Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Graf Udo erhob sich aber. Er war in einer Stimmung, die ihm das ganze Leben verleidete. In einem Tone, den sein Schwager an ihm noch nicht kannte, fuhr er mit den Worten heraus: Quält mich nicht ewig, Ihr unerträglichen Bettler, die Ihr Euch in unsre Familie geschlichen habt! Es ist gradezu Alles geschehen, um Euch zufrieden zu stellen! Aber vom Zuchthause kann ich Dich nicht freimachen, wenn es nun einmal im Gesetzbuch für Dich vorgesehen ist. Die von mir wohldurchschaute, tiefverachtete Art, fuhr der aufs Höchste Entrüstete auf- und abgehend fort, wie Ihr alte Schulden auf die Verabredungen zu Adas Heirath zu übertragen verstandet, hat mich gradezu unfähig gemacht, irgend einer Rechnung zu trauen, die ich über Adas Bedürfnisse bekomme! Sind das adlige Manieren? Ist das adlige Conduite? Forbeck zuckte über diese Anschuldigungen mitleidig die Achseln und sagte mit zurückgehaltener Bosheit: Mein sterbender Vater hätte sich nur Alles hübsch schriftlich geben lassen sollen! Dann würdet Ihr anders gegen mich verfahren, rief der Graf empört. Das der Dank für die Treue, die ich der Tradition eingehalten habe! Eine längere Pause trat ein. Forbeck begann im scheinbar unbeleidigten Tone: Ich höre vom ungeheuern Ertrage Deiner Abholzungen. Graf Udo erhob sich aber. Er war in einer Stimmung, die ihm das ganze Leben verleidete. In einem Tone, den sein Schwager an ihm noch nicht kannte, fuhr er mit den Worten heraus: Quält mich nicht ewig, Ihr unerträglichen Bettler, die Ihr Euch in unsre Familie geschlichen habt! Es ist gradezu Alles geschehen, um Euch zufrieden zu stellen! Aber vom Zuchthause kann ich Dich nicht freimachen, wenn es nun einmal im Gesetzbuch für Dich vorgesehen ist. Die von mir wohldurchschaute, tiefverachtete Art, fuhr der aufs Höchste Entrüstete auf- und abgehend fort, wie Ihr alte Schulden auf die Verabredungen zu Adas Heirath zu übertragen verstandet, hat mich gradezu unfähig gemacht, irgend einer Rechnung zu trauen, die ich über Adas Bedürfnisse bekomme! Sind das adlige Manieren? Ist das adlige Conduite? Forbeck zuckte über diese Anschuldigungen mitleidig die Achseln und sagte mit zurückgehaltener Bosheit: Mein sterbender Vater hätte sich nur Alles hübsch schriftlich geben lassen sollen! Dann würdet Ihr anders gegen mich verfahren, rief der Graf empört. Das der Dank für die Treue, die ich der Tradition eingehalten habe! Eine längere Pause trat ein. Forbeck begann im scheinbar unbeleidigten Tone: Ich höre vom ungeheuern Ertrage Deiner Abholzungen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0155" n="149"/> <p> Graf Udo erhob sich aber. Er war in einer Stimmung, die ihm das ganze Leben verleidete. In einem Tone, den sein Schwager an ihm noch nicht kannte, fuhr er mit den Worten heraus: Quält mich nicht ewig, Ihr unerträglichen Bettler, die Ihr Euch in unsre Familie geschlichen habt! Es ist gradezu Alles geschehen, um Euch zufrieden zu stellen! Aber vom Zuchthause kann ich Dich nicht freimachen, wenn es nun einmal im Gesetzbuch für Dich vorgesehen ist. Die von mir wohldurchschaute, tiefverachtete Art, fuhr der aufs Höchste Entrüstete auf- und abgehend fort, wie Ihr alte Schulden auf die Verabredungen zu Adas Heirath zu übertragen verstandet, hat mich gradezu unfähig gemacht, irgend einer Rechnung zu trauen, die ich über Adas Bedürfnisse bekomme! Sind das adlige Manieren? Ist das adlige Conduite?</p> <p>Forbeck zuckte über diese Anschuldigungen mitleidig die Achseln und sagte mit zurückgehaltener Bosheit: Mein sterbender Vater hätte sich nur Alles hübsch schriftlich geben lassen sollen!</p> <p>Dann würdet Ihr anders gegen mich verfahren, rief der Graf empört. Das der Dank für die Treue, die ich der Tradition eingehalten habe!</p> <p>Eine längere Pause trat ein.</p> <p>Forbeck begann im scheinbar unbeleidigten Tone: Ich höre vom ungeheuern Ertrage Deiner Abholzungen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [149/0155]
Graf Udo erhob sich aber. Er war in einer Stimmung, die ihm das ganze Leben verleidete. In einem Tone, den sein Schwager an ihm noch nicht kannte, fuhr er mit den Worten heraus: Quält mich nicht ewig, Ihr unerträglichen Bettler, die Ihr Euch in unsre Familie geschlichen habt! Es ist gradezu Alles geschehen, um Euch zufrieden zu stellen! Aber vom Zuchthause kann ich Dich nicht freimachen, wenn es nun einmal im Gesetzbuch für Dich vorgesehen ist. Die von mir wohldurchschaute, tiefverachtete Art, fuhr der aufs Höchste Entrüstete auf- und abgehend fort, wie Ihr alte Schulden auf die Verabredungen zu Adas Heirath zu übertragen verstandet, hat mich gradezu unfähig gemacht, irgend einer Rechnung zu trauen, die ich über Adas Bedürfnisse bekomme! Sind das adlige Manieren? Ist das adlige Conduite?
Forbeck zuckte über diese Anschuldigungen mitleidig die Achseln und sagte mit zurückgehaltener Bosheit: Mein sterbender Vater hätte sich nur Alles hübsch schriftlich geben lassen sollen!
Dann würdet Ihr anders gegen mich verfahren, rief der Graf empört. Das der Dank für die Treue, die ich der Tradition eingehalten habe!
Eine längere Pause trat ein.
Forbeck begann im scheinbar unbeleidigten Tone: Ich höre vom ungeheuern Ertrage Deiner Abholzungen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-02-19T11:57:26Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-02-19T11:57:26Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-3<a>)
(2014-02-19T11:57:26Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |