck, daß man nicht wußte: Ist sie noch schön und jung? Oder Haben Sie keine Sorge, lieber Herr Althing, sagte eine corpulente, stattliche Dame, die ihn schon lange kannte und herzlich begrüßt hatte. Der guten Justizräthin sind die weißen Kugeln gewiß! Wer sollte sie denn in unserm Kreise hassen! Und schon aus Dank, daß wir Sie erobert haben! Was werden Sie für Geduld mit uns haben müssen –! Mein Mann wollte die Stelle nicht annehmen – Diese Stelle? Wolny? Ich dächte, der hätte Sorgen genug – entgegnete Ottomar. Wie so? Ach so! Dieser Streik –? erwiderte die erst so freundliche, jetzt plötzlich verstimmte Dame und wandte sich ab. Es war die Commerzienräthin Rabe, jetzige Frau Doctor Wolny. Immer mehr Bürgerliche! sagte die Generalin der Gräfin verdrießlich und lächelte wider Willen. Sie lächelte stets ungern. Denn ihre Zähne waren schadhaft. Ich hätte gewünscht, die Vorgeschlagene wäre von Familie! flüsterte sie einer andern Gebornen. Kurz, sie warb schon auf schwarze Kugeln. Das Adelsthema ließ sich besonders wegen der vielen anwesenden Commerzienräthinnen nicht weiter erörtern. Diejenige, die erst so freundlich mit Ottomar gesprochen, machte den eigenthümlichen Eindruck, daß man nicht wußte: Ist sie noch schön und jung? Oder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0108" n="102"/> Haben Sie keine Sorge, lieber Herr Althing, sagte eine corpulente, stattliche Dame, die ihn schon lange kannte und herzlich begrüßt hatte. Der guten Justizräthin sind die weißen Kugeln gewiß! Wer sollte sie denn in unserm Kreise hassen! Und schon aus Dank, daß wir Sie erobert haben! Was werden Sie für Geduld mit uns haben müssen –! Mein Mann wollte die Stelle nicht annehmen –</p> <p>Diese Stelle? Wolny? Ich dächte, der hätte Sorgen genug – entgegnete Ottomar. </p> <p>Wie so? Ach so! Dieser Streik –? erwiderte die erst so freundliche, jetzt plötzlich verstimmte Dame und wandte sich ab. Es war die Commerzienräthin Rabe, jetzige Frau Doctor Wolny. </p> <p>Immer mehr Bürgerliche! sagte die Generalin der Gräfin verdrießlich und lächelte wider Willen. Sie lächelte stets ungern. Denn ihre Zähne waren schadhaft. Ich hätte gewünscht, die Vorgeschlagene wäre von Familie! flüsterte sie einer andern Gebornen. Kurz, sie warb schon auf schwarze Kugeln. </p> <p>Das Adelsthema ließ sich besonders wegen der vielen anwesenden Commerzienräthinnen nicht weiter erörtern. Diejenige, die erst so freundlich mit Ottomar gesprochen, machte den eigenthümlichen Eindruck, daß man nicht wußte: Ist sie noch schön und jung? Oder </p> </div> </body> </text> </TEI> [102/0108]
Haben Sie keine Sorge, lieber Herr Althing, sagte eine corpulente, stattliche Dame, die ihn schon lange kannte und herzlich begrüßt hatte. Der guten Justizräthin sind die weißen Kugeln gewiß! Wer sollte sie denn in unserm Kreise hassen! Und schon aus Dank, daß wir Sie erobert haben! Was werden Sie für Geduld mit uns haben müssen –! Mein Mann wollte die Stelle nicht annehmen –
Diese Stelle? Wolny? Ich dächte, der hätte Sorgen genug – entgegnete Ottomar.
Wie so? Ach so! Dieser Streik –? erwiderte die erst so freundliche, jetzt plötzlich verstimmte Dame und wandte sich ab. Es war die Commerzienräthin Rabe, jetzige Frau Doctor Wolny.
Immer mehr Bürgerliche! sagte die Generalin der Gräfin verdrießlich und lächelte wider Willen. Sie lächelte stets ungern. Denn ihre Zähne waren schadhaft. Ich hätte gewünscht, die Vorgeschlagene wäre von Familie! flüsterte sie einer andern Gebornen. Kurz, sie warb schon auf schwarze Kugeln.
Das Adelsthema ließ sich besonders wegen der vielen anwesenden Commerzienräthinnen nicht weiter erörtern. Diejenige, die erst so freundlich mit Ottomar gesprochen, machte den eigenthümlichen Eindruck, daß man nicht wußte: Ist sie noch schön und jung? Oder
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/108>, abgerufen am 16.02.2025. |