Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.ihn nur um Marthas Willen. Diese war mit ihm gekommen, gleichsam als sein Geleite. Sie konnte ja auch über die auf dem Boden befindlichen Dinge Auskunft geben. Jetzt sagte Frau Jenny mit scharfer Betonung: O bleiben Sie doch noch, Herr Professor! und kehrte Martha den Rücken, als sei ihre Gegenwart überflüssig. Da faßte sich Althing rasch, erhob sich und ging. Er sah ein Thürverweisen, hörte im Geist aus dem giftigen Auge der Assessorin ein: Wer ersucht Sie denn hier zu bleiben? Gehören Sie schon zur Familie? Da schloß er sich Martha an und verwies auf seinen "auf Zeit" harrenden Wagen. So war Martha von dem Schein, über die Linie, die ihr gebührte, hinausgegangen zu sein, befreit. Es kam darüber zu keiner Aeußerung, am wenigsten einer des Dankes. Denn dieser wäre mit einer Anklage zu verbinden gewesen. Und noch weniger verweilte Althing, als er einen Wagen vorrollen hörte und obenein den Herrn Raimund, Helenens abgewiesenen Anbeter, den Hof durchschreiten sah. Martha wußte schon, daß sie, wenn sie sich beim Bruder über die Ungezogenheit der Frau Jenny beklagt haben würde, leicht möglich gesagt bekommen hätte: Sie hat Recht! Was brauchst Du Dich zur Kammerdienerin ihn nur um Marthas Willen. Diese war mit ihm gekommen, gleichsam als sein Geleite. Sie konnte ja auch über die auf dem Boden befindlichen Dinge Auskunft geben. Jetzt sagte Frau Jenny mit scharfer Betonung: O bleiben Sie doch noch, Herr Professor! und kehrte Martha den Rücken, als sei ihre Gegenwart überflüssig. Da faßte sich Althing rasch, erhob sich und ging. Er sah ein Thürverweisen, hörte im Geist aus dem giftigen Auge der Assessorin ein: Wer ersucht Sie denn hier zu bleiben? Gehören Sie schon zur Familie? Da schloß er sich Martha an und verwies auf seinen „auf Zeit“ harrenden Wagen. So war Martha von dem Schein, über die Linie, die ihr gebührte, hinausgegangen zu sein, befreit. Es kam darüber zu keiner Aeußerung, am wenigsten einer des Dankes. Denn dieser wäre mit einer Anklage zu verbinden gewesen. Und noch weniger verweilte Althing, als er einen Wagen vorrollen hörte und obenein den Herrn Raimund, Helenens abgewiesenen Anbeter, den Hof durchschreiten sah. Martha wußte schon, daß sie, wenn sie sich beim Bruder über die Ungezogenheit der Frau Jenny beklagt haben würde, leicht möglich gesagt bekommen hätte: Sie hat Recht! Was brauchst Du Dich zur Kammerdienerin <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0138" n="132"/> ihn nur um Marthas Willen. Diese war mit ihm gekommen, gleichsam als sein Geleite. Sie konnte ja auch über die auf dem Boden befindlichen Dinge Auskunft geben. Jetzt sagte Frau Jenny mit scharfer Betonung: O bleiben Sie doch noch, Herr Professor! und kehrte Martha den Rücken, als sei ihre Gegenwart überflüssig.</p> <p>Da faßte sich Althing rasch, erhob sich und ging. Er sah ein Thürverweisen, hörte im Geist aus dem giftigen Auge der Assessorin ein: Wer ersucht Sie denn hier zu bleiben? Gehören Sie schon zur Familie? Da schloß er sich Martha an und verwies auf seinen „auf Zeit“ harrenden Wagen.</p> <p>So war Martha von dem Schein, über die Linie, die ihr gebührte, hinausgegangen zu sein, befreit. Es kam darüber zu keiner Aeußerung, am wenigsten einer des Dankes. Denn dieser wäre mit einer Anklage zu verbinden gewesen. Und noch weniger verweilte Althing, als er einen Wagen vorrollen hörte und obenein den Herrn Raimund, Helenens abgewiesenen Anbeter, den Hof durchschreiten sah.</p> <p>Martha wußte schon, daß sie, wenn sie sich beim Bruder über die Ungezogenheit der Frau Jenny beklagt haben würde, leicht möglich gesagt bekommen hätte: Sie hat Recht! Was brauchst Du Dich zur Kammerdienerin </p> </div> </body> </text> </TEI> [132/0138]
ihn nur um Marthas Willen. Diese war mit ihm gekommen, gleichsam als sein Geleite. Sie konnte ja auch über die auf dem Boden befindlichen Dinge Auskunft geben. Jetzt sagte Frau Jenny mit scharfer Betonung: O bleiben Sie doch noch, Herr Professor! und kehrte Martha den Rücken, als sei ihre Gegenwart überflüssig.
Da faßte sich Althing rasch, erhob sich und ging. Er sah ein Thürverweisen, hörte im Geist aus dem giftigen Auge der Assessorin ein: Wer ersucht Sie denn hier zu bleiben? Gehören Sie schon zur Familie? Da schloß er sich Martha an und verwies auf seinen „auf Zeit“ harrenden Wagen.
So war Martha von dem Schein, über die Linie, die ihr gebührte, hinausgegangen zu sein, befreit. Es kam darüber zu keiner Aeußerung, am wenigsten einer des Dankes. Denn dieser wäre mit einer Anklage zu verbinden gewesen. Und noch weniger verweilte Althing, als er einen Wagen vorrollen hörte und obenein den Herrn Raimund, Helenens abgewiesenen Anbeter, den Hof durchschreiten sah.
Martha wußte schon, daß sie, wenn sie sich beim Bruder über die Ungezogenheit der Frau Jenny beklagt haben würde, leicht möglich gesagt bekommen hätte: Sie hat Recht! Was brauchst Du Dich zur Kammerdienerin
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