Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Dies argumentum ad hominem erregte allgemeines Erstaunen. Die Frage wurde tiefer gelegt. Einige Beamte, der Schulrector Weigel, der annectirte Friese Omma u. A. behaupteten in allem Ernste, die sittliche und intellectuelle Grundlage des Staats sei die Armee. Ein begeisterter Gerichtsrath, Eller, erklärte geradezu: Verhehlen wir es uns doch nicht, daß wir durch die Börse sowohl, wie durch die Verirrungen der Wissenschaft und vollends die Erstarrung der Theologie in eine Abhängigkeit vom Kriegerstande gekommen sind, die ich schätze, selbst wenn ich Sie dabei mit der Enthüllung über die Bildung eines neuen Mönchthums erschrecken sollte. Ja, meine Herren, der Offizierstand ist der einzige haltbare Kitt der Gesellschaft! Er kann es aber nur sein durch seine sozusagen klösterliche Organisation. Militarismus heißt soviel wie neue Hierarchie. Die Präparandenschulen sind die Kadettenhäuser! Haben Sie noch nie bemerkt, wie die aus diesen Anstalten hervorgegangenen Zöglinge alle Merkmale des Lebens hinter Schloß und Riegel, alle Merkmale der Dressur eines militärischen Loyola, Lainez oder Sanchez tragen? Und können Sie leugnen, daß inmitten einer ewig schwankenden Gesellschaft, einer sozusagen immer mehr sich demoralisirenden GeselIschaft, einer Gesellschaft, innerhalb deren sogar die Rechtsprechung ein Dies argumentum ad hominem erregte allgemeines Erstaunen. Die Frage wurde tiefer gelegt. Einige Beamte, der Schulrector Weigel, der annectirte Friese Omma u. A. behaupteten in allem Ernste, die sittliche und intellectuelle Grundlage des Staats sei die Armee. Ein begeisterter Gerichtsrath, Eller, erklärte geradezu: Verhehlen wir es uns doch nicht, daß wir durch die Börse sowohl, wie durch die Verirrungen der Wissenschaft und vollends die Erstarrung der Theologie in eine Abhängigkeit vom Kriegerstande gekommen sind, die ich schätze, selbst wenn ich Sie dabei mit der Enthüllung über die Bildung eines neuen Mönchthums erschrecken sollte. Ja, meine Herren, der Offizierstand ist der einzige haltbare Kitt der Gesellschaft! Er kann es aber nur sein durch seine sozusagen klösterliche Organisation. Militarismus heißt soviel wie neue Hierarchie. Die Präparandenschulen sind die Kadettenhäuser! Haben Sie noch nie bemerkt, wie die aus diesen Anstalten hervorgegangenen Zöglinge alle Merkmale des Lebens hinter Schloß und Riegel, alle Merkmale der Dressur eines militärischen Loyola, Lainez oder Sanchez tragen? Und können Sie leugnen, daß inmitten einer ewig schwankenden Gesellschaft, einer sozusagen immer mehr sich demoralisirenden GeselIschaft, einer Gesellschaft, innerhalb deren sogar die Rechtsprechung ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0209" n="203"/><ref xml:id="TEXTDiesBIShominem" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLDiesBIShominem"><hi rendition="#aq"> Dies argumentum ad hominem</hi></ref> erregte allgemeines Erstaunen. </p> <p>Die Frage wurde tiefer gelegt. Einige Beamte, der Schulrector Weigel, der annectirte Friese Omma u. A. behaupteten in allem Ernste, die sittliche und intellectuelle Grundlage des Staats sei die Armee. Ein begeisterter Gerichtsrath, Eller, erklärte geradezu: Verhehlen wir es uns doch nicht, daß wir durch die Börse sowohl, wie durch die Verirrungen der Wissenschaft und vollends die Erstarrung der Theologie in eine Abhängigkeit vom Kriegerstande gekommen sind, die ich schätze, selbst wenn ich Sie dabei mit der Enthüllung über die Bildung eines neuen Mönchthums erschrecken sollte. Ja, meine Herren, der Offizierstand ist der einzige haltbare Kitt der Gesellschaft! Er kann es aber nur sein durch seine sozusagen klösterliche Organisation. Militarismus heißt soviel wie neue Hierarchie. Die Präparandenschulen sind die Kadettenhäuser! Haben Sie noch nie bemerkt, wie die aus diesen Anstalten hervorgegangenen Zöglinge alle Merkmale des Lebens hinter Schloß und Riegel, alle Merkmale der Dressur <ref xml:id="TEXTeinesmilitärischenBISSanchez" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLeinesmilitärischenBISSanchez">eines militärischen Loyola, Lainez oder Sanchez</ref> tragen? Und können Sie leugnen, daß inmitten einer ewig schwankenden Gesellschaft, einer sozusagen immer mehr sich demoralisirenden GeselIschaft, einer Gesellschaft, innerhalb deren sogar die Rechtsprechung ein </p> </div> </body> </text> </TEI> [203/0209]
Dies argumentum ad hominem erregte allgemeines Erstaunen.
Die Frage wurde tiefer gelegt. Einige Beamte, der Schulrector Weigel, der annectirte Friese Omma u. A. behaupteten in allem Ernste, die sittliche und intellectuelle Grundlage des Staats sei die Armee. Ein begeisterter Gerichtsrath, Eller, erklärte geradezu: Verhehlen wir es uns doch nicht, daß wir durch die Börse sowohl, wie durch die Verirrungen der Wissenschaft und vollends die Erstarrung der Theologie in eine Abhängigkeit vom Kriegerstande gekommen sind, die ich schätze, selbst wenn ich Sie dabei mit der Enthüllung über die Bildung eines neuen Mönchthums erschrecken sollte. Ja, meine Herren, der Offizierstand ist der einzige haltbare Kitt der Gesellschaft! Er kann es aber nur sein durch seine sozusagen klösterliche Organisation. Militarismus heißt soviel wie neue Hierarchie. Die Präparandenschulen sind die Kadettenhäuser! Haben Sie noch nie bemerkt, wie die aus diesen Anstalten hervorgegangenen Zöglinge alle Merkmale des Lebens hinter Schloß und Riegel, alle Merkmale der Dressur eines militärischen Loyola, Lainez oder Sanchez tragen? Und können Sie leugnen, daß inmitten einer ewig schwankenden Gesellschaft, einer sozusagen immer mehr sich demoralisirenden GeselIschaft, einer Gesellschaft, innerhalb deren sogar die Rechtsprechung ein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-02-19T12:27:44Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-02-19T12:27:44Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-1<a>)
(2013-07-01T14:33:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |