Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

Dagegen erstaune ich, entgegnete Ottomar, Sie an einem Orte zu finden, den Sie "principiell" nicht zu besuchen pflegen.

"Principiell" war eines der Lieblingsworte Dietericis.

Dabei lächelte er etwas selig und schwieg bedeutungsvoll.

Haben Sie, setzte Ottomar schärfer prüfend hinzu, indem Beide denselben Weg einschlugen, zum Suchen des Urproblems sich ein wenig anfeuchten müssen? Ja so, unterbrach er seine Frage, die auf einen stehenden Spott über Dieterici gerichtet war, wir sind ja heute Abend Alle zum Ball bei Wolny! Was werden Ihnen die Damen zusetzen mit der Unsterblichkeit!

Dieterici lächelte zum zweiten Male. Er war in der That in seiner Art ein Philosoph. Der hagere hectisch gebaute junge Mann mit einem nicht unschönen Kopf, nur zu dünnem blondem, sogar gelockten Haupthaar, mit tief wasserblauen Augen, mit viel Sommersprossen, doch immer in der saubersten Toilette, kein Raucher, vielmehr ein strenger Beobachter seines Ozonverbrauches, seiner Pulsschläge, seines Herzklopfens, der Tragweite seines Athems, wenn er Prüfungen am Fenster damit anstellte, es behauchte oder den Blüthenkopf eines Löwenzahns abblasen wollte beim Spazierengehen mit den Blaumeißels und mit Plümicke

Dagegen erstaune ich, entgegnete Ottomar, Sie an einem Orte zu finden, den Sie „principiell“ nicht zu besuchen pflegen.

„Principiell“ war eines der Lieblingsworte Dietericis.

Dabei lächelte er etwas selig und schwieg bedeutungsvoll.

Haben Sie, setzte Ottomar schärfer prüfend hinzu, indem Beide denselben Weg einschlugen, zum Suchen des Urproblems sich ein wenig anfeuchten müssen? Ja so, unterbrach er seine Frage, die auf einen stehenden Spott über Dieterici gerichtet war, wir sind ja heute Abend Alle zum Ball bei Wolny! Was werden Ihnen die Damen zusetzen mit der Unsterblichkeit!

Dieterici lächelte zum zweiten Male. Er war in der That in seiner Art ein Philosoph. Der hagere hectisch gebaute junge Mann mit einem nicht unschönen Kopf, nur zu dünnem blondem, sogar gelockten Haupthaar, mit tief wasserblauen Augen, mit viel Sommersprossen, doch immer in der saubersten Toilette, kein Raucher, vielmehr ein strenger Beobachter seines Ozonverbrauches, seiner Pulsschläge, seines Herzklopfens, der Tragweite seines Athems, wenn er Prüfungen am Fenster damit anstellte, es behauchte oder den Blüthenkopf eines Löwenzahns abblasen wollte beim Spazierengehen mit den Blaumeißels und mit Plümicke

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0217" n="211"/>
Dagegen erstaune ich, entgegnete Ottomar, Sie an einem Orte zu finden, den Sie &#x201E;principiell&#x201C; nicht zu besuchen pflegen. </p>
        <p> &#x201E;Principiell&#x201C; war eines der Lieblingsworte Dietericis. </p>
        <p>Dabei lächelte er etwas selig und schwieg bedeutungsvoll. </p>
        <p>Haben Sie, setzte Ottomar schärfer prüfend hinzu, indem Beide denselben Weg einschlugen, zum Suchen <ref xml:id="TEXTdesUrproblems" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLdesUrproblems">des Urproblems</ref> sich ein wenig anfeuchten müssen? Ja so, unterbrach er seine Frage, die auf einen stehenden Spott über Dieterici gerichtet war, wir sind ja heute Abend Alle zum Ball bei Wolny! Was werden Ihnen die Damen zusetzen mit der Unsterblichkeit! </p>
        <p>Dieterici lächelte zum zweiten Male. Er war in der That in seiner Art ein Philosoph. Der hagere hectisch gebaute junge Mann mit einem nicht unschönen Kopf, nur zu dünnem blondem, sogar gelockten Haupthaar, mit tief wasserblauen Augen, mit viel Sommersprossen, doch immer in der saubersten Toilette, kein Raucher, vielmehr ein strenger Beobachter seines Ozonverbrauches, seiner Pulsschläge, seines Herzklopfens, der Tragweite seines Athems, wenn er Prüfungen am Fenster damit anstellte, es behauchte oder den Blüthenkopf eines Löwenzahns abblasen wollte beim Spazierengehen mit den Blaumeißels und mit Plümicke
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[211/0217] Dagegen erstaune ich, entgegnete Ottomar, Sie an einem Orte zu finden, den Sie „principiell“ nicht zu besuchen pflegen. „Principiell“ war eines der Lieblingsworte Dietericis. Dabei lächelte er etwas selig und schwieg bedeutungsvoll. Haben Sie, setzte Ottomar schärfer prüfend hinzu, indem Beide denselben Weg einschlugen, zum Suchen des Urproblems sich ein wenig anfeuchten müssen? Ja so, unterbrach er seine Frage, die auf einen stehenden Spott über Dieterici gerichtet war, wir sind ja heute Abend Alle zum Ball bei Wolny! Was werden Ihnen die Damen zusetzen mit der Unsterblichkeit! Dieterici lächelte zum zweiten Male. Er war in der That in seiner Art ein Philosoph. Der hagere hectisch gebaute junge Mann mit einem nicht unschönen Kopf, nur zu dünnem blondem, sogar gelockten Haupthaar, mit tief wasserblauen Augen, mit viel Sommersprossen, doch immer in der saubersten Toilette, kein Raucher, vielmehr ein strenger Beobachter seines Ozonverbrauches, seiner Pulsschläge, seines Herzklopfens, der Tragweite seines Athems, wenn er Prüfungen am Fenster damit anstellte, es behauchte oder den Blüthenkopf eines Löwenzahns abblasen wollte beim Spazierengehen mit den Blaumeißels und mit Plümicke

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T12:27:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T12:27:44Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-1<a>) (2013-07-01T14:33:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/217
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/217>, abgerufen am 21.11.2024.