Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.ohne Freundschaftszwang. Und das an jedem Morgen der alten Göttin des Mondes. Die Wände scheinen eher grau als grün zu sein. Letzteres sollten sie eigentlich. Aber die Cigarre entwickelt einen changirenden Farbstoff. Das Beste waren die vielen blankmessingnen Kleiderhaken, wo man nur hinsah. Da konnten sich die "Neuen Serapionsbrüder", wie sich ganz gemüthliche, unverschworene, auf den Umsturz nicht einmal eines Weinglases ausgehende Menschen, in Erinnerung an den alten berühmten Erzähler E. T. A. Hoffmann, nannten, versammeln und keinen andern Zweck verfolgen, als mit jener Eile, welche in dieser Stadt selbst die Schnecke und das Ai, das Faulthier, gehabt haben würden, wenn diese Bewohner der Gärten oder der Aquarien moralischer Impulse fähig sein könnten, flüchtig ein Frühstück zu verzehren, es mit einem halben oder ganzen Schoppen eines höchst zahmen "Mosel" hinunterzuspülen und nach kurzer Plauderei wieder in den "Kampf um's Dasein" zurückzukehren, der bei allen Bewohnern dieser Stadt, sogar den Renten- und Kapitalbesitzern, immerdar ein harter und beinahe die ausschließliche Lebensaufgabe geworden schien. Daß dann auch noch am Montag die verheiratheten Ehemänner die Sonne ihrer beglückten Häuslichkeit in den Wendekreis der Wäsche treten sahen, daß am ohne Freundschaftszwang. Und das an jedem Morgen der alten Göttin des Mondes. Die Wände scheinen eher grau als grün zu sein. Letzteres sollten sie eigentlich. Aber die Cigarre entwickelt einen changirenden Farbstoff. Das Beste waren die vielen blankmessingnen Kleiderhaken, wo man nur hinsah. Da konnten sich die „Neuen Serapionsbrüder“, wie sich ganz gemüthliche, unverschworene, auf den Umsturz nicht einmal eines Weinglases ausgehende Menschen, in Erinnerung an den alten berühmten Erzähler E. T. A. Hoffmann, nannten, versammeln und keinen andern Zweck verfolgen, als mit jener Eile, welche in dieser Stadt selbst die Schnecke und das Aï, das Faulthier, gehabt haben würden, wenn diese Bewohner der Gärten oder der Aquarien moralischer Impulse fähig sein könnten, flüchtig ein Frühstück zu verzehren, es mit einem halben oder ganzen Schoppen eines höchst zahmen „Mosel“ hinunterzuspülen und nach kurzer Plauderei wieder in den „Kampf um’s Dasein“ zurückzukehren, der bei allen Bewohnern dieser Stadt, sogar den Renten- und Kapitalbesitzern, immerdar ein harter und beinahe die ausschließliche Lebensaufgabe geworden schien. Daß dann auch noch am Montag die verheiratheten Ehemänner die Sonne ihrer beglückten Häuslichkeit in den Wendekreis der Wäsche treten sahen, daß am <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0008" n="2"/> ohne Freundschaftszwang. Und das <ref xml:id="TEXTanjedemBISMondes" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLanjedemBISMondes">an jedem Morgen der alten Göttin des Mondes</ref>. Die Wände scheinen eher grau als grün zu sein. Letzteres sollten sie eigentlich. Aber die Cigarre entwickelt einen changirenden Farbstoff. Das Beste waren die vielen blankmessingnen Kleiderhaken, wo man nur hinsah. Da konnten sich die „Neuen Serapionsbrüder“, wie sich ganz gemüthliche, unverschworene, auf den Umsturz nicht einmal eines Weinglases ausgehende Menschen, in Erinnerung an den alten berühmten Erzähler E. T. A. Hoffmann, nannten, versammeln und keinen andern Zweck verfolgen, als mit jener Eile, welche in dieser Stadt selbst die Schnecke und das Aï, das Faulthier, gehabt haben würden, wenn diese Bewohner der Gärten oder der Aquarien moralischer Impulse fähig sein könnten, flüchtig ein Frühstück zu verzehren, es mit einem halben oder ganzen Schoppen <ref xml:id="TEXTeineshoechstBISMosel" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLeineshoechstBISMosel">eines höchst zahmen „Mosel“ </ref> hinunterzuspülen und nach kurzer Plauderei wieder in den „<ref xml:id="TEXTKampfumsDasein" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLKampfumsDasein">Kampf um’s Dasein</ref>“ zurückzukehren, der bei allen Bewohnern dieser Stadt, sogar den Renten- und Kapitalbesitzern, immerdar ein harter und beinahe die ausschließliche Lebensaufgabe geworden schien. </p> <p>Daß dann auch noch am Montag die verheiratheten Ehemänner die Sonne ihrer beglückten Häuslichkeit in den Wendekreis der Wäsche treten sahen, <ref xml:id="TEXTdassamBISerschienen" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLdassamBISerschienen">daß am </ref></p> </div> </body> </text> </TEI> [2/0008]
ohne Freundschaftszwang. Und das an jedem Morgen der alten Göttin des Mondes. Die Wände scheinen eher grau als grün zu sein. Letzteres sollten sie eigentlich. Aber die Cigarre entwickelt einen changirenden Farbstoff. Das Beste waren die vielen blankmessingnen Kleiderhaken, wo man nur hinsah. Da konnten sich die „Neuen Serapionsbrüder“, wie sich ganz gemüthliche, unverschworene, auf den Umsturz nicht einmal eines Weinglases ausgehende Menschen, in Erinnerung an den alten berühmten Erzähler E. T. A. Hoffmann, nannten, versammeln und keinen andern Zweck verfolgen, als mit jener Eile, welche in dieser Stadt selbst die Schnecke und das Aï, das Faulthier, gehabt haben würden, wenn diese Bewohner der Gärten oder der Aquarien moralischer Impulse fähig sein könnten, flüchtig ein Frühstück zu verzehren, es mit einem halben oder ganzen Schoppen eines höchst zahmen „Mosel“ hinunterzuspülen und nach kurzer Plauderei wieder in den „Kampf um’s Dasein“ zurückzukehren, der bei allen Bewohnern dieser Stadt, sogar den Renten- und Kapitalbesitzern, immerdar ein harter und beinahe die ausschließliche Lebensaufgabe geworden schien.
Daß dann auch noch am Montag die verheiratheten Ehemänner die Sonne ihrer beglückten Häuslichkeit in den Wendekreis der Wäsche treten sahen, daß am
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