Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Fächer jetzt selbst mit Anstrengung ihr Lachen zu verbergen. So habe ich die Rolle eines Eroberers noch niemals spielen sehen! Sie lachte nun aus vollem Halse und schüttete sich vor Vergnügen, endlich dem Eindruck nachgeben zu können, den ihr das aus Verlegenheit und Eifersucht gemischte Benehmen des Fürsten verursachte. Sie kam dann zuletzt wie ein unartiges Kind mit dem Geständniß heraus, sie hätte gar nicht an ihn geschrieben, sie hätte ihn auch sehr wohl erwartet und das Armband - vernünftigerweise würde sie es behalten. Große Gesellschaft hätte sie heute allerdings nicht erwartet. Sie wollte eine stille Stunde mit ihm allein haben, aber sie verbände damit bestimmte Absichten. O, reden Sie! Diese Vertraulichkeit macht mich glücklich! rief der Fürst im Laufe dieser Rede bei der ersten Hälfte derselben. Aber er zitterte bei der zweiten. Er ahnte, daß sich das Blatt bald wenden würde. Ich muß meine Verhältnisse neu gestalten, liebe Durchlaucht! begann Edwina, nachdem sie endlich Ruhe gefunden, den Fächer ergriffen und sich aufgerichtet hatte. Alles bildet und belebt sich neu! Ich will nicht zurückbleiben! Vieles Neue, meine Gnädige, ist schon sehr im Rückzüge begriffen! erwiderte der Fürst, an seine Papiere denkend. Man hat enorme Verluste an der Börse! Fächer jetzt selbst mit Anstrengung ihr Lachen zu verbergen. So habe ich die Rolle eines Eroberers noch niemals spielen sehen! Sie lachte nun aus vollem Halse und schüttete sich vor Vergnügen, endlich dem Eindruck nachgeben zu können, den ihr das aus Verlegenheit und Eifersucht gemischte Benehmen des Fürsten verursachte. Sie kam dann zuletzt wie ein unartiges Kind mit dem Geständniß heraus, sie hätte gar nicht an ihn geschrieben, sie hätte ihn auch sehr wohl erwartet und das Armband – vernünftigerweise würde sie es behalten. Große Gesellschaft hätte sie heute allerdings nicht erwartet. Sie wollte eine stille Stunde mit ihm allein haben, aber sie verbände damit bestimmte Absichten. O, reden Sie! Diese Vertraulichkeit macht mich glücklich! rief der Fürst im Laufe dieser Rede bei der ersten Hälfte derselben. Aber er zitterte bei der zweiten. Er ahnte, daß sich das Blatt bald wenden würde. Ich muß meine Verhältnisse neu gestalten, liebe Durchlaucht! begann Edwina, nachdem sie endlich Ruhe gefunden, den Fächer ergriffen und sich aufgerichtet hatte. Alles bildet und belebt sich neu! Ich will nicht zurückbleiben! Vieles Neue, meine Gnädige, ist schon sehr im Rückzüge begriffen! erwiderte der Fürst, an seine Papiere denkend. Man hat enorme Verluste an der Börse! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0243" n="237"/> Fächer jetzt selbst mit Anstrengung ihr Lachen zu verbergen. So habe ich die Rolle eines Eroberers noch niemals spielen sehen!</p> <p>Sie lachte nun aus vollem Halse und schüttete sich vor Vergnügen, endlich dem Eindruck nachgeben zu können, den ihr das aus Verlegenheit und Eifersucht gemischte Benehmen des Fürsten verursachte.</p> <p>Sie kam dann zuletzt wie ein unartiges Kind mit dem Geständniß heraus, sie hätte gar nicht an ihn geschrieben, sie hätte ihn auch sehr wohl erwartet und das Armband – vernünftigerweise würde sie es behalten. Große Gesellschaft hätte sie heute allerdings nicht erwartet. Sie wollte eine stille Stunde mit ihm allein haben, aber sie verbände damit bestimmte Absichten.</p> <p>O, reden Sie! Diese Vertraulichkeit macht mich glücklich! rief der Fürst im Laufe dieser Rede bei der ersten Hälfte derselben. Aber er zitterte bei der zweiten. Er ahnte, daß sich das Blatt bald wenden würde.</p> <p>Ich muß meine Verhältnisse neu gestalten, liebe Durchlaucht! begann Edwina, nachdem sie endlich Ruhe gefunden, den Fächer ergriffen und sich aufgerichtet hatte. Alles bildet und belebt sich neu! Ich will nicht zurückbleiben!</p> <p>Vieles Neue, meine Gnädige, ist schon sehr im Rückzüge begriffen! erwiderte der Fürst, an seine Papiere denkend. Man hat enorme Verluste an der Börse!</p> </div> </body> </text> </TEI> [237/0243]
Fächer jetzt selbst mit Anstrengung ihr Lachen zu verbergen. So habe ich die Rolle eines Eroberers noch niemals spielen sehen!
Sie lachte nun aus vollem Halse und schüttete sich vor Vergnügen, endlich dem Eindruck nachgeben zu können, den ihr das aus Verlegenheit und Eifersucht gemischte Benehmen des Fürsten verursachte.
Sie kam dann zuletzt wie ein unartiges Kind mit dem Geständniß heraus, sie hätte gar nicht an ihn geschrieben, sie hätte ihn auch sehr wohl erwartet und das Armband – vernünftigerweise würde sie es behalten. Große Gesellschaft hätte sie heute allerdings nicht erwartet. Sie wollte eine stille Stunde mit ihm allein haben, aber sie verbände damit bestimmte Absichten.
O, reden Sie! Diese Vertraulichkeit macht mich glücklich! rief der Fürst im Laufe dieser Rede bei der ersten Hälfte derselben. Aber er zitterte bei der zweiten. Er ahnte, daß sich das Blatt bald wenden würde.
Ich muß meine Verhältnisse neu gestalten, liebe Durchlaucht! begann Edwina, nachdem sie endlich Ruhe gefunden, den Fächer ergriffen und sich aufgerichtet hatte. Alles bildet und belebt sich neu! Ich will nicht zurückbleiben!
Vieles Neue, meine Gnädige, ist schon sehr im Rückzüge begriffen! erwiderte der Fürst, an seine Papiere denkend. Man hat enorme Verluste an der Börse!
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