Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Sehen Sie, rief der junge Graf, daß Sie schon Motive finden, die Hamlet'sche Zeichensprache zu reden! Gerade soll er einen Anker anbringen! Er soll Nichts weglassen, was die Gefühlsweise meiner Tante begehrt! Sentimental erzogen, gefällt sie sich im Auskosten eines Schmerzes, und wenn sie das allein trösten kann, das allein beglücken, wer wollte ihr diese Religion stören? Ist man doch der Affentheorie und dem uns künftig erwartenden Nichts gegenüber froh genug, wenn man noch Jemanden die Leiter wohlgemuth besteigen sieht, die an den alten Regenbogen der jenseitigen Hoffnungen angelehnt ist -! Althing wußte Nichts von einer Frau Edwina Marloff, die jetzt nach einem Gange durchs Zimmer vom Grafen leise genannt wurde. Er erhielt auch nicht den Auftrag, sich nach dieser Adresse, die der Graf selbst wohl nicht kannte, zu erkundigen. Aber es schien, als sei Frau Edwina verheirathet mit einem Elenden, der sie an den verstorbenen Grafen verkauft hatte. Die Beunruhigung für den jungen Treuenfels war die, daß sich schon einmal dieser Marloff im gräflichen Hause eingefunden hatte, gemeldet worden war und mit den Dienern gesprochen hatte. Damals waren die Umstände so günstig, daß der Zudringliche Niemanden von der Herrschaft zu sprechen bekommen konnte. Er hatte gesagt, er wollte Sehen Sie, rief der junge Graf, daß Sie schon Motive finden, die Hamlet’sche Zeichensprache zu reden! Gerade soll er einen Anker anbringen! Er soll Nichts weglassen, was die Gefühlsweise meiner Tante begehrt! Sentimental erzogen, gefällt sie sich im Auskosten eines Schmerzes, und wenn sie das allein trösten kann, das allein beglücken, wer wollte ihr diese Religion stören? Ist man doch der Affentheorie und dem uns künftig erwartenden Nichts gegenüber froh genug, wenn man noch Jemanden die Leiter wohlgemuth besteigen sieht, die an den alten Regenbogen der jenseitigen Hoffnungen angelehnt ist –! Althing wußte Nichts von einer Frau Edwina Marloff, die jetzt nach einem Gange durchs Zimmer vom Grafen leise genannt wurde. Er erhielt auch nicht den Auftrag, sich nach dieser Adresse, die der Graf selbst wohl nicht kannte, zu erkundigen. Aber es schien, als sei Frau Edwina verheirathet mit einem Elenden, der sie an den verstorbenen Grafen verkauft hatte. Die Beunruhigung für den jungen Treuenfels war die, daß sich schon einmal dieser Marloff im gräflichen Hause eingefunden hatte, gemeldet worden war und mit den Dienern gesprochen hatte. Damals waren die Umstände so günstig, daß der Zudringliche Niemanden von der Herrschaft zu sprechen bekommen konnte. Er hatte gesagt, er wollte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0047" n="41"/> Sehen Sie, rief der junge Graf, daß Sie schon Motive finden, <ref xml:id="TEXTdieHamletscheBISreden" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLdieHamletscheBISreden">die Hamlet’sche Zeichensprache zu reden</ref>! Gerade soll er einen Anker anbringen! Er soll Nichts weglassen, was die Gefühlsweise meiner Tante begehrt! Sentimental erzogen, gefällt sie sich im Auskosten eines Schmerzes, und wenn sie das allein trösten kann, das allein beglücken, wer wollte ihr diese Religion stören? Ist man doch der <ref xml:id="TEXTAffentheorie" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLAffentheorie">Affentheorie</ref> und dem uns künftig erwartenden Nichts gegenüber froh genug, wenn man noch Jemanden die Leiter wohlgemuth besteigen sieht, die an den alten Regenbogen der jenseitigen Hoffnungen angelehnt ist –! </p> <p>Althing wußte Nichts von einer Frau Edwina Marloff, die jetzt nach einem Gange durchs Zimmer vom Grafen leise genannt wurde. Er erhielt auch nicht den Auftrag, sich nach dieser Adresse, die der Graf selbst wohl nicht kannte, zu erkundigen. Aber es schien, als sei Frau Edwina verheirathet mit einem Elenden, der sie an den verstorbenen Grafen verkauft hatte. Die Beunruhigung für den jungen Treuenfels war die, daß sich schon einmal dieser Marloff im gräflichen Hause eingefunden hatte, gemeldet worden war und mit den Dienern gesprochen hatte. Damals waren die Umstände so günstig, daß der Zudringliche Niemanden von der Herrschaft zu sprechen bekommen konnte. Er hatte gesagt, er wollte </p> </div> </body> </text> </TEI> [41/0047]
Sehen Sie, rief der junge Graf, daß Sie schon Motive finden, die Hamlet’sche Zeichensprache zu reden! Gerade soll er einen Anker anbringen! Er soll Nichts weglassen, was die Gefühlsweise meiner Tante begehrt! Sentimental erzogen, gefällt sie sich im Auskosten eines Schmerzes, und wenn sie das allein trösten kann, das allein beglücken, wer wollte ihr diese Religion stören? Ist man doch der Affentheorie und dem uns künftig erwartenden Nichts gegenüber froh genug, wenn man noch Jemanden die Leiter wohlgemuth besteigen sieht, die an den alten Regenbogen der jenseitigen Hoffnungen angelehnt ist –!
Althing wußte Nichts von einer Frau Edwina Marloff, die jetzt nach einem Gange durchs Zimmer vom Grafen leise genannt wurde. Er erhielt auch nicht den Auftrag, sich nach dieser Adresse, die der Graf selbst wohl nicht kannte, zu erkundigen. Aber es schien, als sei Frau Edwina verheirathet mit einem Elenden, der sie an den verstorbenen Grafen verkauft hatte. Die Beunruhigung für den jungen Treuenfels war die, daß sich schon einmal dieser Marloff im gräflichen Hause eingefunden hatte, gemeldet worden war und mit den Dienern gesprochen hatte. Damals waren die Umstände so günstig, daß der Zudringliche Niemanden von der Herrschaft zu sprechen bekommen konnte. Er hatte gesagt, er wollte
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