Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Jean Vogler verstummte und nicht durch sein ständiges Parodiren seines Collegen die ganze Expedition zum Gelächter reizte. Es ist der angewandte Personencultus der Varnhagen'schen Schule! hatte Dieterici bedeutungsvoll über diese Eigenschaft ihrer Principalin gesagt. Sie ist principiell die zweite Rahel, die absolute Menschenfischerin! Die Justizräthin hörte das Wort wieder und Dieterici stand bei ihr seitdem auf der Höhe der Gunst. Daraufhin erklärte sie auch nach einem Besuche Edwina Marloffs bei ihr dies Wesen über alles dumme Gerede der Menschen hinaus geradezu für einen Engel. Sie lud das reizende "steinreiche" Mädchen, das in glänzender Equipage, in einem schwarzen enganschließenden, mit Federbesatz reich garnirten Kleide, auf den blonden Locken ein ungarisches Käppchen etwas schiefgesetzt, in der Hand ein kostbares Spitzentaschentuch und ein Visitenkartentäschchen von edelsteinbesetztem Perlmutter, Besuch gemacht hatte, sofort zu einem geselligen Abend ein und Sascha und Zerline fanden dies "Mädchen aus der Fremde" über die Maßen "reizend" und hatten keinen Neid und am wenigsten Bedenken wegen Sittlichkeit. Edwina schlug ja kaum die Augen auf und gab sich wie ein sechszehnjähriges Kind. Von vier, fünf Personen wurde sie schon um ihre Photographie gebeten, und Dieterici, der Alles brühwarm erfuhr, machte im Geiste einen Jean Vogler verstummte und nicht durch sein ständiges Parodiren seines Collegen die ganze Expedition zum Gelächter reizte. Es ist der angewandte Personencultus der Varnhagen’schen Schule! hatte Dieterici bedeutungsvoll über diese Eigenschaft ihrer Principalin gesagt. Sie ist principiell die zweite Rahel, die absolute Menschenfischerin! Die Justizräthin hörte das Wort wieder und Dieterici stand bei ihr seitdem auf der Höhe der Gunst. Daraufhin erklärte sie auch nach einem Besuche Edwina Marloffs bei ihr dies Wesen über alles dumme Gerede der Menschen hinaus geradezu für einen Engel. Sie lud das reizende „steinreiche“ Mädchen, das in glänzender Equipage, in einem schwarzen enganschließenden, mit Federbesatz reich garnirten Kleide, auf den blonden Locken ein ungarisches Käppchen etwas schiefgesetzt, in der Hand ein kostbares Spitzentaschentuch und ein Visitenkartentäschchen von edelsteinbesetztem Perlmutter, Besuch gemacht hatte, sofort zu einem geselligen Abend ein und Sascha und Zerline fanden dies „Mädchen aus der Fremde“ über die Maßen „reizend“ und hatten keinen Neid und am wenigsten Bedenken wegen Sittlichkeit. Edwina schlug ja kaum die Augen auf und gab sich wie ein sechszehnjähriges Kind. Von vier, fünf Personen wurde sie schon um ihre Photographie gebeten, und Dieterici, der Alles brühwarm erfuhr, machte im Geiste einen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0082" n="76"/> Jean Vogler verstummte und nicht durch sein ständiges Parodiren seines Collegen die ganze Expedition zum Gelächter reizte. Es ist der angewandte Personencultus der Varnhagen’schen Schule! hatte Dieterici bedeutungsvoll über diese Eigenschaft ihrer Principalin gesagt. Sie ist principiell <ref xml:id="TEXTdiezweiteBISMenschenfischerin" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLdiezweiteBISMenschenfischerin">die zweite Rahel, die absolute Menschenfischerin</ref>! Die Justizräthin hörte das Wort wieder und Dieterici stand bei ihr seitdem auf der Höhe der Gunst.</p> <p>Daraufhin erklärte sie auch nach einem Besuche Edwina Marloffs bei ihr dies Wesen über alles dumme Gerede der Menschen hinaus geradezu für einen Engel. Sie lud das reizende „steinreiche“ Mädchen, das in glänzender Equipage, in einem schwarzen enganschließenden, mit Federbesatz reich garnirten Kleide, auf den blonden Locken ein ungarisches Käppchen etwas schiefgesetzt, in der Hand ein kostbares Spitzentaschentuch und ein Visitenkartentäschchen von edelsteinbesetztem Perlmutter, Besuch gemacht hatte, sofort zu einem geselligen Abend ein und Sascha und Zerline fanden dies „Mädchen aus der Fremde“ über die Maßen „reizend“ und hatten keinen Neid und am wenigsten Bedenken wegen Sittlichkeit. Edwina schlug ja kaum die Augen auf und gab sich wie ein sechszehnjähriges Kind. Von vier, fünf Personen wurde sie schon um ihre Photographie gebeten, und Dieterici, der Alles brühwarm erfuhr, machte im Geiste einen </p> </div> </body> </text> </TEI> [76/0082]
Jean Vogler verstummte und nicht durch sein ständiges Parodiren seines Collegen die ganze Expedition zum Gelächter reizte. Es ist der angewandte Personencultus der Varnhagen’schen Schule! hatte Dieterici bedeutungsvoll über diese Eigenschaft ihrer Principalin gesagt. Sie ist principiell die zweite Rahel, die absolute Menschenfischerin! Die Justizräthin hörte das Wort wieder und Dieterici stand bei ihr seitdem auf der Höhe der Gunst.
Daraufhin erklärte sie auch nach einem Besuche Edwina Marloffs bei ihr dies Wesen über alles dumme Gerede der Menschen hinaus geradezu für einen Engel. Sie lud das reizende „steinreiche“ Mädchen, das in glänzender Equipage, in einem schwarzen enganschließenden, mit Federbesatz reich garnirten Kleide, auf den blonden Locken ein ungarisches Käppchen etwas schiefgesetzt, in der Hand ein kostbares Spitzentaschentuch und ein Visitenkartentäschchen von edelsteinbesetztem Perlmutter, Besuch gemacht hatte, sofort zu einem geselligen Abend ein und Sascha und Zerline fanden dies „Mädchen aus der Fremde“ über die Maßen „reizend“ und hatten keinen Neid und am wenigsten Bedenken wegen Sittlichkeit. Edwina schlug ja kaum die Augen auf und gab sich wie ein sechszehnjähriges Kind. Von vier, fünf Personen wurde sie schon um ihre Photographie gebeten, und Dieterici, der Alles brühwarm erfuhr, machte im Geiste einen
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