Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

seinem Atelier benachbarte Restaurationswirthin, ihm unwissentlich, in Fleischbrühe abgekocht und sorgfältig eingewickelt hatte. Er ernährte sich durch geheime Bisse in die Brusttasche still davon, während die Andern ringsum in animalischer Kost schwelgten.

Josefa athmete auf. Ja, sagte sie zu Ottomar, Herr Althing ist der Liebling meiner Herrschaft. Wenn er wollte, könnte er sie bald erobern; das eine Mal, daß er dagewesen ist, seit die Brennicke regierte, hätte sie gethan, als wollte sie illuminiren lassen! Uebrigens, fuhr die Schmeichlerin fort, ihr Alter, der Marloff, ist wieder 'mal dagewesen und hat schrecklich gezankt, wobei Madame - so nannte sie Edwina - alle Thüren zuschloß und keinem Menschen etwas zu hören gab! Ach was kriegte die Regierungsräthin Angst! Sie versteckte sich in's Holzgelaß! Als geklingelt wurde, durfte ich nicht öffnen, und doch war's der Fürst von Rauden, dessen Vorfahren ich kenne -

Seine Ahnen? scherzte Ottomar und stellte sich staunend. Ja so! sagte er dann, Sie meinen die Art, wie sein Wagen vorfährt -

Na ja! sagte das Mädchen, das das Wortspiel gar nicht verstanden hatte. Der Prinz muß gedacht haben: Es ist wohl aus! Sie hatte ein Gespräch mit ihm, das ich halb und halb mit angehört habe. Hören Sie! Die Conversation war nett!

seinem Atelier benachbarte Restaurationswirthin, ihm unwissentlich, in Fleischbrühe abgekocht und sorgfältig eingewickelt hatte. Er ernährte sich durch geheime Bisse in die Brusttasche still davon, während die Andern ringsum in animalischer Kost schwelgten.

Josefa athmete auf. Ja, sagte sie zu Ottomar, Herr Althing ist der Liebling meiner Herrschaft. Wenn er wollte, könnte er sie bald erobern; das eine Mal, daß er dagewesen ist, seit die Brennicke regierte, hätte sie gethan, als wollte sie illuminiren lassen! Uebrigens, fuhr die Schmeichlerin fort, ihr Alter, der Marloff, ist wieder ’mal dagewesen und hat schrecklich gezankt, wobei Madame – so nannte sie Edwina – alle Thüren zuschloß und keinem Menschen etwas zu hören gab! Ach was kriegte die Regierungsräthin Angst! Sie versteckte sich in’s Holzgelaß! Als geklingelt wurde, durfte ich nicht öffnen, und doch war’s der Fürst von Rauden, dessen Vorfahren ich kenne –

Seine Ahnen? scherzte Ottomar und stellte sich staunend. Ja so! sagte er dann, Sie meinen die Art, wie sein Wagen vorfährt –

Na ja! sagte das Mädchen, das das Wortspiel gar nicht verstanden hatte. Der Prinz muß gedacht haben: Es ist wohl aus! Sie hatte ein Gespräch mit ihm, das ich halb und halb mit angehört habe. Hören Sie! Die Conversation war nett!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0186" n="180"/>
seinem Atelier benachbarte Restaurationswirthin, ihm unwissentlich, in Fleischbrühe abgekocht und sorgfältig eingewickelt hatte. Er ernährte sich durch geheime Bisse in die Brusttasche still davon, während die Andern ringsum in animalischer Kost schwelgten.</p>
        <p>Josefa athmete auf. Ja, sagte sie zu Ottomar, Herr Althing ist der Liebling meiner Herrschaft. Wenn er wollte, könnte er sie bald erobern; das eine Mal, daß er dagewesen ist, seit die Brennicke regierte, hätte sie gethan, als wollte sie illuminiren lassen! Uebrigens, fuhr die Schmeichlerin fort, ihr Alter, der Marloff, ist wieder &#x2019;mal dagewesen und hat schrecklich gezankt, wobei Madame &#x2013; so nannte sie Edwina &#x2013; alle Thüren zuschloß und keinem Menschen etwas zu hören gab! Ach was kriegte die Regierungsräthin Angst! Sie versteckte sich in&#x2019;s Holzgelaß! Als geklingelt wurde, durfte ich nicht öffnen, und doch war&#x2019;s der Fürst von Rauden, dessen Vorfahren ich kenne &#x2013;</p>
        <p>Seine Ahnen? scherzte Ottomar und stellte sich staunend. Ja so! sagte er dann, Sie meinen die Art, wie sein Wagen vorfährt &#x2013;</p>
        <p>Na ja! sagte das Mädchen, das das Wortspiel gar nicht verstanden hatte. Der Prinz muß gedacht haben: Es ist wohl aus! Sie hatte ein Gespräch mit ihm, das ich halb und halb mit angehört habe. Hören Sie! Die Conversation war nett!</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0186] seinem Atelier benachbarte Restaurationswirthin, ihm unwissentlich, in Fleischbrühe abgekocht und sorgfältig eingewickelt hatte. Er ernährte sich durch geheime Bisse in die Brusttasche still davon, während die Andern ringsum in animalischer Kost schwelgten. Josefa athmete auf. Ja, sagte sie zu Ottomar, Herr Althing ist der Liebling meiner Herrschaft. Wenn er wollte, könnte er sie bald erobern; das eine Mal, daß er dagewesen ist, seit die Brennicke regierte, hätte sie gethan, als wollte sie illuminiren lassen! Uebrigens, fuhr die Schmeichlerin fort, ihr Alter, der Marloff, ist wieder ’mal dagewesen und hat schrecklich gezankt, wobei Madame – so nannte sie Edwina – alle Thüren zuschloß und keinem Menschen etwas zu hören gab! Ach was kriegte die Regierungsräthin Angst! Sie versteckte sich in’s Holzgelaß! Als geklingelt wurde, durfte ich nicht öffnen, und doch war’s der Fürst von Rauden, dessen Vorfahren ich kenne – Seine Ahnen? scherzte Ottomar und stellte sich staunend. Ja so! sagte er dann, Sie meinen die Art, wie sein Wagen vorfährt – Na ja! sagte das Mädchen, das das Wortspiel gar nicht verstanden hatte. Der Prinz muß gedacht haben: Es ist wohl aus! Sie hatte ein Gespräch mit ihm, das ich halb und halb mit angehört habe. Hören Sie! Die Conversation war nett!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T12:40:43Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T12:40:43Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-2<a>) (2014-02-19T12:40:43Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/186
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/186>, abgerufen am 24.11.2024.