Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Der Augenblick ist günstig! flüsterte eine heisere Stimme, als die Musik wieder begonnen hatte und Beruhigung eingetreten war. Gehen wir an's Werk! Es war Rabe, der gesprochen, Forbeck kam eben von einem Blick, den auch er in den Hof geworfen hatte, zurück. Raimund Ehlerdt, in sorgfältigster Balltoilette, anfänglich Tänzer mit Leidenschaft, dann sich am Champagner erlabend, nun plötzlich nicht mehr festen Fußes, schloß sich jenen Beiden noch nicht an. Auch in den Hof ging er nicht. Er fürchtete sich vor Mahlo'schen Spuren. Die Untersucher des beabsichtigten Frevels kamen zurück. Schlecht belohnt für ihren Wagemuth. Vogler und Dieterici hatten ihre Toiletten geopfert. Ada sagte zu Ottomar: Sehen Sie doch dort! Sind das nicht Ihre Freunde? Die müssen sich in der "Passage" für Geld sehen lassen! Der Anblick der über und über mit Kohlenruß Gezeichneten machte Alles lachen. Jean Vogler lachte mit. Er hatte seine Freude über seine in den Kohlenhöfen verdorbenen Glacehandschuhe, über die schwarzen Streifen im Gesicht, über die ruinirte weiße Cravatte, während Dieterici geradezu sittliche Entrüstung aussprach. Was helfen zwei Laternen, sagte er, seinen grade am Seidenkragen gründlich verdorbenen Phantasiefrack reinigend und alle Damen durch seinen Kohlenstaub von sich Der Augenblick ist günstig! flüsterte eine heisere Stimme, als die Musik wieder begonnen hatte und Beruhigung eingetreten war. Gehen wir an’s Werk! Es war Rabe, der gesprochen, Forbeck kam eben von einem Blick, den auch er in den Hof geworfen hatte, zurück. Raimund Ehlerdt, in sorgfältigster Balltoilette, anfänglich Tänzer mit Leidenschaft, dann sich am Champagner erlabend, nun plötzlich nicht mehr festen Fußes, schloß sich jenen Beiden noch nicht an. Auch in den Hof ging er nicht. Er fürchtete sich vor Mahlo’schen Spuren. Die Untersucher des beabsichtigten Frevels kamen zurück. Schlecht belohnt für ihren Wagemuth. Vogler und Dieterici hatten ihre Toiletten geopfert. Ada sagte zu Ottomar: Sehen Sie doch dort! Sind das nicht Ihre Freunde? Die müssen sich in der „Passage“ für Geld sehen lassen! Der Anblick der über und über mit Kohlenruß Gezeichneten machte Alles lachen. Jean Vogler lachte mit. Er hatte seine Freude über seine in den Kohlenhöfen verdorbenen Glacéhandschuhe, über die schwarzen Streifen im Gesicht, über die ruinirte weiße Cravatte, während Dieterici geradezu sittliche Entrüstung aussprach. Was helfen zwei Laternen, sagte er, seinen grade am Seidenkragen gründlich verdorbenen Phantasiefrack reinigend und alle Damen durch seinen Kohlenstaub von sich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0256" n="250"/> Der Augenblick ist günstig! flüsterte eine heisere Stimme, als die Musik wieder begonnen hatte und Beruhigung eingetreten war. Gehen wir an’s Werk! </p> <p>Es war Rabe, der gesprochen, Forbeck kam eben von einem Blick, den auch er in den Hof geworfen hatte, zurück. Raimund Ehlerdt, in sorgfältigster Balltoilette, anfänglich Tänzer mit Leidenschaft, dann sich am Champagner erlabend, nun plötzlich nicht mehr festen Fußes, schloß sich jenen Beiden noch nicht an. Auch in den Hof ging er nicht. Er fürchtete sich vor Mahlo’schen Spuren. Die Untersucher des beabsichtigten Frevels kamen zurück. Schlecht belohnt für ihren Wagemuth. Vogler und Dieterici hatten ihre Toiletten geopfert. Ada sagte zu Ottomar: Sehen Sie doch dort! Sind das nicht Ihre Freunde? Die müssen sich <ref xml:id="TEXTinderPassage" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLinderPassage">in der „Passage</ref>“ für Geld sehen lassen! </p> <p>Der Anblick der über und über mit Kohlenruß Gezeichneten machte Alles lachen. Jean Vogler lachte mit. Er hatte seine Freude über seine in den Kohlenhöfen verdorbenen Glacéhandschuhe, über die schwarzen Streifen im Gesicht, über die ruinirte weiße Cravatte, während Dieterici geradezu sittliche Entrüstung aussprach. Was helfen zwei Laternen, sagte er, seinen grade am Seidenkragen gründlich verdorbenen Phantasiefrack reinigend und alle Damen durch seinen Kohlenstaub von sich </p> </div> </body> </text> </TEI> [250/0256]
Der Augenblick ist günstig! flüsterte eine heisere Stimme, als die Musik wieder begonnen hatte und Beruhigung eingetreten war. Gehen wir an’s Werk!
Es war Rabe, der gesprochen, Forbeck kam eben von einem Blick, den auch er in den Hof geworfen hatte, zurück. Raimund Ehlerdt, in sorgfältigster Balltoilette, anfänglich Tänzer mit Leidenschaft, dann sich am Champagner erlabend, nun plötzlich nicht mehr festen Fußes, schloß sich jenen Beiden noch nicht an. Auch in den Hof ging er nicht. Er fürchtete sich vor Mahlo’schen Spuren. Die Untersucher des beabsichtigten Frevels kamen zurück. Schlecht belohnt für ihren Wagemuth. Vogler und Dieterici hatten ihre Toiletten geopfert. Ada sagte zu Ottomar: Sehen Sie doch dort! Sind das nicht Ihre Freunde? Die müssen sich in der „Passage“ für Geld sehen lassen!
Der Anblick der über und über mit Kohlenruß Gezeichneten machte Alles lachen. Jean Vogler lachte mit. Er hatte seine Freude über seine in den Kohlenhöfen verdorbenen Glacéhandschuhe, über die schwarzen Streifen im Gesicht, über die ruinirte weiße Cravatte, während Dieterici geradezu sittliche Entrüstung aussprach. Was helfen zwei Laternen, sagte er, seinen grade am Seidenkragen gründlich verdorbenen Phantasiefrack reinigend und alle Damen durch seinen Kohlenstaub von sich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-02-19T12:27:44Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-02-19T12:27:44Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-1<a>)
(2013-07-01T14:33:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |