Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Prinzessinnen sind Sklaven gegen Euch! Je höher hinauf, desto mehr Hemmung der freien Bewegung! Friedrich der Große entfloh, um endlich Freiheit der Bewegung als Mensch zu gewinnen! An der nächsten Straßenecke schon standen Fiaker. Röhrhofweg Nr. 15! Ein Gäßchen an einem freien Platze! Diese Adresse rief sie mit kräftiger gemachter Baßstimme, so daß der schlafende Kutscher aufwachte und sogleich Anstalt machte, dem blitzschnell in den "Klapperkasten" (Saschas und Zerline Luzius' Styl) springenden Wesen die gewünschte Fortbewegung allmälig zu verschaffen. Während noch Decken und Futtersäcke den Kutscher beschäftigten, vollendete Ada ihre geistige Metamorphose in einen Mann. Warum soll ich nicht rasen? sprach sie dabei zu sich selbst. Ich bin eben verliebt! Und er ist es auch, hat aber keine Courage! Die Freundschaft für Udo, die Furcht vor dem Vater und der große Bulldogg, öffentliche Meinung und Sittlichkeit genannt, bedrücken ihn! Ich will ihn frei machen! Was will er denn thun, wenn ich handle wie eine Dienstmagd, die sich aus verschmähter Liebe unter die Locomotive wirft! Die Menschen begreifen das Alles nicht und lachen! Was soll ich denn thun, wenn er nicht endlich kommt? Er ist doch mein Sein, mein Ich, mein Alles! Ohne seinen Athem, seine Worte gehe ich zu Grunde! Er Prinzessinnen sind Sklaven gegen Euch! Je höher hinauf, desto mehr Hemmung der freien Bewegung! Friedrich der Große entfloh, um endlich Freiheit der Bewegung als Mensch zu gewinnen! An der nächsten Straßenecke schon standen Fiaker. Röhrhofweg Nr. 15! Ein Gäßchen an einem freien Platze! Diese Adresse rief sie mit kräftiger gemachter Baßstimme, so daß der schlafende Kutscher aufwachte und sogleich Anstalt machte, dem blitzschnell in den „Klapperkasten“ (Saschas und Zerline Luzius’ Styl) springenden Wesen die gewünschte Fortbewegung allmälig zu verschaffen. Während noch Decken und Futtersäcke den Kutscher beschäftigten, vollendete Ada ihre geistige Metamorphose in einen Mann. Warum soll ich nicht rasen? sprach sie dabei zu sich selbst. Ich bin eben verliebt! Und er ist es auch, hat aber keine Courage! Die Freundschaft für Udo, die Furcht vor dem Vater und der große Bulldogg, öffentliche Meinung und Sittlichkeit genannt, bedrücken ihn! Ich will ihn frei machen! Was will er denn thun, wenn ich handle wie eine Dienstmagd, die sich aus verschmähter Liebe unter die Locomotive wirft! Die Menschen begreifen das Alles nicht und lachen! Was soll ich denn thun, wenn er nicht endlich kommt? Er ist doch mein Sein, mein Ich, mein Alles! Ohne seinen Athem, seine Worte gehe ich zu Grunde! Er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0178" n="172"/> Prinzessinnen sind Sklaven gegen Euch! Je höher hinauf, desto mehr Hemmung der freien Bewegung! Friedrich der Große entfloh, um endlich Freiheit der Bewegung als Mensch zu gewinnen!</p> <p>An der nächsten Straßenecke schon standen Fiaker. Röhrhofweg Nr. 15! Ein Gäßchen an einem freien Platze! Diese Adresse rief sie mit kräftiger gemachter Baßstimme, so daß der schlafende Kutscher aufwachte und sogleich Anstalt machte, dem blitzschnell in den „Klapperkasten“ (Saschas und Zerline Luzius’ Styl) springenden Wesen die gewünschte Fortbewegung allmälig zu verschaffen. Während noch Decken und Futtersäcke den Kutscher beschäftigten, vollendete Ada ihre geistige Metamorphose in einen Mann. Warum soll ich nicht rasen? sprach sie dabei zu sich selbst. Ich bin eben verliebt! Und er ist es auch, hat aber keine Courage! Die Freundschaft für Udo, die Furcht vor dem Vater und der große Bulldogg, öffentliche Meinung und Sittlichkeit genannt, bedrücken ihn! Ich will ihn frei machen! Was will er denn thun, wenn ich handle wie eine Dienstmagd, die sich aus verschmähter Liebe unter die Locomotive wirft! Die Menschen begreifen das Alles nicht und lachen! Was soll ich denn thun, wenn er nicht endlich kommt? Er ist doch mein Sein, mein Ich, mein Alles! Ohne seinen Athem, seine Worte gehe ich zu Grunde! Er </p> </div> </body> </text> </TEI> [172/0178]
Prinzessinnen sind Sklaven gegen Euch! Je höher hinauf, desto mehr Hemmung der freien Bewegung! Friedrich der Große entfloh, um endlich Freiheit der Bewegung als Mensch zu gewinnen!
An der nächsten Straßenecke schon standen Fiaker. Röhrhofweg Nr. 15! Ein Gäßchen an einem freien Platze! Diese Adresse rief sie mit kräftiger gemachter Baßstimme, so daß der schlafende Kutscher aufwachte und sogleich Anstalt machte, dem blitzschnell in den „Klapperkasten“ (Saschas und Zerline Luzius’ Styl) springenden Wesen die gewünschte Fortbewegung allmälig zu verschaffen. Während noch Decken und Futtersäcke den Kutscher beschäftigten, vollendete Ada ihre geistige Metamorphose in einen Mann. Warum soll ich nicht rasen? sprach sie dabei zu sich selbst. Ich bin eben verliebt! Und er ist es auch, hat aber keine Courage! Die Freundschaft für Udo, die Furcht vor dem Vater und der große Bulldogg, öffentliche Meinung und Sittlichkeit genannt, bedrücken ihn! Ich will ihn frei machen! Was will er denn thun, wenn ich handle wie eine Dienstmagd, die sich aus verschmähter Liebe unter die Locomotive wirft! Die Menschen begreifen das Alles nicht und lachen! Was soll ich denn thun, wenn er nicht endlich kommt? Er ist doch mein Sein, mein Ich, mein Alles! Ohne seinen Athem, seine Worte gehe ich zu Grunde! Er
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