Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.ergangenen Forderung und des durch Freunde beigelegten Duells, welcher Farce freilich die harte Strafe für Gottesdienststörung gefolgt war, wobei jedoch Ada ihrem Bruder, dem Theilnehmer, ganz recht geschehen erklärte. Alles das lieferte Stoff zur heitern Unterhaltung. Nur Merkus fand seltsamerweise die Strafe zu hoch. Ihm waren die Abtrünnigen von der Oberkirchenrathskirche sozusagen vogelfrei! Den Sectirern geschieht schon recht, sagte der zelotische Mann, dem hier jetzt zu viel selbstständige Meinungsäußerungen entgegentraten. Nicht eine der neuen Personen, die ihm hier begegneten, stand auf dem Standpunkte der citirten Bibelsprüche und theologischen Gemeinplätze. Martha sagte ihm offen heraus: Ein Geistlicher, der gut predigen will, muß sich zwanzig Jahre in der Welt getummelt haben! Wo soll dem jungen Theologen die Erfahrung herkommen? Da muß er denn ewig Christus und immer Christus zum Namen brauchen für Eines und Alles! Die große "Deroute", zu deutsch der große Reißaus auf dem Unternehmungs- und Gründergebiet, wurde ebenfalls oft erwähnt. Die Zeitungen waren voll davon. Es realisire sich da, setzte Ottomar eines Abends auseinander, die kühnste Hypothese der Monadenwelt. Das Erträumte, Unwirkliche, nur begrifflich Vorhandene bekäme da plötzlich Leben, theilte elektrische Schläge aus, schlüge manche ergangenen Forderung und des durch Freunde beigelegten Duells, welcher Farce freilich die harte Strafe für Gottesdienststörung gefolgt war, wobei jedoch Ada ihrem Bruder, dem Theilnehmer, ganz recht geschehen erklärte. Alles das lieferte Stoff zur heitern Unterhaltung. Nur Merkus fand seltsamerweise die Strafe zu hoch. Ihm waren die Abtrünnigen von der Oberkirchenrathskirche sozusagen vogelfrei! Den Sectirern geschieht schon recht, sagte der zelotische Mann, dem hier jetzt zu viel selbstständige Meinungsäußerungen entgegentraten. Nicht eine der neuen Personen, die ihm hier begegneten, stand auf dem Standpunkte der citirten Bibelsprüche und theologischen Gemeinplätze. Martha sagte ihm offen heraus: Ein Geistlicher, der gut predigen will, muß sich zwanzig Jahre in der Welt getummelt haben! Wo soll dem jungen Theologen die Erfahrung herkommen? Da muß er denn ewig Christus und immer Christus zum Namen brauchen für Eines und Alles! Die große „Deroute“, zu deutsch der große Reißaus auf dem Unternehmungs- und Gründergebiet, wurde ebenfalls oft erwähnt. Die Zeitungen waren voll davon. Es realisire sich da, setzte Ottomar eines Abends auseinander, die kühnste Hypothese der Monadenwelt. Das Erträumte, Unwirkliche, nur begrifflich Vorhandene bekäme da plötzlich Leben, theilte elektrische Schläge aus, schlüge manche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0292" n="286"/> ergangenen Forderung und des durch Freunde beigelegten Duells, welcher Farce freilich die harte Strafe für Gottesdienststörung gefolgt war, wobei jedoch Ada ihrem Bruder, dem Theilnehmer, ganz recht geschehen erklärte. Alles das lieferte Stoff zur heitern Unterhaltung. Nur Merkus fand seltsamerweise die Strafe zu hoch. Ihm waren die Abtrünnigen von der Oberkirchenrathskirche sozusagen vogelfrei! Den Sectirern geschieht schon recht, sagte der zelotische Mann, dem hier jetzt zu viel selbstständige Meinungsäußerungen entgegentraten. Nicht eine der neuen Personen, die ihm hier begegneten, stand auf dem Standpunkte der citirten Bibelsprüche und theologischen Gemeinplätze. Martha sagte ihm offen heraus: Ein Geistlicher, der gut predigen will, muß sich zwanzig Jahre in der Welt getummelt haben! Wo soll dem jungen Theologen die Erfahrung herkommen? Da muß er denn ewig Christus und immer Christus zum Namen brauchen für Eines und Alles! Die große „Deroute“, zu deutsch <ref xml:id="TEXTdergrosseBISGruendergebiet" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLdergrosseBISGruendergebiet">der große Reißaus auf dem Unternehmungs- und Gründergebiet</ref>, wurde ebenfalls oft erwähnt. Die Zeitungen waren voll davon. Es realisire sich da, setzte Ottomar eines Abends auseinander, <ref xml:id="TEXTdiekuehnsteBISMonadenwelt" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLdiekuehnsteBISMonadenwelt">die kühnste Hypothese der Monadenwelt</ref>. Das Erträumte, Unwirkliche, nur begrifflich Vorhandene bekäme da plötzlich Leben, theilte elektrische Schläge aus, schlüge manche </p> </div> </body> </text> </TEI> [286/0292]
ergangenen Forderung und des durch Freunde beigelegten Duells, welcher Farce freilich die harte Strafe für Gottesdienststörung gefolgt war, wobei jedoch Ada ihrem Bruder, dem Theilnehmer, ganz recht geschehen erklärte. Alles das lieferte Stoff zur heitern Unterhaltung. Nur Merkus fand seltsamerweise die Strafe zu hoch. Ihm waren die Abtrünnigen von der Oberkirchenrathskirche sozusagen vogelfrei! Den Sectirern geschieht schon recht, sagte der zelotische Mann, dem hier jetzt zu viel selbstständige Meinungsäußerungen entgegentraten. Nicht eine der neuen Personen, die ihm hier begegneten, stand auf dem Standpunkte der citirten Bibelsprüche und theologischen Gemeinplätze. Martha sagte ihm offen heraus: Ein Geistlicher, der gut predigen will, muß sich zwanzig Jahre in der Welt getummelt haben! Wo soll dem jungen Theologen die Erfahrung herkommen? Da muß er denn ewig Christus und immer Christus zum Namen brauchen für Eines und Alles! Die große „Deroute“, zu deutsch der große Reißaus auf dem Unternehmungs- und Gründergebiet, wurde ebenfalls oft erwähnt. Die Zeitungen waren voll davon. Es realisire sich da, setzte Ottomar eines Abends auseinander, die kühnste Hypothese der Monadenwelt. Das Erträumte, Unwirkliche, nur begrifflich Vorhandene bekäme da plötzlich Leben, theilte elektrische Schläge aus, schlüge manche
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