Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Alles, was möglich war, herauszuschlagen, aber Schindler war Nachlaßverwalter, strenger Vormund, und handelte energisch. Sein Humor verließ ihn dabei nicht. Er machte Jagd auf Ehepartieen für die beiden Mädchen. Und siehe da! Dieterici, der sich ein kleines Verwaltungsamt nach dem andern verschafft hatte und auf eine Brochüre hin: "Das Urproblem der Gesellschaft. Zur Lösung der socialen Frage", bei einem unsrer kleinen Fürsten Hofrath geworden war (die Lösung bestand trotz seiner Philosophie und Poesie einfach in einer umgekehrten Richtung der Krupp'schen Kanonen), ging ihn eines Tages selbst um zwei vacante Vorstandsposten bei Stiftungen an, über die Schindler mitzusprechen hatte. Und da gleichzeitig Jean Vogler als Kreisrichter zwar nicht nach Inowraclaw, aber nicht weit ab, in die Gegend von Krotoschin versetzt wurde, und Schindler einen Vorschuß von 875 Thalern 22 Groschen 7 Pfennigen, den Luzius dem Bonvivant geliehen, gebucht vorfand, so machte er Beiden - Vogler war außer sich wegen einer angedrohten Schuldeinforderung - die Bedingung: Du bekommst die beiden Rendantenstellen und gegen Dich strenge ich die Klage um sofortige Einzahlung oder Pfändung nicht an, wenn Ihr mir eine der Töchter meines Freundes Luzius wegheirathet! Sascha und Zerline - gleichviel welche! Macht das untereinander Alles, was möglich war, herauszuschlagen, aber Schindler war Nachlaßverwalter, strenger Vormund, und handelte energisch. Sein Humor verließ ihn dabei nicht. Er machte Jagd auf Ehepartieen für die beiden Mädchen. Und siehe da! Dieterici, der sich ein kleines Verwaltungsamt nach dem andern verschafft hatte und auf eine Brochüre hin: „Das Urproblem der Gesellschaft. Zur Lösung der socialen Frage“, bei einem unsrer kleinen Fürsten Hofrath geworden war (die Lösung bestand trotz seiner Philosophie und Poesie einfach in einer umgekehrten Richtung der Krupp’schen Kanonen), ging ihn eines Tages selbst um zwei vacante Vorstandsposten bei Stiftungen an, über die Schindler mitzusprechen hatte. Und da gleichzeitig Jean Vogler als Kreisrichter zwar nicht nach Inowraclaw, aber nicht weit ab, in die Gegend von Krotoschin versetzt wurde, und Schindler einen Vorschuß von 875 Thalern 22 Groschen 7 Pfennigen, den Luzius dem Bonvivant geliehen, gebucht vorfand, so machte er Beiden – Vogler war außer sich wegen einer angedrohten Schuldeinforderung – die Bedingung: Du bekommst die beiden Rendantenstellen und gegen Dich strenge ich die Klage um sofortige Einzahlung oder Pfändung nicht an, wenn Ihr mir eine der Töchter meines Freundes Luzius wegheirathet! Sascha und Zerline – gleichviel welche! Macht das untereinander <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0275" n="269"/> Alles, was möglich war, herauszuschlagen, aber Schindler war Nachlaßverwalter, strenger Vormund, und handelte energisch. Sein Humor verließ ihn dabei nicht. Er machte Jagd auf Ehepartieen für die beiden Mädchen. Und siehe da! Dieterici, der sich ein kleines Verwaltungsamt nach dem andern verschafft hatte und auf eine Brochüre hin: „Das Urproblem der Gesellschaft. Zur Lösung der socialen Frage“, bei einem unsrer kleinen Fürsten Hofrath geworden war (die Lösung bestand trotz seiner Philosophie und Poesie einfach in einer umgekehrten Richtung der Krupp’schen Kanonen), ging ihn eines Tages selbst um zwei vacante Vorstandsposten bei Stiftungen an, über die Schindler mitzusprechen hatte. Und da gleichzeitig Jean Vogler als Kreisrichter zwar nicht nach Inowraclaw, aber nicht weit ab, in die Gegend von Krotoschin versetzt wurde, und Schindler einen Vorschuß von 875 Thalern 22 Groschen 7 Pfennigen, den Luzius dem Bonvivant geliehen, gebucht vorfand, so machte er Beiden – Vogler war außer sich wegen einer angedrohten Schuldeinforderung – die Bedingung: Du bekommst die beiden Rendantenstellen und gegen Dich strenge ich die Klage um sofortige Einzahlung oder Pfändung nicht an, wenn Ihr mir eine der Töchter meines Freundes Luzius wegheirathet! Sascha und Zerline – gleichviel welche! Macht das untereinander </p> </div> </body> </text> </TEI> [269/0275]
Alles, was möglich war, herauszuschlagen, aber Schindler war Nachlaßverwalter, strenger Vormund, und handelte energisch. Sein Humor verließ ihn dabei nicht. Er machte Jagd auf Ehepartieen für die beiden Mädchen. Und siehe da! Dieterici, der sich ein kleines Verwaltungsamt nach dem andern verschafft hatte und auf eine Brochüre hin: „Das Urproblem der Gesellschaft. Zur Lösung der socialen Frage“, bei einem unsrer kleinen Fürsten Hofrath geworden war (die Lösung bestand trotz seiner Philosophie und Poesie einfach in einer umgekehrten Richtung der Krupp’schen Kanonen), ging ihn eines Tages selbst um zwei vacante Vorstandsposten bei Stiftungen an, über die Schindler mitzusprechen hatte. Und da gleichzeitig Jean Vogler als Kreisrichter zwar nicht nach Inowraclaw, aber nicht weit ab, in die Gegend von Krotoschin versetzt wurde, und Schindler einen Vorschuß von 875 Thalern 22 Groschen 7 Pfennigen, den Luzius dem Bonvivant geliehen, gebucht vorfand, so machte er Beiden – Vogler war außer sich wegen einer angedrohten Schuldeinforderung – die Bedingung: Du bekommst die beiden Rendantenstellen und gegen Dich strenge ich die Klage um sofortige Einzahlung oder Pfändung nicht an, wenn Ihr mir eine der Töchter meines Freundes Luzius wegheirathet! Sascha und Zerline – gleichviel welche! Macht das untereinander
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