Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.- eine Rose im Gürtel, das Haar, der Hitze wegen, in einen einzigen Knoten geschlungen, wobei der schön gewölbte Nacken frei blieb - leitete wie absichtlich Ottomar in jenes romantische Gemäuer. Mit gemachter Minauderie, halb weinend, halb lachend, sagte sie über irgend etwas: Nein, ziehen Sie doch nicht Alles in's Komische! Antworten Sie mir von jetzt ab immer gesetzt und wahr! Ich bin jetzt eine Frau und hasse mich, wie ich früher gewesen! Sie sind jetzt wie sonst, liebenswürdig, sagte Ottomar, aber ich leiste dies feierliche Versprechen! Er streckte die Hand, die ein Buch hielt, das er lesen wollte, wie zum Schwure aus. Die Sonne schien hell. Im Walde war Alles frisch und fröhlich, Nichts schien zum Herbste abzurüsten. Leider sangen die Vögel nicht mehr. Wie kann man aber nur so eitel sein, begann Ottomar hierauf mit absichtlicher Schärfe, und ewig über seinen Charakter nachdenken! Sie haben gut reden! entgegnete Ada schmollend. Früher war ich allen Leuten unausstehlich und ich machte mir auch Nichts daraus; hier bin ich's, glaube ich, auch noch. Aber seit Sie hier sind, habe ich mir vorgenommen, mich für immer zu bessern. Ich will z. B. niemals mehr Recht haben! – eine Rose im Gürtel, das Haar, der Hitze wegen, in einen einzigen Knoten geschlungen, wobei der schön gewölbte Nacken frei blieb – leitete wie absichtlich Ottomar in jenes romantische Gemäuer. Mit gemachter Minauderie, halb weinend, halb lachend, sagte sie über irgend etwas: Nein, ziehen Sie doch nicht Alles in’s Komische! Antworten Sie mir von jetzt ab immer gesetzt und wahr! Ich bin jetzt eine Frau und hasse mich, wie ich früher gewesen! Sie sind jetzt wie sonst, liebenswürdig, sagte Ottomar, aber ich leiste dies feierliche Versprechen! Er streckte die Hand, die ein Buch hielt, das er lesen wollte, wie zum Schwure aus. Die Sonne schien hell. Im Walde war Alles frisch und fröhlich, Nichts schien zum Herbste abzurüsten. Leider sangen die Vögel nicht mehr. Wie kann man aber nur so eitel sein, begann Ottomar hierauf mit absichtlicher Schärfe, und ewig über seinen Charakter nachdenken! Sie haben gut reden! entgegnete Ada schmollend. Früher war ich allen Leuten unausstehlich und ich machte mir auch Nichts daraus; hier bin ich’s, glaube ich, auch noch. Aber seit Sie hier sind, habe ich mir vorgenommen, mich für immer zu bessern. Ich will z. B. niemals mehr Recht haben! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0298" n="292"/> – eine Rose im Gürtel, das Haar, der Hitze wegen, in einen einzigen Knoten geschlungen, wobei der schön gewölbte Nacken frei blieb – leitete wie absichtlich Ottomar in jenes romantische Gemäuer. Mit gemachter <ref xml:id="TEXTMinauderie" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLMinauderie">Minauderie</ref>, halb weinend, halb lachend, sagte sie über irgend etwas: Nein, ziehen Sie doch nicht Alles in’s Komische! Antworten Sie mir von jetzt ab immer gesetzt und wahr! Ich bin jetzt eine Frau und hasse mich, wie ich früher gewesen!</p> <p>Sie sind jetzt wie sonst, liebenswürdig, sagte Ottomar, aber ich leiste dies feierliche Versprechen! Er streckte die Hand, die ein Buch hielt, das er lesen wollte, wie zum Schwure aus.</p> <p>Die Sonne schien hell. Im Walde war Alles frisch und fröhlich, Nichts schien zum Herbste abzurüsten. Leider sangen die Vögel nicht mehr.</p> <p>Wie kann man aber nur so eitel sein, begann Ottomar hierauf mit absichtlicher Schärfe, und ewig über seinen Charakter nachdenken!</p> <p>Sie haben gut reden! entgegnete Ada schmollend. Früher war ich allen Leuten unausstehlich und ich machte mir auch Nichts daraus; hier bin ich’s, glaube ich, auch noch. Aber seit Sie hier sind, habe ich mir vorgenommen, mich für immer zu bessern. Ich will z. B. niemals mehr Recht haben!</p> </div> </body> </text> </TEI> [292/0298]
– eine Rose im Gürtel, das Haar, der Hitze wegen, in einen einzigen Knoten geschlungen, wobei der schön gewölbte Nacken frei blieb – leitete wie absichtlich Ottomar in jenes romantische Gemäuer. Mit gemachter Minauderie, halb weinend, halb lachend, sagte sie über irgend etwas: Nein, ziehen Sie doch nicht Alles in’s Komische! Antworten Sie mir von jetzt ab immer gesetzt und wahr! Ich bin jetzt eine Frau und hasse mich, wie ich früher gewesen!
Sie sind jetzt wie sonst, liebenswürdig, sagte Ottomar, aber ich leiste dies feierliche Versprechen! Er streckte die Hand, die ein Buch hielt, das er lesen wollte, wie zum Schwure aus.
Die Sonne schien hell. Im Walde war Alles frisch und fröhlich, Nichts schien zum Herbste abzurüsten. Leider sangen die Vögel nicht mehr.
Wie kann man aber nur so eitel sein, begann Ottomar hierauf mit absichtlicher Schärfe, und ewig über seinen Charakter nachdenken!
Sie haben gut reden! entgegnete Ada schmollend. Früher war ich allen Leuten unausstehlich und ich machte mir auch Nichts daraus; hier bin ich’s, glaube ich, auch noch. Aber seit Sie hier sind, habe ich mir vorgenommen, mich für immer zu bessern. Ich will z. B. niemals mehr Recht haben!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-02-19T12:40:43Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-02-19T12:40:43Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-2<a>)
(2014-02-19T12:40:43Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |