Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

"Feigheit" auf Edwinens Lippen brennen sah; die Wahrheit wird sich feststellen -

Meine Großmutter, fuhr sie zornig fort, ist eine alte Waschfrau! Ich mache keine andern Prätensionen, als auf mein Ich, mein Herr!

Sie stellte sich in ihrem ganzen Liebreiz, schlank und zum Umarmen hinreißend, vor ihn hin.

Sie sind Schillers Mädchen aus der Fremde! rief der Fürst. Umwoben vom Zauber der Märchen! Umsponnen wie von Künstlerhand mit den Blumenranken mythischer Arabesken! Aber wirklich, liebe Freundin! Unsrer Familie gehört die verwittwete Gräfin an. Wir waren lange gespannt. Jetzt wendet mir die gute Frau ihre Theilnahme zu. Sollten da der Matrone Thatsachen bekannt, sanctionirt werden, die ihr das Herz brechen würden? Würde sie nicht geradezu eine feindliche Demonstration darin erblicken? Ich, ich, ein Verwandter, und das einige Häuser weit von ihrem Palais, soll ihrem Gatten sozusagen ein anderes Denkmal setzen, als das ihm Professor Althing gemacht hat -? Durch Ihre Persönlichkeit würde sich - herrlich, einzig - die ganze Stadt bei mir versammeln, der Hof - hier stockte die fast wörtliche Wiederholung von Motiven, die er sich schon oft - schriftlich aufgesetzt hatte.

„Feigheit“ auf Edwinens Lippen brennen sah; die Wahrheit wird sich feststellen –

Meine Großmutter, fuhr sie zornig fort, ist eine alte Waschfrau! Ich mache keine andern Prätensionen, als auf mein Ich, mein Herr!

Sie stellte sich in ihrem ganzen Liebreiz, schlank und zum Umarmen hinreißend, vor ihn hin.

Sie sind Schillers Mädchen aus der Fremde! rief der Fürst. Umwoben vom Zauber der Märchen! Umsponnen wie von Künstlerhand mit den Blumenranken mythischer Arabesken! Aber wirklich, liebe Freundin! Unsrer Familie gehört die verwittwete Gräfin an. Wir waren lange gespannt. Jetzt wendet mir die gute Frau ihre Theilnahme zu. Sollten da der Matrone Thatsachen bekannt, sanctionirt werden, die ihr das Herz brechen würden? Würde sie nicht geradezu eine feindliche Demonstration darin erblicken? Ich, ich, ein Verwandter, und das einige Häuser weit von ihrem Palais, soll ihrem Gatten sozusagen ein anderes Denkmal setzen, als das ihm Professor Althing gemacht hat –? Durch Ihre Persönlichkeit würde sich – herrlich, einzig – die ganze Stadt bei mir versammeln, der Hof – hier stockte die fast wörtliche Wiederholung von Motiven, die er sich schon oft – schriftlich aufgesetzt hatte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0246" n="240"/>
&#x201E;Feigheit&#x201C; auf Edwinens Lippen brennen sah; die Wahrheit wird sich feststellen &#x2013;</p>
        <p>Meine Großmutter, fuhr sie zornig fort, ist eine alte Waschfrau! Ich mache keine andern Prätensionen, als auf mein Ich, mein Herr!</p>
        <p>Sie stellte sich in ihrem ganzen Liebreiz, schlank und zum Umarmen hinreißend, vor ihn hin.</p>
        <p>Sie sind Schillers Mädchen aus der Fremde! rief der Fürst. Umwoben vom Zauber der Märchen! Umsponnen wie von Künstlerhand mit den Blumenranken mythischer Arabesken! Aber wirklich, liebe Freundin! Unsrer Familie gehört die verwittwete Gräfin an. Wir waren lange gespannt. Jetzt wendet mir die gute Frau ihre Theilnahme zu. Sollten da der Matrone Thatsachen bekannt, sanctionirt werden, die ihr das Herz brechen würden? Würde sie nicht geradezu eine feindliche Demonstration darin erblicken? Ich, ich, ein Verwandter, und das einige Häuser weit von ihrem Palais, soll ihrem Gatten sozusagen ein anderes Denkmal setzen, als das ihm Professor Althing gemacht hat &#x2013;? Durch Ihre Persönlichkeit würde sich  &#x2013; herrlich, einzig &#x2013; die ganze Stadt bei mir versammeln, der Hof &#x2013; hier stockte die fast wörtliche Wiederholung von Motiven, die er sich schon oft &#x2013; schriftlich aufgesetzt hatte.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0246] „Feigheit“ auf Edwinens Lippen brennen sah; die Wahrheit wird sich feststellen – Meine Großmutter, fuhr sie zornig fort, ist eine alte Waschfrau! Ich mache keine andern Prätensionen, als auf mein Ich, mein Herr! Sie stellte sich in ihrem ganzen Liebreiz, schlank und zum Umarmen hinreißend, vor ihn hin. Sie sind Schillers Mädchen aus der Fremde! rief der Fürst. Umwoben vom Zauber der Märchen! Umsponnen wie von Künstlerhand mit den Blumenranken mythischer Arabesken! Aber wirklich, liebe Freundin! Unsrer Familie gehört die verwittwete Gräfin an. Wir waren lange gespannt. Jetzt wendet mir die gute Frau ihre Theilnahme zu. Sollten da der Matrone Thatsachen bekannt, sanctionirt werden, die ihr das Herz brechen würden? Würde sie nicht geradezu eine feindliche Demonstration darin erblicken? Ich, ich, ein Verwandter, und das einige Häuser weit von ihrem Palais, soll ihrem Gatten sozusagen ein anderes Denkmal setzen, als das ihm Professor Althing gemacht hat –? Durch Ihre Persönlichkeit würde sich – herrlich, einzig – die ganze Stadt bei mir versammeln, der Hof – hier stockte die fast wörtliche Wiederholung von Motiven, die er sich schon oft – schriftlich aufgesetzt hatte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T12:40:43Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T12:40:43Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-2<a>) (2014-02-19T12:40:43Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/246
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/246>, abgerufen am 22.11.2024.