Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.gute Narr thut uns aber Allen Nichts! Doch da haben wir noch den Bruder des Fräulein Althing! Den Assessor Dieterici! Den lustigen Herrn Jean Vogler! Noch die gesammte Künstlerwelt mit abgesetzten und nicht abgesetzten Bildern, vor Allem die Börse! Was kommt nicht Alles, um einmal vor der Durchlaucht Rauden eine Reverenz zu machen! Apropos! Börse! Sie sollen ja brillante Geschäfte machen, Herr Ehlerdt? Es war gerade das Gegentheil der Fall. Aber Raimund mußte sich endlich ermannen. Ja! Ja! sagte er und ließ die Bestellungen von Ost und West kommen, schüttelte ein Füllhorn von Briefen, deren Beantwortung ihn von seinem wahren Berufe abbrächte - dem der socialen Bewegung, wie er andeutete, des Eingriffs in die Speichen der Weltachse. Die Schwester zitterte über die Möglichkeit, daß er das Redefieber bekam. Ich bewundere diese Thätigkeit! unterbrach ihn Edwina halb mit Ueberlegung, halb mit Koketterie, wobei sie einen ihrer Handschuhe auszog und eine milchweiße wie blutlos gewordene, mit Ringen geschmückte Hand zeigte. Raimund hätte darauf zustürzen, die Hand küssen mögen. Martha sah, was in ihm vorging. Aber nur Glück, Herr Ehlerdt! fuhr Edwina fort. Nur Erfolg! Wir Frauen hassen alle Unglücklichen! Nur Ueberfluß kann glücklich machen! Berechnen, gute Narr thut uns aber Allen Nichts! Doch da haben wir noch den Bruder des Fräulein Althing! Den Assessor Dieterici! Den lustigen Herrn Jean Vogler! Noch die gesammte Künstlerwelt mit abgesetzten und nicht abgesetzten Bildern, vor Allem die Börse! Was kommt nicht Alles, um einmal vor der Durchlaucht Rauden eine Reverenz zu machen! Apropos! Börse! Sie sollen ja brillante Geschäfte machen, Herr Ehlerdt? Es war gerade das Gegentheil der Fall. Aber Raimund mußte sich endlich ermannen. Ja! Ja! sagte er und ließ die Bestellungen von Ost und West kommen, schüttelte ein Füllhorn von Briefen, deren Beantwortung ihn von seinem wahren Berufe abbrächte – dem der socialen Bewegung, wie er andeutete, des Eingriffs in die Speichen der Weltachse. Die Schwester zitterte über die Möglichkeit, daß er das Redefieber bekam. Ich bewundere diese Thätigkeit! unterbrach ihn Edwina halb mit Ueberlegung, halb mit Koketterie, wobei sie einen ihrer Handschuhe auszog und eine milchweiße wie blutlos gewordene, mit Ringen geschmückte Hand zeigte. Raimund hätte darauf zustürzen, die Hand küssen mögen. Martha sah, was in ihm vorging. Aber nur Glück, Herr Ehlerdt! fuhr Edwina fort. Nur Erfolg! Wir Frauen hassen alle Unglücklichen! Nur Ueberfluß kann glücklich machen! Berechnen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0145" n="139"/> gute Narr thut uns aber Allen Nichts! Doch da haben wir noch den Bruder des Fräulein Althing! Den Assessor Dieterici! Den lustigen Herrn Jean Vogler! Noch die gesammte Künstlerwelt mit abgesetzten und nicht abgesetzten Bildern, vor Allem die Börse! Was kommt nicht Alles, um einmal vor der Durchlaucht Rauden eine Reverenz zu machen! Apropos! Börse! Sie sollen ja brillante Geschäfte machen, Herr Ehlerdt?</p> <p>Es war gerade das Gegentheil der Fall. Aber Raimund mußte sich endlich ermannen. Ja! Ja! sagte er und ließ die Bestellungen von Ost und West kommen, schüttelte ein Füllhorn von Briefen, deren Beantwortung ihn von seinem wahren Berufe abbrächte – dem der socialen Bewegung, wie er andeutete, des Eingriffs in die Speichen der Weltachse. Die Schwester zitterte über die Möglichkeit, daß er das Redefieber bekam.</p> <p>Ich bewundere diese Thätigkeit! unterbrach ihn Edwina halb mit Ueberlegung, halb mit Koketterie, wobei sie einen ihrer Handschuhe auszog und eine milchweiße wie blutlos gewordene, mit Ringen geschmückte Hand zeigte.</p> <p>Raimund hätte darauf zustürzen, die Hand küssen mögen. Martha sah, was in ihm vorging.</p> <p>Aber nur Glück, Herr Ehlerdt! fuhr Edwina fort. Nur Erfolg! Wir Frauen hassen alle Unglücklichen! Nur Ueberfluß kann glücklich machen! Berechnen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [139/0145]
gute Narr thut uns aber Allen Nichts! Doch da haben wir noch den Bruder des Fräulein Althing! Den Assessor Dieterici! Den lustigen Herrn Jean Vogler! Noch die gesammte Künstlerwelt mit abgesetzten und nicht abgesetzten Bildern, vor Allem die Börse! Was kommt nicht Alles, um einmal vor der Durchlaucht Rauden eine Reverenz zu machen! Apropos! Börse! Sie sollen ja brillante Geschäfte machen, Herr Ehlerdt?
Es war gerade das Gegentheil der Fall. Aber Raimund mußte sich endlich ermannen. Ja! Ja! sagte er und ließ die Bestellungen von Ost und West kommen, schüttelte ein Füllhorn von Briefen, deren Beantwortung ihn von seinem wahren Berufe abbrächte – dem der socialen Bewegung, wie er andeutete, des Eingriffs in die Speichen der Weltachse. Die Schwester zitterte über die Möglichkeit, daß er das Redefieber bekam.
Ich bewundere diese Thätigkeit! unterbrach ihn Edwina halb mit Ueberlegung, halb mit Koketterie, wobei sie einen ihrer Handschuhe auszog und eine milchweiße wie blutlos gewordene, mit Ringen geschmückte Hand zeigte.
Raimund hätte darauf zustürzen, die Hand küssen mögen. Martha sah, was in ihm vorging.
Aber nur Glück, Herr Ehlerdt! fuhr Edwina fort. Nur Erfolg! Wir Frauen hassen alle Unglücklichen! Nur Ueberfluß kann glücklich machen! Berechnen,
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