Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Verfolgerin ihres Vortheils, und die Intriguanten wußten es so einzurichten, daß sie die Verleumdungen in schlechten Stimmungen doch glaubte und Luzius und Zeugen rufen wollte, um den Ehemann auf ein Pflichttheil zu setzen, den Sohn zum alleinigen Erben zu machen. Aber das Alles stockte immer wieder an ihrer Todesfurcht. Raimund Ehlerdt wurde in den Kellern ausersehen, Fluß in diese Stockung zu bringen. Noch murmelte damals Ehlerdt, die Stiege in der Palissadenstraße 13 niedersteigend, an Wolny denkend: Schurke! Ich habe durch meinen Verein die Kraft, wie mit dem Zudrücken eines einzigen Hahns im Gasometer Abends eine ganze Stadt in Finsterniß zu versetzen! Da traten Rabe und Max Forbeck zu ihm heran, zogen ihn mit sich und wiegelten ihn erst mit den vergeblichen Hoffnungen seiner Schwester auf. Wäre der Mann im Stande, rief Ehlerdt mit glühendem Antlitz und sein Glas beinahe auf den Tisch werfend, meine Schwester zu betrügen - ich wäre, rief er aufstehend und den Stuhl ergreifend - St! St! fielen damals die Verführer ein. Und wohl wissend, daß die denunciationsverpflichteten Kellner horchten, begann Rabe leise: Es verbreitet sich immer mehr, daß jeder französische und italienische, kurz jeder romanische Gerichtshof Mörder und Diebe frei- Verfolgerin ihres Vortheils, und die Intriguanten wußten es so einzurichten, daß sie die Verleumdungen in schlechten Stimmungen doch glaubte und Luzius und Zeugen rufen wollte, um den Ehemann auf ein Pflichttheil zu setzen, den Sohn zum alleinigen Erben zu machen. Aber das Alles stockte immer wieder an ihrer Todesfurcht. Raimund Ehlerdt wurde in den Kellern ausersehen, Fluß in diese Stockung zu bringen. Noch murmelte damals Ehlerdt, die Stiege in der Palissadenstraße 13 niedersteigend, an Wolny denkend: Schurke! Ich habe durch meinen Verein die Kraft, wie mit dem Zudrücken eines einzigen Hahns im Gasometer Abends eine ganze Stadt in Finsterniß zu versetzen! Da traten Rabe und Max Forbeck zu ihm heran, zogen ihn mit sich und wiegelten ihn erst mit den vergeblichen Hoffnungen seiner Schwester auf. Wäre der Mann im Stande, rief Ehlerdt mit glühendem Antlitz und sein Glas beinahe auf den Tisch werfend, meine Schwester zu betrügen – ich wäre, rief er aufstehend und den Stuhl ergreifend – St! St! fielen damals die Verführer ein. Und wohl wissend, daß die denunciationsverpflichteten Kellner horchten, begann Rabe leise: Es verbreitet sich immer mehr, daß jeder französische und italienische, kurz jeder romanische Gerichtshof Mörder und Diebe frei- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0237" n="231"/> Verfolgerin ihres Vortheils, und die Intriguanten wußten es so einzurichten, daß sie die Verleumdungen in schlechten Stimmungen doch glaubte und Luzius und Zeugen rufen wollte, um den Ehemann auf ein Pflichttheil zu setzen, den Sohn zum alleinigen Erben zu machen. Aber das Alles stockte immer wieder an ihrer Todesfurcht. </p> <p>Raimund Ehlerdt wurde in den Kellern ausersehen, Fluß in diese Stockung zu bringen. Noch murmelte damals Ehlerdt, die Stiege in der Palissadenstraße 13 niedersteigend, an Wolny denkend: Schurke! Ich habe durch meinen Verein die Kraft, wie mit dem Zudrücken eines einzigen Hahns im Gasometer Abends eine ganze Stadt in Finsterniß zu versetzen! Da traten Rabe und Max Forbeck zu ihm heran, zogen ihn mit sich und wiegelten ihn erst mit den vergeblichen Hoffnungen seiner Schwester auf. Wäre der Mann im Stande, rief Ehlerdt mit glühendem Antlitz und sein Glas beinahe auf den Tisch werfend, meine Schwester zu betrügen – ich wäre, rief er aufstehend und den Stuhl ergreifend – </p> <p>St! St! fielen damals die Verführer ein. </p> <p>Und wohl wissend, daß die denunciationsverpflichteten Kellner horchten, begann Rabe leise: Es verbreitet sich immer mehr, daß jeder französische und italienische, kurz jeder romanische Gerichtshof Mörder und Diebe frei- </p> </div> </body> </text> </TEI> [231/0237]
Verfolgerin ihres Vortheils, und die Intriguanten wußten es so einzurichten, daß sie die Verleumdungen in schlechten Stimmungen doch glaubte und Luzius und Zeugen rufen wollte, um den Ehemann auf ein Pflichttheil zu setzen, den Sohn zum alleinigen Erben zu machen. Aber das Alles stockte immer wieder an ihrer Todesfurcht.
Raimund Ehlerdt wurde in den Kellern ausersehen, Fluß in diese Stockung zu bringen. Noch murmelte damals Ehlerdt, die Stiege in der Palissadenstraße 13 niedersteigend, an Wolny denkend: Schurke! Ich habe durch meinen Verein die Kraft, wie mit dem Zudrücken eines einzigen Hahns im Gasometer Abends eine ganze Stadt in Finsterniß zu versetzen! Da traten Rabe und Max Forbeck zu ihm heran, zogen ihn mit sich und wiegelten ihn erst mit den vergeblichen Hoffnungen seiner Schwester auf. Wäre der Mann im Stande, rief Ehlerdt mit glühendem Antlitz und sein Glas beinahe auf den Tisch werfend, meine Schwester zu betrügen – ich wäre, rief er aufstehend und den Stuhl ergreifend –
St! St! fielen damals die Verführer ein.
Und wohl wissend, daß die denunciationsverpflichteten Kellner horchten, begann Rabe leise: Es verbreitet sich immer mehr, daß jeder französische und italienische, kurz jeder romanische Gerichtshof Mörder und Diebe frei-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-02-19T12:27:44Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-02-19T12:27:44Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-1<a>)
(2013-07-01T14:33:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |