Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Achtes Kapitel. Freund, Freund, ich bin überglücklich, ich hatte selige Stunden, aber mein Streben wird dahin sein! Oder wie soll ich nun Alles ausgleichen zum gewöhnlichen Gange der Dinge! Zur leidenschaftlosen Beurtheilung meiner Person in der gewöhnlichen Welt! Und dann meine Familie! Meine Freunde! Viele sind darunter, die mir vielleicht ganz aufkündigen! Philisterismus und Frauenurtheil beherrschen ja die Welt! So sprach sich Ottomar in den Armen Wolnys aus, dem er den Verlauf von dem märchenhaften Abende vorher wahrheitsgetreu erzählt hatte. Ich hatte keine Besinnung mehr! fuhr er fort. Ich sah nicht das blühende schöne junge Weib in meinem stillen Zimmer, ich fühlte es nur! Sie lag an meinem Herzen wie ein jüngerer Bruder - ich blickte kaum hin! Schalkheit, List, Uebermuth, Liebesgluth, Alles verband sich, daß man ein Laternenpfahl hätte sein müssen, wenn man, ich sage gradezu, nicht Mitleid mit dieser weiblichen Achtes Kapitel. Freund, Freund, ich bin überglücklich, ich hatte selige Stunden, aber mein Streben wird dahin sein! Oder wie soll ich nun Alles ausgleichen zum gewöhnlichen Gange der Dinge! Zur leidenschaftlosen Beurtheilung meiner Person in der gewöhnlichen Welt! Und dann meine Familie! Meine Freunde! Viele sind darunter, die mir vielleicht ganz aufkündigen! Philisterismus und Frauenurtheil beherrschen ja die Welt! So sprach sich Ottomar in den Armen Wolnys aus, dem er den Verlauf von dem märchenhaften Abende vorher wahrheitsgetreu erzählt hatte. Ich hatte keine Besinnung mehr! fuhr er fort. Ich sah nicht das blühende schöne junge Weib in meinem stillen Zimmer, ich fühlte es nur! Sie lag an meinem Herzen wie ein jüngerer Bruder – ich blickte kaum hin! Schalkheit, List, Uebermuth, Liebesgluth, Alles verband sich, daß man ein Laternenpfahl hätte sein müssen, wenn man, ich sage gradezu, nicht Mitleid mit dieser weiblichen <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0188" n="182"/> <div n="1"> <head>Achtes Kapitel. </head><lb/> <p><hi rendition="#in">F</hi>reund, Freund, ich bin überglücklich, ich hatte selige Stunden, aber mein Streben wird dahin sein! Oder wie soll ich nun Alles ausgleichen zum gewöhnlichen Gange der Dinge! Zur leidenschaftlosen Beurtheilung meiner Person in der gewöhnlichen Welt! Und dann meine Familie! Meine Freunde! Viele sind darunter, die mir vielleicht ganz aufkündigen! Philisterismus und Frauenurtheil beherrschen ja die Welt!</p> <p>So sprach sich Ottomar in den Armen Wolnys aus, dem er den Verlauf von dem märchenhaften Abende vorher wahrheitsgetreu erzählt hatte. Ich hatte keine Besinnung mehr! fuhr er fort. Ich sah nicht das blühende schöne junge Weib in meinem stillen Zimmer, ich fühlte es nur! Sie lag an meinem Herzen wie ein jüngerer Bruder – ich blickte kaum hin! Schalkheit, List, Uebermuth, Liebesgluth, Alles verband sich, daß man ein Laternenpfahl hätte sein müssen, wenn man, ich sage gradezu, nicht Mitleid mit dieser weiblichen </p> </div> </body> </text> </TEI> [182/0188]
Achtes Kapitel.
Freund, Freund, ich bin überglücklich, ich hatte selige Stunden, aber mein Streben wird dahin sein! Oder wie soll ich nun Alles ausgleichen zum gewöhnlichen Gange der Dinge! Zur leidenschaftlosen Beurtheilung meiner Person in der gewöhnlichen Welt! Und dann meine Familie! Meine Freunde! Viele sind darunter, die mir vielleicht ganz aufkündigen! Philisterismus und Frauenurtheil beherrschen ja die Welt!
So sprach sich Ottomar in den Armen Wolnys aus, dem er den Verlauf von dem märchenhaften Abende vorher wahrheitsgetreu erzählt hatte. Ich hatte keine Besinnung mehr! fuhr er fort. Ich sah nicht das blühende schöne junge Weib in meinem stillen Zimmer, ich fühlte es nur! Sie lag an meinem Herzen wie ein jüngerer Bruder – ich blickte kaum hin! Schalkheit, List, Uebermuth, Liebesgluth, Alles verband sich, daß man ein Laternenpfahl hätte sein müssen, wenn man, ich sage gradezu, nicht Mitleid mit dieser weiblichen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-02-19T11:57:26Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-02-19T11:57:26Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-3<a>)
(2014-02-19T11:57:26Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |