Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Nichts von seinem Vorhaben erfahren. Die Wohnung hatte er gefunden. Aber am Tage Besuch machen, in den schwarzen Kleidern, die er doch ständig tragen mußte, und wo ihm überall Bekannte begegnen konnten - er hatte die Schwierigkeit seiner Lage vorher kaum so übersehen. Ein schüchternes zu einem Polizeidiener gesprochenes: Hat die Dame, die da oben im ersten Stock wohnt, einen guten Ruf -? hatte ein barsches: Was geht das mich und Sie an! zur Folge. Der Mann der heiligen Hermandad war an dieser Straßenecke nur für das richtige Ausweichen der Wagen und die Nichtbenutzung des berühmten Gang-Trottoirs für Handfuhrwerk postirt. Merkus verschob seinen Besuch, bei welchem er als Motiv das Interesse einer hohen Persönlichkeit vorschützen wollte, die er nicht näher bezeichnen könnte, auf den Abend. Um sieben Uhr wurde es dunkler; um acht noch dunkler. Er ging sichrer um acht. Ein Miethwagen verbarg seine Schritte. Schon das Aussteigen war ja gefährlich in einer so angeberischen Stadt. Um den Aufenthalt zu vermeiden, hatte er den Kutscher vorherbezahlt. Traf er die Dame nicht, so hatte sich doch schon für morgen sein Wiederkommen bequemer eingeleitet. Wie erstaunte er, als er an dem Hause anfahrend vor Fuhrwerken kaum durchkommen konnte! Die elegantesten Equipagen standen vor dem Hause! Nichts von seinem Vorhaben erfahren. Die Wohnung hatte er gefunden. Aber am Tage Besuch machen, in den schwarzen Kleidern, die er doch ständig tragen mußte, und wo ihm überall Bekannte begegnen konnten – er hatte die Schwierigkeit seiner Lage vorher kaum so übersehen. Ein schüchternes zu einem Polizeidiener gesprochenes: Hat die Dame, die da oben im ersten Stock wohnt, einen guten Ruf –? hatte ein barsches: Was geht das mich und Sie an! zur Folge. Der Mann der heiligen Hermandad war an dieser Straßenecke nur für das richtige Ausweichen der Wagen und die Nichtbenutzung des berühmten Gang-Trottoirs für Handfuhrwerk postirt. Merkus verschob seinen Besuch, bei welchem er als Motiv das Interesse einer hohen Persönlichkeit vorschützen wollte, die er nicht näher bezeichnen könnte, auf den Abend. Um sieben Uhr wurde es dunkler; um acht noch dunkler. Er ging sichrer um acht. Ein Miethwagen verbarg seine Schritte. Schon das Aussteigen war ja gefährlich in einer so angeberischen Stadt. Um den Aufenthalt zu vermeiden, hatte er den Kutscher vorherbezahlt. Traf er die Dame nicht, so hatte sich doch schon für morgen sein Wiederkommen bequemer eingeleitet. Wie erstaunte er, als er an dem Hause anfahrend vor Fuhrwerken kaum durchkommen konnte! Die elegantesten Equipagen standen vor dem Hause! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0113" n="107"/> Nichts von seinem Vorhaben erfahren. Die Wohnung hatte er gefunden. Aber am Tage Besuch machen, in den schwarzen Kleidern, die er doch ständig tragen mußte, und wo ihm überall Bekannte begegnen konnten – er hatte die Schwierigkeit seiner Lage vorher kaum so übersehen. Ein schüchternes zu einem Polizeidiener gesprochenes: Hat die Dame, die da oben im ersten Stock wohnt, einen guten Ruf –? hatte ein barsches: Was geht das mich und Sie an! zur Folge. Der Mann der heiligen Hermandad war an dieser Straßenecke nur für das richtige Ausweichen der Wagen und die Nichtbenutzung des berühmten Gang-Trottoirs für Handfuhrwerk postirt.</p> <p>Merkus verschob seinen Besuch, bei welchem er als Motiv das Interesse einer hohen Persönlichkeit vorschützen wollte, die er nicht näher bezeichnen könnte, auf den Abend. Um sieben Uhr wurde es dunkler; um acht noch dunkler. Er ging sichrer um acht. Ein Miethwagen verbarg seine Schritte. Schon das Aussteigen war ja gefährlich in einer so angeberischen Stadt. Um den Aufenthalt zu vermeiden, hatte er den Kutscher vorherbezahlt. Traf er die Dame nicht, so hatte sich doch schon für morgen sein Wiederkommen bequemer eingeleitet.</p> <p>Wie erstaunte er, als er an dem Hause anfahrend vor Fuhrwerken kaum durchkommen konnte! Die elegantesten Equipagen standen vor dem Hause!</p> </div> </body> </text> </TEI> [107/0113]
Nichts von seinem Vorhaben erfahren. Die Wohnung hatte er gefunden. Aber am Tage Besuch machen, in den schwarzen Kleidern, die er doch ständig tragen mußte, und wo ihm überall Bekannte begegnen konnten – er hatte die Schwierigkeit seiner Lage vorher kaum so übersehen. Ein schüchternes zu einem Polizeidiener gesprochenes: Hat die Dame, die da oben im ersten Stock wohnt, einen guten Ruf –? hatte ein barsches: Was geht das mich und Sie an! zur Folge. Der Mann der heiligen Hermandad war an dieser Straßenecke nur für das richtige Ausweichen der Wagen und die Nichtbenutzung des berühmten Gang-Trottoirs für Handfuhrwerk postirt.
Merkus verschob seinen Besuch, bei welchem er als Motiv das Interesse einer hohen Persönlichkeit vorschützen wollte, die er nicht näher bezeichnen könnte, auf den Abend. Um sieben Uhr wurde es dunkler; um acht noch dunkler. Er ging sichrer um acht. Ein Miethwagen verbarg seine Schritte. Schon das Aussteigen war ja gefährlich in einer so angeberischen Stadt. Um den Aufenthalt zu vermeiden, hatte er den Kutscher vorherbezahlt. Traf er die Dame nicht, so hatte sich doch schon für morgen sein Wiederkommen bequemer eingeleitet.
Wie erstaunte er, als er an dem Hause anfahrend vor Fuhrwerken kaum durchkommen konnte! Die elegantesten Equipagen standen vor dem Hause!
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