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Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.

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Liedern, er schickte Blumensträuße aus seinen Treibhäusern, er fing an, sich schon Vormittags bei ihr ansagen zu lassen, aber aus Allem, was von ihm kund wurde, ergab sich nur ein bodenloser Egoismus. Edwina wollte durchaus die Fürstin Rauden werden. Sie liebte den Mann keineswegs, aber sie war eines Grafen natürliche Tochter und wollte eine Stellung zum Leben gewinnen und ein Resultat ihrer kühnen Speculation.

Wie verstand sie in den schönsten Toiletten aus den Zimmergärten herauszutreten, Jedermann im überfüllten Salon, wie eine Fürstin, etwas Artiges zu sagen! Auch andere Anbeter schienen sich in Bewerber um Edwinas Hand zu verwandeln. Aber der täglich kommende Fürst! Ich möchte ihn morden! schrie Edwina eines Morgens, als er ihr wieder eine seiner Reverieen im Manuscript geschickt hatte. Was will er damit? Doch nicht blos unsern, von mir theuer erhaltenen Salon, um sich, sich zu zeigen, sich mit der Welt zu vermitteln, sich Publikum, Claqueurs zu erwerben? Ja er ist zu feige, rief sie, zu geizig, selbst einen Salon zu eröffnen für Alles, was hierorts die Stadt an Geist besitzt, was die tonangebenden Mächte vernachlässigen! So macht er sich eine Winkelexistenz, läßt sich dort die von der Brennicke zusammengetrommelten Berühmtheiten vorstellen, bildet sich ein, ihnen einen unvergeßlichen Eindruck

Liedern, er schickte Blumensträuße aus seinen Treibhäusern, er fing an, sich schon Vormittags bei ihr ansagen zu lassen, aber aus Allem, was von ihm kund wurde, ergab sich nur ein bodenloser Egoismus. Edwina wollte durchaus die Fürstin Rauden werden. Sie liebte den Mann keineswegs, aber sie war eines Grafen natürliche Tochter und wollte eine Stellung zum Leben gewinnen und ein Resultat ihrer kühnen Speculation.

Wie verstand sie in den schönsten Toiletten aus den Zimmergärten herauszutreten, Jedermann im überfüllten Salon, wie eine Fürstin, etwas Artiges zu sagen! Auch andere Anbeter schienen sich in Bewerber um Edwinas Hand zu verwandeln. Aber der täglich kommende Fürst! Ich möchte ihn morden! schrie Edwina eines Morgens, als er ihr wieder eine seiner Reverieen im Manuscript geschickt hatte. Was will er damit? Doch nicht blos unsern, von mir theuer erhaltenen Salon, um sich, sich zu zeigen, sich mit der Welt zu vermitteln, sich Publikum, Claqueurs zu erwerben? Ja er ist zu feige, rief sie, zu geizig, selbst einen Salon zu eröffnen für Alles, was hierorts die Stadt an Geist besitzt, was die tonangebenden Mächte vernachlässigen! So macht er sich eine Winkelexistenz, läßt sich dort die von der Brennicke zusammengetrommelten Berühmtheiten vorstellen, bildet sich ein, ihnen einen unvergeßlichen Eindruck

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[88/0094] Liedern, er schickte Blumensträuße aus seinen Treibhäusern, er fing an, sich schon Vormittags bei ihr ansagen zu lassen, aber aus Allem, was von ihm kund wurde, ergab sich nur ein bodenloser Egoismus. Edwina wollte durchaus die Fürstin Rauden werden. Sie liebte den Mann keineswegs, aber sie war eines Grafen natürliche Tochter und wollte eine Stellung zum Leben gewinnen und ein Resultat ihrer kühnen Speculation. Wie verstand sie in den schönsten Toiletten aus den Zimmergärten herauszutreten, Jedermann im überfüllten Salon, wie eine Fürstin, etwas Artiges zu sagen! Auch andere Anbeter schienen sich in Bewerber um Edwinas Hand zu verwandeln. Aber der täglich kommende Fürst! Ich möchte ihn morden! schrie Edwina eines Morgens, als er ihr wieder eine seiner Reverieen im Manuscript geschickt hatte. Was will er damit? Doch nicht blos unsern, von mir theuer erhaltenen Salon, um sich, sich zu zeigen, sich mit der Welt zu vermitteln, sich Publikum, Claqueurs zu erwerben? Ja er ist zu feige, rief sie, zu geizig, selbst einen Salon zu eröffnen für Alles, was hierorts die Stadt an Geist besitzt, was die tonangebenden Mächte vernachlässigen! So macht er sich eine Winkelexistenz, läßt sich dort die von der Brennicke zusammengetrommelten Berühmtheiten vorstellen, bildet sich ein, ihnen einen unvergeßlichen Eindruck

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/94>, abgerufen am 24.11.2024.