Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Ihre Schwester würde doch gewiß glücklicher werden! antwortete Ada dessen ungeachtet und jetzt sogar mit einem verführerischen Lächeln zu ihm aufblickend: Der Pastor da, vor dem ich mich gar nicht fürchte, erinnert uns ja mit Wonne daran, daß wir Protestanten sind! Helenen legen Sie Gefühle unter, entgegnete Ottomar, die diese nicht hat! Sie kennt ihre einfache Lebensstellung, die Ansprüche, auf die sie angewiesen ist! Wenn Graf Udo unvorsichtig genug war, ihr ein tieferes Interesse zu verrathen, so muß man es der zurückgezogenen Lebensweise meiner Eltern zuschreiben, wenn sie diesen Erinnerungen überhaupt nachhing. Sie sehen ja, daß sie sich mit ganzer Kraft des Willens überwunden hat, gerade hierher zu kommen! Ada lächelte. Ihnen hat es gar keine Mühe gekostet! sagte sie dann mit einem Blick gen Himmel und wieder einer Thräne. Das schöne Auge strahlte vom Azur des Firmaments getroffen. Ihre Brust hob sich. Sie machte Miene, sich auf ihrem Sitz zu strecken. Der Kopf wurde ihr zu schwer. Sie wollte ihn stützen. Und als Ottomar auf alles das, was auf ihr Gemüth so furchtbar bewältigend einstürmte, immer schwieg, brach sie in helle Thränen aus und warf sich in Ottomars Arme. Er mußte sie auffangen. Ihr Antlitz Ihre Schwester würde doch gewiß glücklicher werden! antwortete Ada dessen ungeachtet und jetzt sogar mit einem verführerischen Lächeln zu ihm aufblickend: Der Pastor da, vor dem ich mich gar nicht fürchte, erinnert uns ja mit Wonne daran, daß wir Protestanten sind! Helenen legen Sie Gefühle unter, entgegnete Ottomar, die diese nicht hat! Sie kennt ihre einfache Lebensstellung, die Ansprüche, auf die sie angewiesen ist! Wenn Graf Udo unvorsichtig genug war, ihr ein tieferes Interesse zu verrathen, so muß man es der zurückgezogenen Lebensweise meiner Eltern zuschreiben, wenn sie diesen Erinnerungen überhaupt nachhing. Sie sehen ja, daß sie sich mit ganzer Kraft des Willens überwunden hat, gerade hierher zu kommen! Ada lächelte. Ihnen hat es gar keine Mühe gekostet! sagte sie dann mit einem Blick gen Himmel und wieder einer Thräne. Das schöne Auge strahlte vom Azur des Firmaments getroffen. Ihre Brust hob sich. Sie machte Miene, sich auf ihrem Sitz zu strecken. Der Kopf wurde ihr zu schwer. Sie wollte ihn stützen. Und als Ottomar auf alles das, was auf ihr Gemüth so furchtbar bewältigend einstürmte, immer schwieg, brach sie in helle Thränen aus und warf sich in Ottomars Arme. Er mußte sie auffangen. Ihr Antlitz <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0301" n="295"/> <p> Ihre Schwester würde doch gewiß glücklicher werden! antwortete Ada dessen ungeachtet und jetzt sogar mit einem verführerischen Lächeln zu ihm aufblickend: Der Pastor da, vor dem ich mich gar nicht fürchte, erinnert uns ja mit Wonne daran, daß wir Protestanten sind!</p> <p>Helenen legen Sie Gefühle unter, entgegnete Ottomar, die diese nicht hat! Sie kennt ihre einfache Lebensstellung, die Ansprüche, auf die sie angewiesen ist! Wenn Graf Udo unvorsichtig genug war, ihr ein tieferes Interesse zu verrathen, so muß man es der zurückgezogenen Lebensweise meiner Eltern zuschreiben, wenn sie diesen Erinnerungen überhaupt nachhing. Sie sehen ja, daß sie sich mit ganzer Kraft des Willens überwunden hat, gerade hierher zu kommen!</p> <p>Ada lächelte. Ihnen hat es gar keine Mühe gekostet! sagte sie dann mit einem Blick gen Himmel und wieder einer Thräne. Das schöne Auge strahlte vom Azur des Firmaments getroffen. Ihre Brust hob sich. Sie machte Miene, sich auf ihrem Sitz zu strecken. Der Kopf wurde ihr zu schwer. Sie wollte ihn stützen. Und als Ottomar auf alles das, was auf ihr Gemüth so furchtbar bewältigend einstürmte, immer schwieg, brach sie in helle Thränen aus und warf sich in Ottomars Arme. Er mußte sie auffangen. Ihr Antlitz </p> </div> </body> </text> </TEI> [295/0301]
Ihre Schwester würde doch gewiß glücklicher werden! antwortete Ada dessen ungeachtet und jetzt sogar mit einem verführerischen Lächeln zu ihm aufblickend: Der Pastor da, vor dem ich mich gar nicht fürchte, erinnert uns ja mit Wonne daran, daß wir Protestanten sind!
Helenen legen Sie Gefühle unter, entgegnete Ottomar, die diese nicht hat! Sie kennt ihre einfache Lebensstellung, die Ansprüche, auf die sie angewiesen ist! Wenn Graf Udo unvorsichtig genug war, ihr ein tieferes Interesse zu verrathen, so muß man es der zurückgezogenen Lebensweise meiner Eltern zuschreiben, wenn sie diesen Erinnerungen überhaupt nachhing. Sie sehen ja, daß sie sich mit ganzer Kraft des Willens überwunden hat, gerade hierher zu kommen!
Ada lächelte. Ihnen hat es gar keine Mühe gekostet! sagte sie dann mit einem Blick gen Himmel und wieder einer Thräne. Das schöne Auge strahlte vom Azur des Firmaments getroffen. Ihre Brust hob sich. Sie machte Miene, sich auf ihrem Sitz zu strecken. Der Kopf wurde ihr zu schwer. Sie wollte ihn stützen. Und als Ottomar auf alles das, was auf ihr Gemüth so furchtbar bewältigend einstürmte, immer schwieg, brach sie in helle Thränen aus und warf sich in Ottomars Arme. Er mußte sie auffangen. Ihr Antlitz
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-02-19T12:40:43Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-02-19T12:40:43Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-2<a>)
(2014-02-19T12:40:43Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |