Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Rufes vier Jahre absitzen! Aber zuvor kommen Sie zu mir! Und sogleich jetzt! Wir besprechen mein Zuchthaus gemüthlich in meinem eignen Hause, das sich sehen lassen kann. Nach Herrendiners bin ich immer aufgeregt und muß noch etwas vorhaben! Meine Cigarren sind nicht übel! Ich habe ein Hinterstübchen - Herrenhuter Cigarren - ja, ja, aus St. Thomas - keine so vertrockneten, abgelagerten - wie bei - Gute Nacht Justizrath! Es ist Nichts mit einem fetten Proceß. Wir arrangiren uns anders! Ei ja, das, denk' ich, hat ja beinahe Gott so gewollt! Diese letzten Worte betonte Schindler so scharf, als spräche er von Luzius wie von einem ihm ganz fernstehenden Mitgliede seiner Bekanntschaft, bei dem er heute zufällig zu Gaste gewesen. Auf mein Schweigen - wollte Luzius erwidern. Aber Schindler unterbrach ihn schon wie ein guter Schauspieler: Justizrath werden sich von Ihrem Diner zu erschöpft fühlen, um noch länger die Reue, die Scham - eines verdammten Uebelthäters mit anzusehen. Und was Ihr Schweigen anbelangt, so ist das berühmt, wie Wilhelms von Oranien oder Moltkes. Zum Erstaunen! sagte Luzius und mit einem Ton aus voller Brust, mit wirklicher Ueberzeugung und Erleichterung. Rufes vier Jahre absitzen! Aber zuvor kommen Sie zu mir! Und sogleich jetzt! Wir besprechen mein Zuchthaus gemüthlich in meinem eignen Hause, das sich sehen lassen kann. Nach Herrendiners bin ich immer aufgeregt und muß noch etwas vorhaben! Meine Cigarren sind nicht übel! Ich habe ein Hinterstübchen – Herrenhuter Cigarren – ja, ja, aus St. Thomas – keine so vertrockneten, abgelagerten – wie bei – Gute Nacht Justizrath! Es ist Nichts mit einem fetten Proceß. Wir arrangiren uns anders! Ei ja, das, denk’ ich, hat ja beinahe Gott so gewollt! Diese letzten Worte betonte Schindler so scharf, als spräche er von Luzius wie von einem ihm ganz fernstehenden Mitgliede seiner Bekanntschaft, bei dem er heute zufällig zu Gaste gewesen. Auf mein Schweigen – wollte Luzius erwidern. Aber Schindler unterbrach ihn schon wie ein guter Schauspieler: Justizrath werden sich von Ihrem Diner zu erschöpft fühlen, um noch länger die Reue, die Scham – eines verdammten Uebelthäters mit anzusehen. Und was Ihr Schweigen anbelangt, so ist das berühmt, wie Wilhelms von Oranien oder Moltkes. Zum Erstaunen! sagte Luzius und mit einem Ton aus voller Brust, mit wirklicher Ueberzeugung und Erleichterung. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0274" n="268"/> Rufes vier Jahre absitzen! Aber zuvor kommen Sie zu mir! Und sogleich jetzt! Wir besprechen mein Zuchthaus gemüthlich in meinem eignen Hause, das sich sehen lassen kann. Nach Herrendiners bin ich immer aufgeregt und muß noch etwas vorhaben! Meine Cigarren sind nicht übel! Ich habe ein Hinterstübchen – <ref xml:id="TEXTHerrenhuterBISThomas" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLHerrenhuterBISThomas">Herrenhuter Cigarren – ja, ja, aus St. Thomas</ref> – keine so vertrockneten, abgelagerten – wie bei – Gute Nacht Justizrath! Es ist Nichts mit einem fetten Proceß. Wir arrangiren uns anders! Ei ja, das, denk’ ich, hat ja beinahe Gott so gewollt!</p> <p>Diese letzten Worte betonte Schindler so scharf, als spräche er von Luzius wie von einem ihm ganz fernstehenden Mitgliede seiner Bekanntschaft, bei dem er heute zufällig zu Gaste gewesen.</p> <p>Auf mein Schweigen – wollte Luzius erwidern. </p> <p>Aber Schindler unterbrach ihn schon wie ein guter Schauspieler: Justizrath werden sich von Ihrem Diner zu erschöpft fühlen, um noch länger die Reue, die Scham – eines verdammten Uebelthäters mit anzusehen. Und was Ihr Schweigen anbelangt, so ist das berühmt, wie <ref xml:id="TEXTWilhelmsBISMoltkes" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLWilhelmsBISMoltkes">Wilhelms von Oranien oder Moltkes</ref>. </p> <p>Zum Erstaunen! sagte Luzius und mit einem Ton aus voller Brust, mit wirklicher Ueberzeugung und Erleichterung.</p> </div> </body> </text> </TEI> [268/0274]
Rufes vier Jahre absitzen! Aber zuvor kommen Sie zu mir! Und sogleich jetzt! Wir besprechen mein Zuchthaus gemüthlich in meinem eignen Hause, das sich sehen lassen kann. Nach Herrendiners bin ich immer aufgeregt und muß noch etwas vorhaben! Meine Cigarren sind nicht übel! Ich habe ein Hinterstübchen – Herrenhuter Cigarren – ja, ja, aus St. Thomas – keine so vertrockneten, abgelagerten – wie bei – Gute Nacht Justizrath! Es ist Nichts mit einem fetten Proceß. Wir arrangiren uns anders! Ei ja, das, denk’ ich, hat ja beinahe Gott so gewollt!
Diese letzten Worte betonte Schindler so scharf, als spräche er von Luzius wie von einem ihm ganz fernstehenden Mitgliede seiner Bekanntschaft, bei dem er heute zufällig zu Gaste gewesen.
Auf mein Schweigen – wollte Luzius erwidern.
Aber Schindler unterbrach ihn schon wie ein guter Schauspieler: Justizrath werden sich von Ihrem Diner zu erschöpft fühlen, um noch länger die Reue, die Scham – eines verdammten Uebelthäters mit anzusehen. Und was Ihr Schweigen anbelangt, so ist das berühmt, wie Wilhelms von Oranien oder Moltkes.
Zum Erstaunen! sagte Luzius und mit einem Ton aus voller Brust, mit wirklicher Ueberzeugung und Erleichterung.
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