Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.zwischen denen der Revolver gehangen hatte, mußte doch wohl dem vielleicht mit der Welt zerfallenen Sonderling angehören. Er hat vielleicht eine junge Frau geheirathet, sagte sich Ottomar, der seinerseits wie so viele junge Juristen die Gemeinheit der Lebensbeziehungen erst aus der Wissenschaft des Rechts kennen gelernt hatte, sie ist ihm davongelaufen, er mag sie gar nicht wieder haben! Das Einfordern der Abfindungssumme war ein Gefallen, den er ihr noch that. Jetzt will sie selbst handeln. Sie will nun den jungen Grafen zu erobern suchen! - Vor diesem letzten Ergebniß seiner Grübeleien blieb Ottomar wie vor einem grauenhaften Blick in die Zukunft stehen. Es war wie ein elektrisches Licht, das plötzlich eine in Dunkel gehüllte Gegend erleuchtete. Er sah wie in einem Zauberspiegel den Grafen in den Armen einer Circe, sah sich aber auch selbst und Ada Forbeck auf Rossen durch den Park reiten und seine Schwester Helene in der Ferne weinend stehen. Was combinirt sich nicht im Gehirn des Menschen aus den Ansammlungen empfangener ungewohnter Eindrücke! Und wieder traf ihn ein Gruß, ein holdseliger, diesmal aus einem Wagen. Ada von Forbeck mit ihrer Mutter und sogar dem Bruder jagten an ihm vorüber, schon in gräflich Treuenfels'scher Equipage. Justizrath Luzius hatte ihm merkwürdige Dinge über diese Generalin zwischen denen der Revolver gehangen hatte, mußte doch wohl dem vielleicht mit der Welt zerfallenen Sonderling angehören. Er hat vielleicht eine junge Frau geheirathet, sagte sich Ottomar, der seinerseits wie so viele junge Juristen die Gemeinheit der Lebensbeziehungen erst aus der Wissenschaft des Rechts kennen gelernt hatte, sie ist ihm davongelaufen, er mag sie gar nicht wieder haben! Das Einfordern der Abfindungssumme war ein Gefallen, den er ihr noch that. Jetzt will sie selbst handeln. Sie will nun den jungen Grafen zu erobern suchen! – Vor diesem letzten Ergebniß seiner Grübeleien blieb Ottomar wie vor einem grauenhaften Blick in die Zukunft stehen. Es war wie ein elektrisches Licht, das plötzlich eine in Dunkel gehüllte Gegend erleuchtete. Er sah wie in einem Zauberspiegel den Grafen in den Armen einer Circe, sah sich aber auch selbst und Ada Forbeck auf Rossen durch den Park reiten und seine Schwester Helene in der Ferne weinend stehen. Was combinirt sich nicht im Gehirn des Menschen aus den Ansammlungen empfangener ungewohnter Eindrücke! Und wieder traf ihn ein Gruß, ein holdseliger, diesmal aus einem Wagen. Ada von Forbeck mit ihrer Mutter und sogar dem Bruder jagten an ihm vorüber, schon in gräflich Treuenfels’scher Equipage. Justizrath Luzius hatte ihm merkwürdige Dinge über diese Generalin <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0073" n="67"/> zwischen denen der Revolver gehangen hatte, mußte doch wohl dem vielleicht mit der Welt zerfallenen Sonderling angehören. Er hat vielleicht eine junge Frau geheirathet, sagte sich Ottomar, der seinerseits wie so viele junge Juristen die Gemeinheit der Lebensbeziehungen erst aus der Wissenschaft des Rechts kennen gelernt hatte, sie ist ihm davongelaufen, er mag sie gar nicht wieder haben! Das Einfordern der Abfindungssumme war ein Gefallen, den er ihr noch that. Jetzt will sie selbst handeln. Sie will nun den jungen Grafen zu erobern suchen! – Vor diesem letzten Ergebniß seiner Grübeleien blieb Ottomar wie vor einem grauenhaften Blick in die Zukunft stehen. Es war wie ein elektrisches Licht, das plötzlich eine in Dunkel gehüllte Gegend erleuchtete. Er sah wie in einem Zauberspiegel den Grafen in den Armen einer Circe, sah sich aber auch selbst und Ada Forbeck auf Rossen durch den Park reiten und seine Schwester Helene in der Ferne weinend stehen. Was combinirt sich nicht im Gehirn des Menschen aus den Ansammlungen empfangener ungewohnter Eindrücke! </p> <p>Und wieder traf ihn ein Gruß, ein holdseliger, diesmal aus einem Wagen. Ada von Forbeck mit ihrer Mutter und sogar dem Bruder jagten an ihm vorüber, schon in gräflich Treuenfels’scher Equipage. Justizrath Luzius hatte ihm merkwürdige Dinge über diese Generalin </p> </div> </body> </text> </TEI> [67/0073]
zwischen denen der Revolver gehangen hatte, mußte doch wohl dem vielleicht mit der Welt zerfallenen Sonderling angehören. Er hat vielleicht eine junge Frau geheirathet, sagte sich Ottomar, der seinerseits wie so viele junge Juristen die Gemeinheit der Lebensbeziehungen erst aus der Wissenschaft des Rechts kennen gelernt hatte, sie ist ihm davongelaufen, er mag sie gar nicht wieder haben! Das Einfordern der Abfindungssumme war ein Gefallen, den er ihr noch that. Jetzt will sie selbst handeln. Sie will nun den jungen Grafen zu erobern suchen! – Vor diesem letzten Ergebniß seiner Grübeleien blieb Ottomar wie vor einem grauenhaften Blick in die Zukunft stehen. Es war wie ein elektrisches Licht, das plötzlich eine in Dunkel gehüllte Gegend erleuchtete. Er sah wie in einem Zauberspiegel den Grafen in den Armen einer Circe, sah sich aber auch selbst und Ada Forbeck auf Rossen durch den Park reiten und seine Schwester Helene in der Ferne weinend stehen. Was combinirt sich nicht im Gehirn des Menschen aus den Ansammlungen empfangener ungewohnter Eindrücke!
Und wieder traf ihn ein Gruß, ein holdseliger, diesmal aus einem Wagen. Ada von Forbeck mit ihrer Mutter und sogar dem Bruder jagten an ihm vorüber, schon in gräflich Treuenfels’scher Equipage. Justizrath Luzius hatte ihm merkwürdige Dinge über diese Generalin
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