Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.stätte. Einige noch nicht von der Bau-Manie vertilgte Tannen, eine grüne Fläche sogar, sorgfältig von Buchsbaum eingefriedigt, aber doch zum Wäschetrocknen bestimmt, doch nur für den Hauswirth, reizte diesen Herrn, einen ehemaligen Bierwirth, jetzt Rentier, zuweilen an ein Losschlagen dieser noch etwas an die alte Vorzeit erinnernden einst waldigen Gegend zu denken. Dann würde an seinen Tannen, an einigen weißschimmernden Birken das verhängnißvolle Wort "Baustelle" erblickt worden sein. Die Dryade, wie die Lyriker sagen würden, würde geweint und Althing sein stilles, bequemes Atelier verloren haben. Plümicke war hier der unfreiwillig demüthige "Waldbewohner", Junggesell, während Blaumeißel für Familie gesorgt oder zu sorgen hatte und täglich durch die Pferde- Eisenbahn wie aus einer andern Weltgegend herüberkommen mußte, wo die Miethen wohlfeiler waren, obschon er en gros miethete. Denn er vermiethete chambre garnie. Der Meister sorgte, daß wenigstens Plümicke immer bei ihm zu thun hatte. Blaumeißeln gab er, wenn er diesen selbst nicht beschäftigen konnte, zuweilen leihweise in andere Ateliers, in die der vom Hof begünstigten Civil- und Militärstatuenbildhauer, die, wenn sie sonst Nichts zu thun haben, Jahr ein, Jahr aus Victorien machen, die immer abgehen, jedoch mit dem stätte. Einige noch nicht von der Bau-Manie vertilgte Tannen, eine grüne Fläche sogar, sorgfältig von Buchsbaum eingefriedigt, aber doch zum Wäschetrocknen bestimmt, doch nur für den Hauswirth, reizte diesen Herrn, einen ehemaligen Bierwirth, jetzt Rentier, zuweilen an ein Losschlagen dieser noch etwas an die alte Vorzeit erinnernden einst waldigen Gegend zu denken. Dann würde an seinen Tannen, an einigen weißschimmernden Birken das verhängnißvolle Wort „Baustelle“ erblickt worden sein. Die Dryade, wie die Lyriker sagen würden, würde geweint und Althing sein stilles, bequemes Atelier verloren haben. Plümicke war hier der unfreiwillig demüthige „Waldbewohner“, Junggesell, während Blaumeißel für Familie gesorgt oder zu sorgen hatte und täglich durch die Pferde- Eisenbahn wie aus einer andern Weltgegend herüberkommen mußte, wo die Miethen wohlfeiler waren, obschon er en gros miethete. Denn er vermiethete chambre garnie. Der Meister sorgte, daß wenigstens Plümicke immer bei ihm zu thun hatte. Blaumeißeln gab er, wenn er diesen selbst nicht beschäftigen konnte, zuweilen leihweise in andere Ateliers, in die der vom Hof begünstigten Civil- und Militärstatuenbildhauer, die, wenn sie sonst Nichts zu thun haben, Jahr ein, Jahr aus Victorien machen, die immer abgehen, jedoch mit dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0077" n="71"/> stätte. Einige noch nicht von der Bau-Manie vertilgte Tannen, eine grüne Fläche sogar, sorgfältig von Buchsbaum eingefriedigt, aber doch zum Wäschetrocknen bestimmt, doch nur für den Hauswirth, reizte diesen Herrn, einen ehemaligen Bierwirth, jetzt Rentier, zuweilen an ein Losschlagen dieser noch etwas an die alte Vorzeit erinnernden einst waldigen Gegend zu denken. Dann würde an seinen Tannen, an einigen weißschimmernden Birken das verhängnißvolle Wort „Baustelle“ erblickt worden sein. <ref xml:id="TEXTDieDryadeBIShaben" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLDieDryadeBIShaben">Die Dryade, wie die Lyriker sagen würden, würde geweint und Althing sein stilles, bequemes Atelier verloren haben</ref>. </p> <p>Plümicke war hier der unfreiwillig demüthige „Waldbewohner“, Junggesell, während Blaumeißel für Familie gesorgt oder zu sorgen hatte und täglich durch <ref xml:id="TEXTdiePferdeeisenbahn" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLdiePferdeeisenbahn"> die Pferde- Eisenbahn</ref> wie aus einer andern Weltgegend herüberkommen mußte, wo die Miethen wohlfeiler waren, <ref xml:id="TEXTobschonerBISgarnie" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLobschonerBISgarnie">obschon er <hi rendition="#aq">en gros</hi> miethete. Denn er vermiethete <hi rendition="#aq">chambre garnie</hi></ref>. Der Meister sorgte, daß wenigstens Plümicke immer bei ihm zu thun hatte. Blaumeißeln gab er, wenn er diesen selbst nicht beschäftigen konnte, zuweilen leihweise in andere Ateliers, in die der vom Hof begünstigten Civil- und Militärstatuenbildhauer, die, wenn sie sonst Nichts zu thun haben, Jahr ein, Jahr aus Victorien machen, die immer abgehen, jedoch mit dem </p> </div> </body> </text> </TEI> [71/0077]
stätte. Einige noch nicht von der Bau-Manie vertilgte Tannen, eine grüne Fläche sogar, sorgfältig von Buchsbaum eingefriedigt, aber doch zum Wäschetrocknen bestimmt, doch nur für den Hauswirth, reizte diesen Herrn, einen ehemaligen Bierwirth, jetzt Rentier, zuweilen an ein Losschlagen dieser noch etwas an die alte Vorzeit erinnernden einst waldigen Gegend zu denken. Dann würde an seinen Tannen, an einigen weißschimmernden Birken das verhängnißvolle Wort „Baustelle“ erblickt worden sein. Die Dryade, wie die Lyriker sagen würden, würde geweint und Althing sein stilles, bequemes Atelier verloren haben.
Plümicke war hier der unfreiwillig demüthige „Waldbewohner“, Junggesell, während Blaumeißel für Familie gesorgt oder zu sorgen hatte und täglich durch die Pferde- Eisenbahn wie aus einer andern Weltgegend herüberkommen mußte, wo die Miethen wohlfeiler waren, obschon er en gros miethete. Denn er vermiethete chambre garnie. Der Meister sorgte, daß wenigstens Plümicke immer bei ihm zu thun hatte. Blaumeißeln gab er, wenn er diesen selbst nicht beschäftigen konnte, zuweilen leihweise in andere Ateliers, in die der vom Hof begünstigten Civil- und Militärstatuenbildhauer, die, wenn sie sonst Nichts zu thun haben, Jahr ein, Jahr aus Victorien machen, die immer abgehen, jedoch mit dem
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