Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Gesellschaften ausgezeichneten jungen Mann, der sich ihr in jener Gesellschaft bei General Philo als ein Universitätsfreund ihres Verlobten vorgestellt hatte. Ihr Bruder Max von Forbeck hatte seine Gründe, diese in Aussicht stehende Verbindung überall zu proclamiren. Die Mutter nicht minder. Von Mama urtheilen Sie ganz falsch! sagte Ada. Erstens hat Mama gar keine Leidenschaften und - noch weniger - setzte die scharfe, durch Rücksichtnahme nicht gebundene Tochter hinzu - hat sie eine bestimmte Meinung! Mutter horcht nur immer, wie der Wind bläst und woher! Kein Mensch weiß bei ihr, was kommt! Unter uns: Es ist Alles Commando bei ihr. Grade wie mit der Wagner'schen Musik. Erst stöhnte man vor Verzweiflung in Wagner'schen Opern und kam förmlich um vor dem ewigen Aufpassenmüssen, Textnachlesen, wie im Gesangbuch Vers 14. Nun aber das Alles von oben befohlen und mit besucht wird, findet man's gottvoll. Ach, ist es denn wahr, unterbrach sie ihre ganze Gedankenreihe, daß Sie mit Udo eigentlich auch ein Duell gehabt haben? Ottomar sagte: Auf der Universität paukt man sich ohne alle vorangegangene Beleidigung. Die Verbindungen brummen sich in Masse den dummen Jungen auf und man geht in Masse für die Verbindung im Gesellschaften ausgezeichneten jungen Mann, der sich ihr in jener Gesellschaft bei General Philo als ein Universitätsfreund ihres Verlobten vorgestellt hatte. Ihr Bruder Max von Forbeck hatte seine Gründe, diese in Aussicht stehende Verbindung überall zu proclamiren. Die Mutter nicht minder. Von Mama urtheilen Sie ganz falsch! sagte Ada. Erstens hat Mama gar keine Leidenschaften und – noch weniger – setzte die scharfe, durch Rücksichtnahme nicht gebundene Tochter hinzu – hat sie eine bestimmte Meinung! Mutter horcht nur immer, wie der Wind bläst und woher! Kein Mensch weiß bei ihr, was kommt! Unter uns: Es ist Alles Commando bei ihr. Grade wie mit der Wagner’schen Musik. Erst stöhnte man vor Verzweiflung in Wagner’schen Opern und kam förmlich um vor dem ewigen Aufpassenmüssen, Textnachlesen, wie im Gesangbuch Vers 14. Nun aber das Alles von oben befohlen und mit besucht wird, findet man’s gottvoll. Ach, ist es denn wahr, unterbrach sie ihre ganze Gedankenreihe, daß Sie mit Udo eigentlich auch ein Duell gehabt haben? Ottomar sagte: Auf der Universität paukt man sich ohne alle vorangegangene Beleidigung. Die Verbindungen brummen sich in Masse den dummen Jungen auf und man geht in Masse für die Verbindung im <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0122" n="116"/> Gesellschaften ausgezeichneten jungen Mann, der sich ihr in jener Gesellschaft bei General Philo als ein Universitätsfreund ihres Verlobten vorgestellt hatte. Ihr Bruder Max von Forbeck hatte seine Gründe, diese in Aussicht stehende Verbindung überall zu proclamiren. Die Mutter nicht minder. </p> <p>Von Mama urtheilen Sie ganz falsch! sagte Ada. Erstens hat Mama gar keine Leidenschaften und – noch weniger – setzte die scharfe, durch Rücksichtnahme nicht gebundene Tochter hinzu – hat sie eine bestimmte Meinung! Mutter horcht nur immer, wie der Wind bläst und woher! Kein Mensch weiß bei ihr, was kommt! Unter uns: Es ist Alles Commando bei ihr. Grade wie mit der Wagner’schen Musik. Erst stöhnte man vor Verzweiflung in Wagner’schen Opern und kam förmlich um vor dem ewigen Aufpassenmüssen, Textnachlesen, wie im Gesangbuch Vers 14. <ref xml:id="TEXTNunaberBISgottvoll" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLNunaberBisgottvoll">Nun aber das Alles von oben befohlen und mit besucht wird, findet man’s gottvoll</ref>. Ach, ist es denn wahr, unterbrach sie ihre ganze Gedankenreihe, daß Sie mit Udo eigentlich auch ein Duell gehabt haben? </p> <p>Ottomar sagte: Auf der Universität paukt man sich ohne alle vorangegangene Beleidigung. <ref xml:id="TEXTDieVerbindungenBISJungenauf" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLDieVerbindungenBISJungenauf">Die Verbindungen brummen sich in Masse den dummen Jungen auf</ref> und man geht in Masse für die Verbindung <ref xml:id="TEXTimsogenanntenpropatria" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLimsogenanntenpropatria">im </ref></p> </div> </body> </text> </TEI> [116/0122]
Gesellschaften ausgezeichneten jungen Mann, der sich ihr in jener Gesellschaft bei General Philo als ein Universitätsfreund ihres Verlobten vorgestellt hatte. Ihr Bruder Max von Forbeck hatte seine Gründe, diese in Aussicht stehende Verbindung überall zu proclamiren. Die Mutter nicht minder.
Von Mama urtheilen Sie ganz falsch! sagte Ada. Erstens hat Mama gar keine Leidenschaften und – noch weniger – setzte die scharfe, durch Rücksichtnahme nicht gebundene Tochter hinzu – hat sie eine bestimmte Meinung! Mutter horcht nur immer, wie der Wind bläst und woher! Kein Mensch weiß bei ihr, was kommt! Unter uns: Es ist Alles Commando bei ihr. Grade wie mit der Wagner’schen Musik. Erst stöhnte man vor Verzweiflung in Wagner’schen Opern und kam förmlich um vor dem ewigen Aufpassenmüssen, Textnachlesen, wie im Gesangbuch Vers 14. Nun aber das Alles von oben befohlen und mit besucht wird, findet man’s gottvoll. Ach, ist es denn wahr, unterbrach sie ihre ganze Gedankenreihe, daß Sie mit Udo eigentlich auch ein Duell gehabt haben?
Ottomar sagte: Auf der Universität paukt man sich ohne alle vorangegangene Beleidigung. Die Verbindungen brummen sich in Masse den dummen Jungen auf und man geht in Masse für die Verbindung im
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