Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.O, das Wort war gut von Ihnen! sagte sie lachend und zog den Mann, den sie allein im Herzen trug, zu sich heran, schlang ihre Arme um seine Schultern und drückte ihm auf seine Stirn früher einen Kuß, ehe er selbst die Lippen auf ihre rosige wie erst aufblühende sammetweiche Wange drückte. Aber ihr Auge sprach Alles aus. So blieben sie eine Weile. Dann glaubte Ada Geräusch zu hören. Beide trennten sich. Stumm gingen sie nebeneinander her. Ada streifte ihre Kleider glatt. Sie war wie im Traum, sah Nichts als Rosen und nur Rosen. Ottomar kämpfte mit dem furchtbarsten Reuegefühl. Der Verrath am Freunde empörte ihn gegen sich selbst und doch - sah er denn den Grafen auf rechtem Wege? Die Natur ist die Reglerin aller Dinge! rief es in ihm wie mit Weltposaunenton. Unsre künstlichen Voraussetzungen! Unsre überlieferten Vorurtheile müssen fallen! Adas Benehmen mußte ihm in der That den Muth des Titanen geben. Am Schlosse hatte sie sich gefaßt und entzückte Alles durch die gute Laune, die sie entwickelte, die Harmlosigkeit ihrer Einfälle und kleinen Capricen, ohne die es einmal bei dem wunderlichen Wesen, das bezaubern konnte, wenn es wollte, nicht abging. Ende des zweiten Bandes. O, das Wort war gut von Ihnen! sagte sie lachend und zog den Mann, den sie allein im Herzen trug, zu sich heran, schlang ihre Arme um seine Schultern und drückte ihm auf seine Stirn früher einen Kuß, ehe er selbst die Lippen auf ihre rosige wie erst aufblühende sammetweiche Wange drückte. Aber ihr Auge sprach Alles aus. So blieben sie eine Weile. Dann glaubte Ada Geräusch zu hören. Beide trennten sich. Stumm gingen sie nebeneinander her. Ada streifte ihre Kleider glatt. Sie war wie im Traum, sah Nichts als Rosen und nur Rosen. Ottomar kämpfte mit dem furchtbarsten Reuegefühl. Der Verrath am Freunde empörte ihn gegen sich selbst und doch – sah er denn den Grafen auf rechtem Wege? Die Natur ist die Reglerin aller Dinge! rief es in ihm wie mit Weltposaunenton. Unsre künstlichen Voraussetzungen! Unsre überlieferten Vorurtheile müssen fallen! Adas Benehmen mußte ihm in der That den Muth des Titanen geben. Am Schlosse hatte sie sich gefaßt und entzückte Alles durch die gute Laune, die sie entwickelte, die Harmlosigkeit ihrer Einfälle und kleinen Capricen, ohne die es einmal bei dem wunderlichen Wesen, das bezaubern konnte, wenn es wollte, nicht abging. Ende des zweiten Bandes. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0303" n="297"/> <p> O, das Wort war gut von Ihnen! sagte sie lachend und zog den Mann, den sie allein im Herzen trug, zu sich heran, schlang ihre Arme um seine Schultern und drückte ihm auf seine Stirn früher einen Kuß, ehe er selbst die Lippen auf ihre rosige wie erst aufblühende sammetweiche Wange drückte. Aber ihr Auge sprach Alles aus. So blieben sie eine Weile. Dann glaubte Ada Geräusch zu hören. Beide trennten sich. Stumm gingen sie nebeneinander her. Ada streifte ihre Kleider glatt. Sie war wie im Traum, sah Nichts als Rosen und nur Rosen. Ottomar kämpfte mit dem furchtbarsten Reuegefühl. Der Verrath am Freunde empörte ihn gegen sich selbst und doch – sah er denn den Grafen auf rechtem Wege? Die Natur ist die Reglerin aller Dinge! rief es in ihm wie mit Weltposaunenton. Unsre künstlichen Voraussetzungen! Unsre überlieferten Vorurtheile müssen fallen!</p> <p>Adas Benehmen mußte ihm in der That den Muth des Titanen geben. Am Schlosse hatte sie sich gefaßt und entzückte Alles durch die gute Laune, die sie entwickelte, die Harmlosigkeit ihrer Einfälle und kleinen Capricen, ohne die es einmal bei dem wunderlichen Wesen, das bezaubern konnte, wenn es wollte, nicht abging.</p> <p rendition="#c">Ende des zweiten Bandes.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> <back> </back> </text> </TEI> [297/0303]
O, das Wort war gut von Ihnen! sagte sie lachend und zog den Mann, den sie allein im Herzen trug, zu sich heran, schlang ihre Arme um seine Schultern und drückte ihm auf seine Stirn früher einen Kuß, ehe er selbst die Lippen auf ihre rosige wie erst aufblühende sammetweiche Wange drückte. Aber ihr Auge sprach Alles aus. So blieben sie eine Weile. Dann glaubte Ada Geräusch zu hören. Beide trennten sich. Stumm gingen sie nebeneinander her. Ada streifte ihre Kleider glatt. Sie war wie im Traum, sah Nichts als Rosen und nur Rosen. Ottomar kämpfte mit dem furchtbarsten Reuegefühl. Der Verrath am Freunde empörte ihn gegen sich selbst und doch – sah er denn den Grafen auf rechtem Wege? Die Natur ist die Reglerin aller Dinge! rief es in ihm wie mit Weltposaunenton. Unsre künstlichen Voraussetzungen! Unsre überlieferten Vorurtheile müssen fallen!
Adas Benehmen mußte ihm in der That den Muth des Titanen geben. Am Schlosse hatte sie sich gefaßt und entzückte Alles durch die gute Laune, die sie entwickelte, die Harmlosigkeit ihrer Einfälle und kleinen Capricen, ohne die es einmal bei dem wunderlichen Wesen, das bezaubern konnte, wenn es wollte, nicht abging.
Ende des zweiten Bandes.
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