Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Es ist überhaupt eine schwungvolle Familie, fuhr Dieterici fort, ein Stamm, wie er sich in's Volk öfter verliert! Genug, das Kind ist da! Christ muß es principiell werden und ich kann es nicht gut abschlagen, die lächerliche Figur zu machen, die ich dabei vor der Menschenmenge, die geladen sein wird, mit meinem Täufling in der Hand spielen werde - kurz, lieber Freund, vom Erhabenen zum Lächerlichen ist bekanntlich nur ein Sprung, und ich bitte Sie daher um Gotteswillen: Wohnen Sie, als früherer Miether, Sohn des Principals und mein Freund, dem feierlichen Acte bei! Geben Sie mir durch Ihre Anwesenheit Kraft und Würde, geben Sie mir den Muth, das Unvermeidliche zu tragen! Denn wie gesagt, es bleibt ganz unter uns! Der Taufact wird im Zimmer vollzogen! Bitte! Kommen Sie nächsten Sonntag! Die feierliche Einladung, versteht sich von selbst, und die solenne Bitte um Ihre hohe Gegenwart wird noch folgen. Der Unmuth Ottomars über die durch die Blaumeißel'sche Familie zu seinen Eltern gedrungene Plauderei war allerdings nicht klein und Anfangs drohte auf seiner Stirn ein entschiedenes Nein! Als aber Dietericis Bitten zu flehentlich wurden, entschloß er sich, ihm den Gefallen zu thun. Er versprach zur bestimmten Stunde, Sonntag Nachmittag um 4 Uhr, zu erscheinen. Es ist überhaupt eine schwungvolle Familie, fuhr Dieterici fort, ein Stamm, wie er sich in’s Volk öfter verliert! Genug, das Kind ist da! Christ muß es principiell werden und ich kann es nicht gut abschlagen, die lächerliche Figur zu machen, die ich dabei vor der Menschenmenge, die geladen sein wird, mit meinem Täufling in der Hand spielen werde – kurz, lieber Freund, vom Erhabenen zum Lächerlichen ist bekanntlich nur ein Sprung, und ich bitte Sie daher um Gotteswillen: Wohnen Sie, als früherer Miether, Sohn des Principals und mein Freund, dem feierlichen Acte bei! Geben Sie mir durch Ihre Anwesenheit Kraft und Würde, geben Sie mir den Muth, das Unvermeidliche zu tragen! Denn wie gesagt, es bleibt ganz unter uns! Der Taufact wird im Zimmer vollzogen! Bitte! Kommen Sie nächsten Sonntag! Die feierliche Einladung, versteht sich von selbst, und die solenne Bitte um Ihre hohe Gegenwart wird noch folgen. Der Unmuth Ottomars über die durch die Blaumeißel’sche Familie zu seinen Eltern gedrungene Plauderei war allerdings nicht klein und Anfangs drohte auf seiner Stirn ein entschiedenes Nein! Als aber Dietericis Bitten zu flehentlich wurden, entschloß er sich, ihm den Gefallen zu thun. Er versprach zur bestimmten Stunde, Sonntag Nachmittag um 4 Uhr, zu erscheinen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0166" n="160"/> <p> Es ist überhaupt eine schwungvolle Familie, fuhr Dieterici fort, ein Stamm, wie er sich in’s Volk öfter verliert! Genug, das Kind ist da! Christ muß es principiell werden und ich kann es nicht gut abschlagen, die lächerliche Figur zu machen, die ich dabei vor der Menschenmenge, die geladen sein wird, mit meinem Täufling in der Hand spielen werde – kurz, lieber Freund, vom Erhabenen zum Lächerlichen ist bekanntlich nur ein Sprung, und ich bitte Sie daher um Gotteswillen: Wohnen Sie, als früherer Miether, Sohn des Principals und mein Freund, dem feierlichen Acte bei! Geben Sie mir durch Ihre Anwesenheit Kraft und Würde, geben Sie mir den Muth, das Unvermeidliche zu tragen! Denn wie gesagt, es bleibt ganz unter uns! Der Taufact wird im Zimmer vollzogen! Bitte! Kommen Sie nächsten Sonntag! Die feierliche Einladung, versteht sich von selbst, und die solenne Bitte um Ihre hohe Gegenwart wird noch folgen. </p> <p>Der Unmuth Ottomars über die durch die Blaumeißel’sche Familie zu seinen Eltern gedrungene Plauderei war allerdings nicht klein und Anfangs drohte auf seiner Stirn ein entschiedenes Nein! Als aber Dietericis Bitten zu flehentlich wurden, entschloß er sich, ihm den Gefallen zu thun. Er versprach zur bestimmten Stunde, Sonntag Nachmittag um 4 Uhr, zu erscheinen. </p> </div> </body> </text> </TEI> [160/0166]
Es ist überhaupt eine schwungvolle Familie, fuhr Dieterici fort, ein Stamm, wie er sich in’s Volk öfter verliert! Genug, das Kind ist da! Christ muß es principiell werden und ich kann es nicht gut abschlagen, die lächerliche Figur zu machen, die ich dabei vor der Menschenmenge, die geladen sein wird, mit meinem Täufling in der Hand spielen werde – kurz, lieber Freund, vom Erhabenen zum Lächerlichen ist bekanntlich nur ein Sprung, und ich bitte Sie daher um Gotteswillen: Wohnen Sie, als früherer Miether, Sohn des Principals und mein Freund, dem feierlichen Acte bei! Geben Sie mir durch Ihre Anwesenheit Kraft und Würde, geben Sie mir den Muth, das Unvermeidliche zu tragen! Denn wie gesagt, es bleibt ganz unter uns! Der Taufact wird im Zimmer vollzogen! Bitte! Kommen Sie nächsten Sonntag! Die feierliche Einladung, versteht sich von selbst, und die solenne Bitte um Ihre hohe Gegenwart wird noch folgen.
Der Unmuth Ottomars über die durch die Blaumeißel’sche Familie zu seinen Eltern gedrungene Plauderei war allerdings nicht klein und Anfangs drohte auf seiner Stirn ein entschiedenes Nein! Als aber Dietericis Bitten zu flehentlich wurden, entschloß er sich, ihm den Gefallen zu thun. Er versprach zur bestimmten Stunde, Sonntag Nachmittag um 4 Uhr, zu erscheinen.
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